BURLADINGEN-MELCHINGEN. Ungewöhnlich früh hat das Theater Lindenhof in Melchingen seinen Premieren-Reigen gestartet: »Best of Spätzle - Zwei Schwaben im Element« eröffnete am 7. September die Spielzeit 2024/25. Nicht zuletzt, um die Produktion mit Berthold Biesinger und Bernhard Hurm auch beim Mössinger Kulturherbst zeigen zu können. Einem Festival, bei dem das Angebot (bis zum 13. Oktober) vom Kindertheater über Kleinkunst und Konzerte bis zum klassischen Schauspiel reichte.
Am Freitag, 18. Oktober, geht es unter dem Motto »Schöne Welt - verrückte Welt« auch im Lindenhof weiter. Der Zustand der Welt, sagt Intendant Stefan Hallmayer, sei nicht nur Antrieb für die Gründung des Theaters Anfang der 1980er-Jahre gewesen; er sei und bleibe auch »Antrieb für unser Spiel«. Im Glauben an die Welt als eine veränderbare spiele man fürs Publikum »die Welten, die uns bewegen«.
Welt der Liebe
Dazu zählt Hallmayer »die unendlich zauberhafte und nie ganz fassbare Welt der Liebe«, um die sich in »What is Love?«, einer Stückentwicklung von Sophie Eglin und Rino Hosennen, alles dreht. Premiere ist am 24. Oktober. Sophie Eglin ist Gast am Lindenhof. Sie und Rino Hosennen kennen sich vom Studium in Zürich. Der Schauspieler ist festes Ensemblemitglied am Theater Lindenhof. Beide stehen im Stück auch auf der Bühne und wollen vorgelebte Geschichten von Liebe - durch die Eltern, andere Bezugspersonen, Prägungen durch Filme und Bücher - auf der Bühne hinterfragen und neu verhandeln. »Wir machen Angebote, spielen im Licht der Bühne Möglichkeiten durch. Wir wollen einen Raum eröffnen, in den das Publikum mit seinen Erfahrungen hineintreten und Bezüge zum eigenen Leben herstellen kann«, sagen sie.
Das Stück »Am Ursprung der Welt«, das am 22. November Premiere feiert, lenkt den Blick auf den Beginn des Lebens. »Wir haben mit Hebammen gesprochen, uns von ihnen erzählen lassen, wer sie sind, was sie erleben, was sie beschäftigt und bewegt«, sagt Regisseurin Carola Schwelien. Ihre Perspektive soll das Herzstück der Theateraufführung sein, »die unsere vielfältige Gesellschaft beschreibt - und uns meint, die wir doch alle einmal in den Händen einer Hebamme lagen«.
Moderne Farce
Eine moderne Farce schließt sich am 7. Februar an. »Halbe Hütte« heißt das Stück von Edith Ehrhardt (auch Regie) nach dem gleichnamigen Film des gebürtigen Schwäbisch Gmünders Andreas Geiger. Pointiert, komödiantisch und mit schwäbischem Knitz werde eine aktuelle Geschichte über »Land Grabbing« im Kleinen erzählt, heißt es. Der Anglizismus steht für die Aneignung von Landflächen, zuvorderst Agrarflächen, durch wirtschaftlich oder politisch durchsetzungsstarke Akteure.
In Kooperation mit der Stadt Friedrichshafen und der Gesellschaft Oberschwaben für Geschichte und Kultur e. V. bringt der Lindenhof als Uraufführung »Wenn nicht heut, wann dann!« von Franz Xaver Ott in der Regie von Dieter Nelle heraus (Premiere: 17. Mai). Angekündigt ist »ein Stück über die große Schere zwischen den Privilegierten und dem 'gemeinen Mann', über Recht und Unrecht, Macht und Ohnmacht und das Vermächtnis der zwölf Artikel, die als eine der ersten niedergeschriebenen Forderungen nach Menschen- und Freiheitsrechten in Europa gelten«. Erzählt wird vom Bauernkrieg vor 500 Jahren. Die Aufführungen sind Teil des Bodenseefestivals. Die Produktion wird durch Oberschwaben touren.
Die Premieren
Folgende Premieren gibt es am Theater Lindenhof in der Spielzeit 2024/25: »What is Love?« - Stück über die Liebe von zwei Menschen (24. Oktober); »Am Ursprung der Welt« - von Hebammen und ihren Geschichten (22. November); »Halbe Hütte« - moderne Farce (7. Februar). Hinzu kommt die Premiere »Wenn nicht heut, wann dann!« über den Bauernkrieg 1525 - beim Bodenseefestival in Friedrichshafen (17. Mai, Graf-Zeppelin-Haus). (GEA)
Zum Programm des Theaters Lindenhof gehören außerdem ein Bürgertheaterprojekt zum 50-jährigen Bestehen der Stadt Filderstadt (Premiere: 11. Juli) und ein theatraler Stadtspaziergang (»Handel und Händl«) beim Riedlinger Theatersommer (Premiere: 17. Juli).
»Das Theater«, schreibt Intendant Stefan Hallmayer im Spielzeitheft, »kann sensibilisieren und zu eigenem Denken ermutigen. Damit ein friedliches und respektvolles Leben in unserer Welt, die so schön sein kann, eine Zukunft hat.« (GEA)