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Solostück von Taoussanis feiert Premiere im Reutlinger Tonnekeller

Im Solostück »Songs of a Shrimp« von und mit Chrysi Taoussanis geht es um den Verlust von etwas, das nicht greifbar ist. Premiere ist im Café des Reutlinger Tonnekellers.

Das Team von »Songs of a Shrimp«: (von links) Musiker Bernhard Mohl, Regisseurin Karin Eppler, Schauspielerin und Texterin Chrys
Das Team von »Songs of a Shrimp«: (von links) Musiker Bernhard Mohl, Regisseurin Karin Eppler, Schauspielerin und Texterin Chrysi Taoussanis. Foto: Armin Knauer
Das Team von »Songs of a Shrimp«: (von links) Musiker Bernhard Mohl, Regisseurin Karin Eppler, Schauspielerin und Texterin Chrysi Taoussanis.
Foto: Armin Knauer

REUTLINGEN. Zwei Dinge muss man klarstellen, wenn vom Solostück »Songs of a Shrimp« die Rede ist, das am 17. Oktober seine Uraufführung im Reutlinger Tonnekeller feiert: Erstens ist es kein Liederabend. Zweitens geht es nicht um Shrimps. Die Garnele im Titel ist nur Symbol. Weil im frühen Stadium einer Schwangerschaft der Fötus auf dem Ultraschallbild ein bisschen wie eine Garnele aussieht.

Um eine Fehlgeburt geht es im einen Strang des Stücks. Im anderen um einen Mann, der seine Erinnerung verliert, der an Demenz leidet. In beiden Fällen geht etwas verloren, das nicht greifbar ist. Das Kind, das erst noch eines werden sollte. Die Persönlichkeit eines Menschen, der leiblich noch da ist. Von »uneindeutigen Verlusten« sprechen Psychologen wie die US-Amerikanerin Pauline Boss. Verluste, die ihre eigene Problematik haben. Weil die normale Trauerarbeit nicht funktioniert, der Trauerprozess unabgeschlossen bleibt.

Stück soll touren

Chrysi Taoussanis, vor allem als Darstellerin an der Tonne bekannt, hat sich für dieses Phänomen interessiert. Viel Fachliteratur gelesen. Demenz wie Fehlgeburten seien nicht selten in der Gesellschaft - und doch werde kaum darüber geredet. Diese Sprachlosigkeit will sie überwinden. Mit einem Erzähltheater, bei dem sie selbst in alle Rollen schlüpft. Nah und direkt soll das sein, aufgeführt in einem intimen Rahmen. Das Café im Spitalhofkeller bietet den wohnzimmerartigen Raum dafür. Weitere Aufführungen sind im Tübinger Masckara-Theater geplant. Danach soll das Stück touren, das trotz des Uraufführungsorts keine Tonne-Produktion ist. Taoussanis will damit zu den Betroffenen. Will es in Einrichtungen aufführen, die mit Fehlgeburten oder Demenz zu tun haben.

Aufführungsinfo

Das Stück »Songs of a Shrimp« von und mit Chrysi Taoussanis feiert am Donnerstag, 17. Oktober, um 20 Uhr Premiere im Café des Tonnekellers im Spitalhof. Weitere Aufführungen sind am 19. (20 Uhr) und 20. (18 Uhr) Oktober im Theater Masckara in Tübingen, Haaggasse 35, sowie am 26. Oktober (18 Uhr) und am 9. und 13. November (20 Uhr) im Tonnekeller im Spitalhof. (GEA)
www.chrysi.de

Ihr sei es wichtig gewesen, in die Thematik Leichtigkeit zu bringen, erzählt Taoussanis. Auch Humor. Und es sei ihr wichtig gewesen, beim Thema Fehlgeburt auch die Perspektive des Mannes mit einzubeziehen. Zentral ist auch die musikalische Schiene. Der Musiker und Komponist Bernhard Mohl ist mit Gitarre, Geige und Glockenspiel dabei. Mit eigener Musik und Geräuschen skizziert er Atmosphäre, arbeitet Stimmungen und Emotionen heraus. Gesungen freilich wird nicht.

Form des Erzähltheaters

Karin Eppler, schon oft für die Tonne tätig, äußerte sich glücklich, die Regie zu übernehmen. Das Erzähltheater, bei dem die Darstellerin zwischen der Rolle der Erzählerin und den handelnden Figuren hin und her springt, sei als Form sehr komplex, als Art des Erzählens wiederum sehr ursprünglich. Man müsse sehr genau die Übergänge und Rollenwechsel erarbeiten. Gerade weil alles sehr reduziert sei: Ein Tisch, zwei Stühle, eine Darstellerin ein Musiker - mehr brauche es nicht für das Stück. Das auch in Seminarräumen oder Gemeindesälen wirken soll. Diese Genauigkeit im Probenprozess hat auch Musiker Mohl begeistert. Taoussanis wiederum erläutert, das Springen von einer Rolle in die andere habe man irgendwann im Körper drin - das gehe wie automatisch. (GEA)