Dazu waren Mitglieder der Gesangsklasse von Elisabeth Wacker aus Reutlingen in das weiträumige Oval des Marmorsaales gekommen. Acht junge Leute, die diesem Abend eine bezaubernde Frische auf einem erstaunlich hohen sängerischen Niveau verliehen haben. Ihre Vielseitigkeit, ihr Charme, ihre Sicherheit, ihre Freude am Singen, ihre technische Stabilität harmonieren mit feiner Tongebung und mit sprachlicher Genauigkeit- und über allem steht der entwickelte schöne Ton. Ein natürlicher Glanz, der frei und leicht aus den Stimmbändern schwingt. Nichts wirkt hier forciert, denn alles ist gewachsen. In gründlicher Arbeit und einer wunderbaren pädagogischen Fürsorge, die sich Zeit nimmt für jede junge Begabung.
Mit Pep und guter Laune
Ob einzeln oder im Ensemble: Die Wacker-Schützlinge singen nicht nur mit Schwung und Pep und guter Laune, sie bewegen sich auch in und mit der Musik. Die Gestik stimmt. Die Mimik stimmt. Ihr Lachen ist ungekünstelt. Ihr Vortrag lebt. Wenn die jungen Damen ihre hohen Töne ausbreiten, dann stemmen sie nichts nach oben, sondern dann verbinden sie Wohllaut und Kraft auf graziöse Weise und füllen diese hohen Töne und lassen sie aufgehen - wunderschön. Die Herren stehen ihnen nicht nach. Sie singen mit geschmeidiger Sonorität, mit Eleganz und Witz und punkten mit Ausgeglichenheit in allen Lagen.Cole Porter hat flotte und auch sehr ernste Songs geschrieben. Beide hatten ihren Platz im Programm. »Begin the Beguine« mit den lockenden Rumba-Rhythmen auf der einen Seite und auf der anderen der andächtige Ernst von »In the Still of the Night«, um nur zwei Beispiele zu nennen. Den ganzen Cole Porter holten die jungen Gäste mit ihrem Streifzug durch »Kiss Me Kate« aufs Podium. Hier wurde hinreißend gesungen. Mit Temperament und Farbe. Zum Entzücken eines Publikums, das am Ende großen Beifall spendete. Mit einem Crescendo für die Mutter all dieser hervorragenden Leistungen, für Elisabeth Wacker.
Ines Martinez hatte durch den Abend geführt und ihn selbst auch singend bereichert - mit einer kultivierten, weich und klar strahlenden Stimme, die über viele Ausdrucksnuancen verfügt. Eine Klasse für sich war der 18-jährige Thomas Jagusch am Flügel. Der spielt mit einer Freude und einer Sicherheit und einem Elan, dass einem Ohren und Herz aufgehen. Durch ihn und all die anderen, durch Janike Knies, Kathrin Götz, Ricarda Rauch, Daniel Thiersch, Jens Sippel und seine Frau Katrin, durch Helena Walker und Leopold Lorenzoni, wurde das Versprechen der Haake-Stiftung, junge kunstbegeisterte Menschen zu fördern, aufs Schönste eingelöst. (hdw)