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Aktuell Jazzkonzert

Session nach Maß: International Swing Stars in der Reutlinger »Mitte«

Chris Hopkins und seine International Swing Stars swingten am Samstag in der »Mitte« durch die Jazzgeschichte. Warum das auch ohne Schlagzeuger funktionierte.

Die International Swing Stars können auch a-cappella singen.
Die International Swing Stars können auch a-cappella singen. Foto: Jürgen Spiess
Die International Swing Stars können auch a-cappella singen.
Foto: Jürgen Spiess

REUTLINGEN. Einen Abend für Anhänger des guten alten Swingjazz präsentierten Chris Hopkins' International Swing Stars am Samstag im ausverkauften Jazzclub in der Mitte. Professionell, nostalgisch und routiniert – diesen Eindruck machten alle vier Musiker dieses Quartetts, das zur Überraschung der eng an eng sitzenden Besucher auch ohne Schlagzeug glänzte und die Swing- und Ragtime-Klassiker abwechslungsreich und lustvoll über die »Mitte«-Bühne brachte.

Durch die Jazzgeschichte

Dabei heftete sich ihr Blick zurück nicht an die Buchstaben. Vielmehr entwickelte sich der Streifzug durch die Geschichte des Jazz mit dem deutsch-amerikanischen Bandleader Chris Hopkins (Piano), dem Finnen Antti Sarpila (Saxofon, Klarinette), der Australierin Nicki Parrott (Gesang, Kontrabass) und dem Holländer Tijn Trommelen (Gesang, Gitarre) zu einem wahren Swing-Happening. Mal überzeugte das Quartett mit charmanter Lässigkeit, mal zündelten die vier gut gelaunten Musiker hemmungslos. Mal spielten sie im Quartett, mal im Duo - oder Bandleader Chris Hopkins präsentierte eine lässige Nummer wie »Echoes of Spring« von Willie »The Lion« Smith solo auf dem Klavier.

Häufig erinnerte das Spiel des Quartetts an die freie Harmonik der 60er-Jahre. Dann wurden wieder lustig Instrumente ausgetauscht, indem Hopkins zum Saxofon wechselte und Antti Sarpila plötzlich am Piano saß. Oder es wurde völlig ohne Instrumente zwei- und vierstimmig a-cappella gesungen, was die große Ausdruckspalette dieses erst zum dritten Mal gemeinsam auftretenden Quartetts unterstrich. Erst beim letzten Stück bat Chris Hopkins den Holländer Frits Landsbergen auf die Bühne, der die sympathische Swing- und Ragtime-Melange am Schlagzeug unterstützte.

Spiellust und Vielfalt

Sicherlich haben die Swing Stars um Chris Hopkins den Jazz nicht neu erfunden, aber das geht auch in Ordnung. Das Konzert bestach nämlich durch seine ungezügelte Spiellust und unerhörte Vielfalt. Das galt für den Bandleader, aber auch seine Begleiter spielten keine Nebenrollen, sondern glänzten immer wieder mit ausgreifendem Solospiel. Und wenn Gitarrist Tijn Trommelen den charmanten Crooner gab und Songs wie »I’m In A Mood For Love« mit eleganter Frank-Sinatra-Stimme intonierte, kannte die Begeisterung beim Publikum kaum Grenzen. Auch Bassistin Nicki Parrott wechselte immer wieder ans Mikrofon und verschaffte sich mit ihrer nostalgischen Stimme den Zutritt zu den Seelen der Zuhörer.

Wirkungsvoll, clever arrangiert und nie anbiedernd – so kann man dieses Konzert zusammenfassen. Dafür erhielten die International Swing Stars nach zwei Stunden und ebenso vielen Zugaben überschwänglichen Applaus. (GEA)