Logo
Aktuell Konzert

Saisonfinale mit Wetterpech: Phil Bates im Reutlinger Naturtheater

Zum Saisonabschluss boten Phil Bates und die Berlin Strings im Reutlinger Naturtheater sonnigen Siebziger-Pop. Nur das Wetter hatte etwas dagegen.

Der Nebel kam nicht nur aus der Maschine: Phil Bates mit Keyboarderin Jo Bates im Naturtheater.
Der Nebel kam nicht nur aus der Maschine: Phil Bates mit Keyboarderin Jo Bates im Naturtheater. Foto: Armin Knauer
Der Nebel kam nicht nur aus der Maschine: Phil Bates mit Keyboarderin Jo Bates im Naturtheater.
Foto: Armin Knauer

REUTLINGEN. Die Saison im Naturtheater Reutlingen endet, wie der Sommer bis dahin gewesen ist: schwül, dämpfig und nass. Phil Bates, ehemals Frontmann des Electric Light Orchestra Part II, tut mit seiner Band und den Streichern von The Berlin Strings alles, um im Wasenwald eine sonnig-entspannte Atmosphäre zu zaubern. Und anfangs transpiriert das Publikum unterm Tribünendach noch ganz sommerlich vor sich hin. Aber schon Mitte der ersten Hälfte muss der Tontechniker einen Schirm aufspannen. Den Sound regelt er weitgehend mit dem Kopf unter einer dicken Plane, weil Mischpult und Verstärker unglücklicherweise nicht mehr unter das geräumige Bühnendach gepasst haben.

So nimmt die Sache ihren Lauf. Die erste Hälfte geht noch halbwegs ungestreift durch. Bates verbreitet mit seinem Ensemble den typischen Sound des Electric Light Orchestra: kraftvoll, orchestral und doch von einer lässig wippenden Leichtigkeit. Ein Keyboard und ein Synthesizer weben den elektrischen Klangteppich, auf dem alles in funkelnde Unbeschwertheit davonsegelt; zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug knüpfen Bezüge zum Rock, rauen das Gewebe reizvoll an, ohne dass es je zu wuchtig würde.

Duelle mit dem Chef

Songs wie »Calling America«, »Shine A Little Love« oder »All Over The World« fliegen so vorüber. Phil Bates ist mit 71 noch erstaunlich gut bei Stimme, kurvt sicher durch die Höhenlagen, dazu wirft Bassist Ralf Vornberger die typischen 70er-Falsett-Motive ein. Die Berlin Strings - drei Geigerinnen und eine Cellistin - verpassen dem Sound ein seidiges Schimmern - so richtig effektiv werden sie nicht ins Geschehen einbezogen. Sologeigerin Susanne Filep hat da mehr zu tun, sie darf auch mal ein Intro oder Zwischenspiele gestalten, liefert sich kleine Duelle mit dem Chef. Ihr Instrument ist jedoch etwas zu schwach abgemischt, kommt nicht befriedigend durch.

Trotzdem ist man schon drauf und dran, in seliger Popnostalgie zu versinken. Doch in der Pause steigert sich der Niesel- zum Landregen. Worauf weder Veranstalter Willi Wrede noch das Naturtheaterteam um Rainer Kurze vorbereitet sind. »Strom und Wasser ist keine gute Kombination«, orakelt Wrede, »wie jeder weiß, der schon Bekanntschaft mit einem Föhn in der Badewanne gemacht hat.« Wrede packt mit an, bugsiert Wasser von der Bühne, auch Kurze ist mit seinem Team zur Stelle. Man versucht, die sensible Verstärkertechnik mit einem Pavillon zu schützen - was scheitert, weil die Spannseile der Bühnenkonstruktion im Weg sind.

Kampf gegen den Regen

Schließlich wird der Verstärkerblock unter einer Plane begraben und man versucht sein Glück in dem überschaubaren Rechteck, das unterm Bühnendach trocken geblieben ist. Die Berlin Strings kehren erst gar nicht wieder mit ihren empfindlichen Instrumenten. Nur Susanne Filep riskiert die Gesundheit ihrer Geige und legt im zweiten Teil noch manch packendes Solo hin. Auch Phil Bates, Bassist Ralf Vornberger und der verbliebene Teil der Crew rocken tapfer gegen den Regen an. Ein ausladendes Schlagzeugsolo wird geboten, Keyboarderin Jo Bates läuft als Sängerin in »Xanadu« zu Hochform auf, schraubt ihre Stimme in sensationelle Höhen.

Und dann passiert es

Doch dann passiert, was Wrede schon befürchtet hat: Feuchtigkeit dringt in eine Kabelkupplung ein, der Hauptschalter fliegt raus, schlagartig ist es finster im Wasenwald. Aus die Show. Wie sagt doch Bassist Vornberger, als zumindest im Publikumsraum wieder die Lampen angehen: Man müsse sich nicht wundern, dass es nicht gutgehe, wenn man »Mr. Blue Sky« (so ein Songtitel) im Regen spielen lasse.

Es war trotzdem schön, wenn auch vier Titel zu kurz. Und die Bilanz des Naturtheaters dieses Jahr kann sich sehen lassen: das Kinderstück ausverkauft, die Gastveranstaltungen durchweg gut besucht - was will man mehr. Außer vielleicht einem breiteren Bühnendach, das beim nächsten Mal auch die Technik abdeckt. (GEA)