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Schönheit in Düsternis: Alexander Veljanov im Tübinger Sudhaus

Im Dark-Wave-Genre ist Alexander Veljanov eine Legende. Ins Sudhaus kam er mit Musik, die der dunklen Jahreszeit bestens angepasst war.

Der Dark-Wave-Musiker Alexander Veljanov beim Auftritt im Tübinger Sudhaus.
Der Dark-Wave-Musiker Alexander Veljanov beim Auftritt im Tübinger Sudhaus. Foto: Ulrich Schertlin
Der Dark-Wave-Musiker Alexander Veljanov beim Auftritt im Tübinger Sudhaus.
Foto: Ulrich Schertlin

TÜBINGEN. Solo-Auftritte von »Deine Lakaien«-Frontmann Alexander Veljanov sind eine Seltenheit. Der Sänger mit der extravaganten Frisur gastierte am Mittwoch im Tübinger Sudhaus und zog das Publikum mit Songs voll Schönheit und Melancholie in seinen Bann.

Die passende Atmosphäre für einen ruhigen, leicht schwermütigen Abend schuf das Ensemble Die Kammer als Vorband. Den Musikstil der Gruppe bezeichnen manche als Dark Folk, die Band selbst als »akustischer Alternative-Rock für Erwachsene«. Zu hören war eine Soundwand aus Akustikgitarren, Cello, Bass, jeder Menge Loops und der klaren Stimme von Marcus Testory. Beim einen oder anderen Song glaubte man, Parallelen zu Depeche Mode zu erkennen.

Dark-Wave-Geschichte geschrieben

Danach betrat der Sänger des legendären EBM-Dark-Wave-Duos Deine Lakaien Alexander Veljanov die Bühne und begrüßte die rund 200 Fans mit einem schlichten »Guten Abend«. Viele Worte über den Künstler muss man nicht verlieren – zusammen mit seinem kongenialen Bandkollegen bei den Lakaien, Ernst Horn, schrieb er EBM- und Dark-Wave Geschichte – seit nun fast 40 Jahren.

Passend zur dunklen Jahreszeit eröffnete Veljanov seinen Songreigen mit dem »Lied vom einsamen Mädchen« und legte mit einem Titel von seinem Album »Porta Macedonia« nach. Das Publikum begann nun teilweise, sich rhythmisch hin- und herzubewegen.

Charaktervolle Baritonstimme

Veljanov, körperlich eher kein Riese, ließ seiner Klanggewalt freien Lauf. Seine klare, charaktervolle Baritonstimme wob ein akustisches Netz in den Sudhaus-Saal und zauberte dem Hörer eine Gänsehaut unter die schwarze Kutte. Beim Track »The Sweet Life« vom gleichnamigen Album zollte Veljanov dem im September 2022 verstorbenen Freund und Produzenten David Young Tribut, der auch für Element of Crime als Bassist tätig war.

Passend zum aufziehenden Steinlach-Nebel wurde der Drummer derart durch die Nebelmaschine in der Sicht behindert, dass er die Technik darum bat, etwas sparsamer zu sein. Der Sänger selbst erzählte dem Auditorium von einem »wunderschönen Tag in Tübingen«: »Fast wie im Spätsommer – ich hoffe, viele von Ihnen konnten die Sonne genießen.«

Elektronisch wie akustisch überzeugend

Die Setliste ging weiter mit »Summer Nights (Kiss the Rain)« und »Fly Away«. Klassiker aus dem »Deine Lakaien«-Repertoire fehlten auch nicht. Doch der »Man With the Silver Tongue« stand im Vordergrund und konnte auch mit kleiner Bandbesetzung elektronisch wie akustisch überzeugen.

Als sich das Ensemble mit einem kurzen »Guten Abend« verabschieden wollte, holte das Publikum die Band nochmals für drei Zugaben zurück auf die Bühne. Die Rückreise im Herbstnebel rundete das erwartete Setting vollends ab – ein schöner Abend, der die Besucher melancholisch klangvoll in die Nacht entließ. (GEA)