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Aktuell Kultur

Spritzige Unterhaltung

MÜNSINGEN. »Die Rheinsirenen, da werden Sie Ohren machen«, so kündigte Hermann Bohn, der Vorsitzende der Gesellschaft der Musikfreunde Münsingen, den Konzertabend »Südliche Nächte oder Granada ist überall« an. Nicht nur das bewahrheitete sich. Verführerisch glitzernd zog das perfekt eingespielte Damen-Sextett sein Publikum nicht etwa in die Tiefen des Rheins, vielmehr mit ungewöhnlich frischem Soundgewand in Bann und riss es zu begeisterten Beifallsstürmen hin.

Der Name »Die Rheinsirenen« steht für virtuose Instrumentalistinnen, aufregend neue Arrangements, einen über die Jahre der Zusammenarbeit gereiften, satten Band-Sound und jede Menge Spielfreude, die spontan überspringt.

Launig moderieren die Musikerinnen ihr Programm, führen ihr Publikum durch die Prärie des Wilden Westens, treffen dabei James Bond, parodieren gekonnt Opernmelodien, schmissig entsteht eine Carmen-Vision und »Granada« wird kurzerhand umfunktioniert zur Lobeshymne aufs Lieblingsauto. Melodien aus Gershwins »Porgy and Bess« klingen an. Und immer demonstriert das klassisch ausgebildete Sextett versierten Umgang mit den Instrumenten. Auf zehn verschiedenen Instrumenten zeigten sie, wie man sich mit professionellem Geschick fürs Arrangieren durch unterschiedliche musikalische Welten spielt.

Gesang ergänzte und bereicherte die jeweiligen Arrangements. Verena Schmidt-Wittmann, die elegant auf ihrer Geige brillierte, macht mit ihren oft ironisch vorgetragenen Melodien dem verführerischen Sog einer Sirene alle Ehre.

Im Verlauf der Schlag auf Schlag schmissig vorgetragenen »Nummern« nahm jede einzelne Sirene jede Gelegenheit wahr, auch solistisch zu glänzen, nicht ohne gagreich gespielte Konkurrenzstreitigkeiten.

Spanische Impressionen

Imponierend vorgetragen wurde »Auf in den Kampf« aus Bizets »Carmen« als Solo der Bassistin Antje Haury, während die Gitarristin Barbara Lechner mit spanischen Impressionen entzückte, nicht zu vergessen, dass diese erst durch die Kastagnetten und das führend rhythmische Engagement von Gabriele Jüttner am Schlagzeug richtig wirkungsvoll in Szene gesetzt werden konnten.

Was wären südliche Nächte ohne schluchzende Klarinette, jazzige Arrangements ohne den schmelzenden Sound des Saxofons? Dafür sorgte Melanie Werner hinreißend schön. Dorrit Bauerecker war unverzichtbar in der Klavierbegleitung, doch als sie zum Akkordeon griff, überzeugte sie beim Ritt durch den Wilden Westen mit diesem einmalig authentischen Sound, der in den Saloons in allen Western Stories Hintergrund und Stimmung macht.

Ein grandioser Abend, ein Sirenen-Sextett vor vollkommen ausverkauftem Haus, ein begeistert verführtes Publikum, großer Applaus! (elk)