Selbstbewusst und kontemplativ

TÜBINGEN-BEBENHAUSEN. Der Titel »Bebenhausen inspiriert« verrät, was über 30 Künstlerinnen der Gedok Reutlingen zu ihren eigens für diese Ausstellung erdachten Werken antrieb: die besondere Atmosphäre, die die Klosterräume ausstrahlen. Rund 80 Arbeiten sind zu sehen, unter anderem Plastiken und Gemälde.

»Die Arbeiten sollten in den Dialog mit der Umgebung treten«, erklärte Maik-Sören Hanicz, stellvertretender Leiter der Schlossverwaltung, bei der gut besuchten Vernissage im Sommerrefektorium. Um sich darauf einzustimmen, gab es für die beteiligten Künstlerinnen eine Führung durch die Räumlichkeiten. Das war im Oktober letzten Jahres, und damit begannen die Ausstellungsvorbereitungen. Arbeiten, die für die Schlossverwaltung ungewöhnlich waren, denn das Aufhängen von Bildern, die Auslotung der Beleuchtung und andere Aufgaben, die zur Vorbereitung einer Kunstschau gehören, zählen nicht zu dem, was die Schlossverwaltung tagtäglich macht.

Bis zum Winterrefektorium sind die Werke gehängt. Eingebunden in die von »Kune« (Kunst in der Region Tübingen) in Kooperation mit der Schlossverwaltung umgesetzte Schau ist auch der Kreuzgarten, und hier werden die Besucher von Königin Charlotte empfangen, die eine überdimensionale Perlenkette trägt. Selbstbewusst steht sie da und genau diese Charaktereigenschaft möchte Künstlerin Buket Aslantepe vermitteln.

Die ruhige Wirkung des Kreuzgangs greift Elke Roth in ihrer titellosen Arbeit auf. Zwei dunkle, gesichtslose Figuren, die in schwere Kutten mit Kappen gehüllt sind, hat die Künstlerin in eine Ecke drapiert. Darstellen möchte Roth den inneren Einklang, den die Mönche beim Durchschreiten des Kreuzgangs herzustellen versuchten.

Mit Humor unterfüttert sind die Arbeiten von Christine Ziegler. Quadrate aus Filz formte sie, die mit roten Kreuzen versehen sind. Sie liegen auf den Sitzgelegenheiten im Kreuzgang. Erinnern möchte die Künstlerin damit an die Abendstunden, in denen Abt und Mönche nach getaner Tagesarbeit die Zeit zum Lesen fanden. Auch Kristina Negele-Holder macht mit ihrer Arbeit »Kontemplation« auf diesen Ort der Stille aufmerksam.

Wie Schachfiguren

Andere Künstlerinnen nutzen, was sie im Kloster vorfanden. Glas- und Mamorstücke des Klosters baute Lissi Maier-Rapaport in ihre reliefartigen Arbeiten »Zwischenräume« ein und aus Teilen der alten Dachbalken formte Inge Rau ihre Plastiken »Old Beam«. Die Kostbarkeit der Materialien, die in alten, aus handgeschöpften Papieren bestehenden Büchern steckt, spiegelt Ingrid von Normann in ihren aus ebenfalls handgefertigten Papieren gefertigten Arbeiten »Fahnen 1–3«.

Farbakzente setzen andere Künstlerinnen. Mit neongrünen Scheiben, die dem Raum Lebendigkeit verleihen, wurden beigefarbene Säulen bestückt. Mit einem Farbenmeer ausgestattet ist das Bild »Mikrokosmos Diptychon«, und die meditative Wirkung der Farbe Grün, die sich auch im bepflanzten Kreuzgarten einstellt, greift eine andere Arbeit auf.

Ganz in Rot gehalten ist das Gemälde von Ulrike Holzapfel, womit die Künstlerin auf die liturgische Funktion der Farbe anspielt. Blumenmotive, ob als Gemälde, Plastiken oder Installationen sind in der Ausstellung ebenfalls vertreten. Neu erdachte Schachfiguren erinnern an die früheren Bewohner des Klosters, worauf der Titel »Königliches Spiel« verweist. Themen sind auch die Jagd und religiös-sakrale Aspekte. (GEA)