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Aktuell INTERVIEW

Singer-Songwriter Michael Schulte im GEA-Interview

Singer-Songwriter Michael Schulte über die Rolle seiner Familie für seine Künstlerkarriere

FLENSBURG. Er ist Deutschlands letzter erfolgreicher ESC-Vertreter, erreichte 2018 Platz vier mit seiner Ballade »You Let Me Walk Alone«. Und er ist einer der herausragenden Künstler des Landes, wenn es darum geht, griffigen, melodischen Pop mit inhaltlichem Tiefgang zu verschmelzen. Michael Schulte, 33 und in Flensburg aufgewachsen, stellt seine Songkunst auch auf seinem nun bereits siebten Album »Remember Me« wieder furios unter Beweis.

GEA: Ihre neue Single »Better Me« ist nach »Waterfall« erneut eine Kollaboration mit dem holländischen DJ und Electro-Produzenten R3HAB. Wovon handelt dieser herrlich flotte Song?

Michael Schulte: In »Better Me« geht es darum, dass man manchmal das Glück hat, Menschen zu treffen, die dafür sorgen, dass man aus sich selbst ein besseres Ich macht. Menschen, die einen erden und dafür sorgen, dass man sich wohlfühlt, vielleicht auch noch mehr Selbstliebe entwickelt.

Wer ist ein solcher Mensch für Sie?

Schulte: Meine Frau. Ich war lange Single, doch als wir uns kennenlernten merkten wir schnell, dass das Gleichgewicht in unserer Beziehung passt. Seither bin ich viel ausgeglichener als früher. Durch sie bin ich angekommen und habe mich selbst gefunden.

Möchten Sie auch so ein Mensch für andere sein?

Schulte: Ich hoffe, dass ich das sein kann, ja. Es ist schön, wenn man sich gegenseitig beflügelt und glücklich macht.

Auch in »With You« geht es um Ihre Familie, oder?

Schulte: Ja, ganz richtig. »With You« handelt davon, wie wichtig es ist, einen Heimathafen zu haben, und dass zu Hause jemand auf einen wartet – gerade, wenn man in einer schnelllebigen Zeit und einem tollen, aber auch anstrengenden Beruf sehr viel unterwegs ist.

Denken Sie, Sie haben auch wegen Ihrer Karriere relativ früh die Stabilität einer Familie gesucht?

Schulte: Nein, das glaube ich nicht. Es war immer mein großer Wunsch, neben dem musikalischen Erfolg eine Familie zu gründen, und das lieber früher als später. Hätte ich meine Frau noch eher kennengelernt, wäre das vielleicht noch schneller passiert.

Sie haben zwei Söhne, fünf und zwei Jahre alt. Interessieren die sich schon dafür, dass Sie Sänger sind?

Schulte: Bei dem Älteren fängt es jetzt so langsam an, aber ich höre ungern meine eigene Musik zu Hause, und die Jungs stehen auch mehr auf Kinderlieder. Ich versuche, meinen Kindern vorzuleben, dass wir nichts Besonderes sind, nur weil der Papa ein bisschen bekannter ist. Wir sind eine ganz normale Familie, ich bin ein ganz normaler Vater.

Mit Ihren roten Locken sind Sie allerdings eine auffällige Erscheinung. Inkognito irgendwo rumzulaufen dürfte schwierig sein.

Schulte: (lacht) Ja, das stimmt. Aber bei uns auf dem Dorf kennt mich eh jeder. Man grüßt sich, quatscht ein bisschen, ich fühle mich dort sehr wohl.

Ebenfalls sehr persönlich ist der Titelsong »Remember Me«. Wie sollen sich die Menschen später mal an Sie erinnern?

Schulte: Es wäre schön, wenn meine Kinder irgendwann zurückblicken und sagen: »Wir hatten einen tollen Papa.« Ich möchte für alle gern als guter, entspannter und unaufgeregter Typ in Erinnerung bleiben, der niemandem etwas Böses getan hat. Und ich hoffe sehr, dass meine Musik mich überdauert.

An wen erinnern Sie sich gerne zurück?

Schulte: An meinen Vater, der relativ früh verstorben ist. Sein Tod hat mich schwer getroffen, auf der anderen Seite hat mich der Verlust auch zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Insgesamt bin ich sehr glücklich und zufrieden. Ich kann mich nicht beklagen.

Sie singen, das Leben sei wie ein Wasserfall. Glauben Sie ans        Schicksal?

Schulte: Ich weiß nicht, ob alles vorgegeben ist. Ich glaube aber, dass manche Dinge aus gutem Grund passieren. In dem Song geht es darum, dem Fluss des Lebens zu folgen anstatt hadernd in der Vergangenheit festzuhängen. Ich glaube daran, dass man auch aus Tiefschlägen etwas Gutes ziehen kann.

Ihnen gelingt ein Radio-Hit nach dem nächsten. »Waterfall« war sogar auf Platz eins in den Airplay-Charts von Polen, Tschechien und Slowenien. Haben Sie eine Geheimformel für griffige Songs?

Schulte: Mittlerweile habe ich den Bogen tatsächlich ganz gut raus. Ich schreibe ja schon sehr lange Songs, längst nicht alle waren gut. Am Anfang hatte ich bei zwanzig Stücken vielleicht zwei Treffer, inzwischen sind es vielleicht acht aus zehn. Man kann das lernen, aber es kommt auch immer aufs Glück und auf den richtigen Song zur richtigen Zeit an.

Stand für Sie immer fest, auf Englisch zu singen?

Schulte: Ja, das hat sich so ergeben. Ich habe anfangs größtenteils englische Songs auf Youtube gecovert, und es stellte sich bei meiner eigenen Musik gar nicht die Frage, ob deutsch oder englisch. Wir haben in der Familie früher sehr viel Irish Folk gehört, ich liebe Künstler wie Ben Howard und Bon Iver, und auch meine eigene Musik war zu Beginn akustischer und folkiger, bevor ich mich in Richtung Pop entwickelte.

Können Sie sich an den ersten Song erinnern, den Sie geschrieben haben?

Schulte: Der hieß »We Are The Kids« (lacht). Ich war neun oder zehn. Leider, leider existiert nirgendwo eine Aufnahme. (GEA)

 

 

Michael Schulte: »Remember Me« (Polydor/ Universal Music)