Logo
Aktuell Erzählkonzert

Shakespeare mit Duo Grau-Schumacher und Erzähler in Gammertingen

Elfen, Verliebte und Kobold-Scherze: Shakespeares »Sommernachtstraum« zauberten das Klavierduo Grau-Schumacher und Schauspieler Berthold Biesinger als dichtes Gewebe aus Musik und Erzählkunst in den Gammertinger Schlosssaal. Selten waren Gefühlswirren so vergnüglich.

Applaus für die Akteure: (von links) die Pianisten Götz Schumacher und Andreas Grau mit Lindenhof-Schauspieler Berthold Biesinge
Applaus für die Akteure: (von links) die Pianisten Götz Schumacher und Andreas Grau mit Lindenhof-Schauspieler Berthold Biesinger. Foto: Ulrike Göggel
Applaus für die Akteure: (von links) die Pianisten Götz Schumacher und Andreas Grau mit Lindenhof-Schauspieler Berthold Biesinger.
Foto: Ulrike Göggel

GAMMERTINGEN. Zum 60-jährigen Bestehen der Gammertinger Schlosskonzerte beehrten Berthold Biesinger vom Theater Lindenhof in Melchingen und das Klavierduo Grau-Schumacher das Publikum mit einem musikalisch-literarischen Abend. Sowohl Landrätin Stefanie Bürkle wie auch Vizebürgermeister Karl-Heinz Hebeisen überbrachten ihre Glückwünsche für den wertvollen Beitrag zum kulturellen Leben der Region.

Festlich wurde es auch musikalisch. William Shakespeares »Sommernachtstraum« wurde eng verwoben mit der Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy, den die Komödie 1826 als erst 17-jährigen zu der gleichnamigen Ouvertüre op. 21 inspiriert hatte. Jahre später erweiterte er diese um mehrere Sätze zu einer Schauspielmusik. Die Version für Klavier zu vier Händen stammt von ihm selbst – eine häufig geübte Praxis, Orchestermusik in die Salons des Bürgertums zu bringen.

Lebendige Erzählkunst

Das Klavierduo, das schon oft in Gammertingen zu Gast war, bezauberte diesmal besonders. Verbunden mit Berthold Biesingers lebendiger Erzählkunst ließ das farbenreiche Klavierspiel von Andreas Grau und Götz Schumacher das Publikum in die fantastische Welt des »Sommernachtstraums« eintauchen.

Die einleitenden schweren Akkorde der Ouvertüre überlagerten sich sogleich mit ersten Shakespeare-Worten und zauberten eine fantastische Spannung in den Saal. Sogleich ging es festlich weiter: virtuos und lebendig schienen Elfen über die Tasten zu tanzen, um kurz darauf in melancholischer Stimmung zu entschweben. Biesinger entführte das Publikum in die Liebes-Verstrickungen des »Sommernachtstraums«. Charmant erzählte er von der anstehenden Hochzeit am Athener Hof und der Flucht vier junger Liebender in den nahegelegenen Wald. Amüsant stellte er dar, wie einige Handwerker zu Ehren des Herzogs ein lustiges Trauerspiel proben, während unbemerkt von ihnen Elfenkönig Oberon und seine Gattin Titania in einen Ehestreit geraten. Übergangslos schlüpfte Biesinger in unzählige Rollen und erweckte die Figuren zum Leben.

Zaubersaft und Liebeswirren

Mal mit frischen kurzen Einwürfen vom Flügel, mal mit vollständigen Sätzen der Schauspielmusik verwoben sich Text und Musik zu einem Ganzen, das die Zuhörenden in den Bann zog: Der quirlige Kobold Puck stiftet Verwirrung mit einem Zaubersaft, worauf die unwissende Titania den eselköpfigen Zettel vergöttert. Oberon und Titania werfen sich gegenseitig ihre Liebschaften vor, Hermia offenbart ihre Abneigung gegenüber Demetrius, den sie eben noch liebte.

Biesinger vermittelte die Komödie schelmisch und witzig, dann wieder tiefsinnig. Immer wieder brachte er das Publikum zum Schmunzeln, ließ es stutzen, balancierte gekonnt zwischen Fantasie und Realität und animierte nach dem fulminanten Hochzeitsmarsch das Publikum zum rauschenden Applaus, der längst in den Fingern juckte.

Präzises Zusammenspiel

Das innige Zusammenspiel von Grau und Schumacher war hinreißend. Brillant und präzise verwoben sich im »Scherzo« die virtuosen Läufe; dagegen erklangen die weiten Melodiebögen des »Notturno« weich und romantisch. Und im frischen, fröhlichen Hochzeitsmarsch und dem abschließenden energischen »Rüpeltanz« hatten Zuhörende wie Musiker großen Spaß.

Der Abend war ein Schmuckstück voller Humor und musikalischem wie schauspielerischem Feinsinn. Die Künstler gratulierten zu der langjährigen Konzert-Tradition und betonten den hohen Stellenwert der Schlosskonzerte im Kulturgeschehen der Region. (GEA)