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Stef Stagel zeigt Kreisförmiges in der Reutlinger Galerie Maas

Sich ohne Hilfsmittel der Kreisform anzunähern, hat sich die Künstlerin Stef Stagel zur Aufgabe gemacht. Die Reutlinger Galerie Maas zeigt, wie die unvermeidliche Abweichung zum wesentlichen Element wird.

Die Mitte bleibt leer: Überlagerung von Kreisformen in der Ausstellung von Stef Stagel.
Die Mitte bleibt leer: Überlagerung von Kreisformen in der Ausstellung von Stef Stagel. Foto: Armin Knauer
Die Mitte bleibt leer: Überlagerung von Kreisformen in der Ausstellung von Stef Stagel.
Foto: Armin Knauer

REUTLINGEN. Die Kreisform hat es Stef Stagel angetan. Weil sie Hierarchien ausschließt. Weil sie eine leere Mitte umfängt. Und sich somit dem Diktum unserer Zeit entzieht, das da lautet: Lege dich fest. Stef Stagels Zeichnungen, die sie bis 28. November in der Galerie Reinhold Maas in der Reutlinger Gartenstraße 49 zeigt (Mittwoch bis Freitag 11 bis 18 Uhr, Samstag 11 bis 14 Uhr), legen sich nicht fest. Noch nicht einmal auf die exakte Kreisform.

Die Kirchheimerin, deren Arbeit sich im Spannungsfeld von Konzeptkunst und Konkreter Kunst bewegt, hat sich vorgegeben, die Kreise ohne jedes Hilfsmittel zu zeichnen. Weshalb sie immer nur Annäherung sind. Was das Ungreifbare betont, das ohnehin in der Kreisform liegt. An nichts kann sich der Betrachter hier festhalten. Nicht an einer zentralen Mitte - die ist im Kreis bekanntlich leer. Hier aber nicht einmal an einer exakten Kreisform.

Fehlen von Hierarchien

Genau dieses Fehlen jeder Hierarchie treibt Stagel in weiteren Arbeiten auf die Spitze. Sie setzt Kreisformen als scheinbar unendliche Reihe aneinander, sodass Gitterstrukturen entstehen. Diese überlagert sie in kontrastierender Farbgebung, Blau über Rot, was zu reizvollen Verschiebungen führt. Das »Unhierarchische« betont sie noch, in dem sie diese Formen mit Finelinern zeichnet. Deren feine Linienstärke scheint gar nicht zu den großen Formaten zu passen. Man erlebt als Betrachter förmlich die Mühe des Strich-an-Strich-Setzens mit. Auch dieser Effekt ist intendiert.

Schließlich gehört zu diesem Teil der Ausstellung auch eine Entdeckungsreise nach Kreisformen im Alltag. Stagel hat Fotografien dazu an einer Wand gruppiert: ein kreisrunder Busch in Aufsicht, der Verschlussstein eines Poller-Lochs, eine Zeichenschablone - überall Kreise.

Überarbeitete Modefotos

Der Kreis-Teil der Ausstellung mit dem Titel »das nichts umfassen« ist für Stagel eine Rückkehr zu ihren Wurzeln in der Zeichnung. Vorher hat sie lange mit der Überarbeitung von Fotografien gearbeitet. Das ist in den oberen Räumen der Galerie zu sehen. Hier greift Stagel Fotos aus Modemagazinen heraus, sucht darin grafische Muster und lässt sie weiterwuchern. So verschwindet ein Model hinter den Karostrukturen seines Blazers. Die grafischen Strukturen machen sich selbstständig, verdrängen das Abbildhafte, holen das Bild in die Sphäre der Abstraktion. In der die dingliche Welt wie eine Erinnerung durchschimmert. Auch das hat seinen Reiz. (GEA)