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Starkes Finale: Reutlinger Jazzfrühling endet mit Gee Hye Lee und Gästen

Viel Begeisterung beim Jazzfrühling-Ausklang mit dem Gee Hye Lee Trio und Gästen im ausverkauften Jazzclub in der Mitte. Insgesamt war der Andrang beim Festival aber ausbaufähig.

Die  in Stuttgart lebende koreanische Pianistin und Landesjazzpreisträgerin Gee Hye Lee begeisterte mit ihrem Ensemble im Jazzcl
Die in Stuttgart lebende koreanische Pianistin und Landesjazzpreisträgerin Gee Hye Lee begeisterte mit ihrem Ensemble im Jazzclub in der Mitte. Foto: Von Jürgen Spiess
Die in Stuttgart lebende koreanische Pianistin und Landesjazzpreisträgerin Gee Hye Lee begeisterte mit ihrem Ensemble im Jazzclub in der Mitte.
Foto: Von Jürgen Spiess

REUTLINGEN. Das Gee Hye Lee Trio mit den beiden Gastbläsern Jakob Bänsch und Sandi Kuhn sorgte zum Jazzfrühling-Ausklang für ein komplett ausverkauftes Haus. Dennoch fiel die Bilanz der diesjährigen Jazzfrühlings-Reihe »eher durchwachsen« aus, so Pressesprecher Robby Löffler: Circa 350 Besucher kamen zu den zehn Konzerten in den Jazzclub in der Mitte. Das entspricht einem Schnitt von nur rund 30 Jazzfans pro Konzert, wobei die gut 80 Besucher, die am Samstag den kleinen Jazzkeller bevölkerten, eingerechnet sind.

Messerscharfe Duelle

Die erlebten dafür ein spritziges Abschlusskonzert, bei dem ein Mix aus Eigenkompositionen und Standards, gewürzt mit filigranen Pianolinien der Bandleaderin und messerscharfen Bläserduellen zwischen Trompeter Jakob Bänsch und Tenorsaxofonist Sandi Kuhn geboten wurde. Die preisgekrönte Pianistin gab sich mal spielerisch und kokett, mal versteckte sie ihre Komplexität und ihre langjährige Erfahrung hinter einer humorvollen Fassade. Der Jazz der 47-Jährigen ist auf der einen Seite leicht, offen und unterhaltsam, aber zugleich ist er intensiv, treibend und mitunter so ekstatisch, dass das begeisterte Publikum nur staunen konnte über die Artistik, die die Koreanerin ganz selbstverständlich auf der Bühne präsentiert.

Nicht zuletzt ergänzte die ebenfalls sehr individuelle, rhythmische Art und Weise von Mareike Wiening und Axel Kühn, Schlagzeug und Kontrabass zu spielen, das Klavierspiel ihrer Chefin insoweit, als sich der Unterschied zwischen Rhythmus- und Lead-Instrument hier nur peripher ausdrückte. Alle drei hatten ihren Anteil an dem einnehmenden Charme des Bühnensounds. Sensibel, dann wieder explosiv in Szene gesetzte Breaks der Drummerin unterstützten Gee Hye Lees Fingerakrobatik mit dem benötigten rhythmischen Unterbau. Und auch Axel Kühn bewies einmal mehr, dass er mit seinem Anschlag und seiner Präsenz am Kontrabass jederzeit die Improvisierlust seiner Mitspieler anstacheln kann.

Spielfreudige Bläser

Locker, nicht überperfekt oder aufgesetzt, sondern extrem spielfreudig gingen auch und vor allem die zwei Bläser zu Werke, die sich mal als versonnen-versponnene Improvisatoren, mal als zurückhaltende Melodiker präsentierten. Ihre Stärken spielten Bänsch und Kuhn locker aus, aber es blieb auch Platz für das Ausloten von Gemeinsamkeiten. Das Programm des Abends bestand weitestgehend aus treibenden Abgehnummern wie dem Titelstück des neuen Albums »Encounters«, aus Standards wie »My Favorite Things« und Balladen wie dem hymnenartigen »Sangee« von Sandi Kuhn oder »A Letter to her«, einer zärtlichen Hommage an Gee Hyes Mutter.

Erst nach zwei umjubelten Zugaben ließen die begeisterten Besucher das Ensemble um Gee Hye Lee von der Bühne. Bleibt zu hoffen, dass diese Formation nicht das letzte Mal an der Echaz zu hören war und die Konzerte des nächsten Jazzfrühlings ebenso gut besucht werden. Und vielleicht findet sich bis dahin auch ein Nachfolger des scheidenden Kassierers Günter Schöll, nach dem die Verantwortlichen des Jazzclubs bereits seit zwei Jahren suchen. (GEA)