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Rock, Pop und Filmmusik auf der Kirchenorgel: Michael Schütz in Bad Urach

»Beatles, Stones und Star Wars« - unter diesem Titel präsentierte Michael Schütz aus Berlin Rock-, Pop- und Filmmusik-Klassiker auf der Orgel der Amanduskirche in Bad Urach. Der Interpret führte als Moderator selbst durch den Abend.

Michael Schütz an der Orgel der Amanduskirche in Bad Urach.
Michael Schütz an der Orgel der Amanduskirche in Bad Urach. Foto: Christoph B. Ströhle
Michael Schütz an der Orgel der Amanduskirche in Bad Urach.
Foto: Christoph B. Ströhle

BAD URACH. Mit Werken, die ihm selbst gut gefallen, die ihn lange schon begleiten und die für ihn »bis heute eine Bedeutung haben«, ist der Organist Michael Schütz, Beauftragter für Popularmusik der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg und früherer Dozent für Popularmusik an der Hochschule für Kirchenmusik Tübingen, in Bad Urach aufgetreten. Es war nicht das erste Mal, dass er in der Amanduskirche spielte. Neu war allerdings die Zusammenstellung aus Rock- und Pop-Titeln sowie Filmmusik, die er auf der Orgel, die sonst sein früherer Studienkollege Armin Schidel nutzt, präsentierte.

»Beatles, Stones und Star Wars« war das Motto, die Kirche war zu diesem Anlass gut besucht. Michael Schütz führte als Moderator selbst durch den Abend. Was hilfreich war, war doch auf diese Weise beispielsweise zu verstehen, warum sich in Billy Joels »Allentown« zu Melodie und durchgehender Stakkatobegleitung ebenfalls auf der Orgel erzeugte Geräusche gesellten. Dem Organisten ging es mit mehreren gleichzeitig angeschlagenen Tasten darum, Geräusche der einst geschäftigen Stahlarbeiterstadt Allentown im US-Bundesstaat Pennsylvania nachzubilden.

Lange Schlussakkorde

Die Liebe bildete in dem Konzert die thematische Klammer. In »All You Need Is Love« von den Beatles ließen der Sound der Orgel und die für Popmusik ungewöhnlich langen Schlussakkorde den Eindruck entstehen, dass es sich durchaus um Musik handeln könnte, die für dieses Instrument und den kirchlichen Raum komponiert wurde. Man groovte innerlich mit.

Blue Notes und Glissandi blitzten in »A Whiter Shade of Pale« von der britischen Band Procol Harum auf. In »Burn« von Deep Purple - im Song ist von einer Botin des Feuers die Rede, die die Menschen warnt, die aber nicht hören wollen - leitete Schütz wie der legendäre Keyboarder der Band, Jon Lord, aus einem Cluster, einer Klangwolke also, in barocke Spielfiguren über. Schütz deutete das als Impuls, »dass traditionelle Formen das Chaos ordnen können«.

Mit Fahrradklingel

Was waren da nicht alles für glänzend in Szene gesetzte Titel! »As Tears Go By« von Mick Jagger und Keith Richards etwa, Paul Simons beseeltes und große Strahlkraft entwickelndes »Bridge Over Troubled Water«, Freddy Mercurys »Bicycle Race« (mit echter Fahrradklingel) oder auch »Stairway To Heaven« von Led Zeppelin. Für den Abba-Song »Money, Money, Money« erwies sich die Orgel als ideal. Ihr entlockte Schütz, den TV-Auftritte und Studio-Produktionen schon mit Künstlern wie Jennifer Rush, Gloria Gaynor und Tony Christie zusammengeführt haben, nicht nur schillernde Klänge. Die Musik überzeugte auch rhythmisch, hatte jede Menge Drive.

Unter den Filmmusiken stach Ennio Morricones Mundharmonika-Thema aus »Once Upon A Time In The West« (deutscher Titel: »Spiel mir das Lied vom Tod«) besonders heraus. Spiel und Registerauswahl gerieten sehr überzeugend, lediglich den metallenen Sound der E-Gitarre gelang es Schütz nicht ganz nachzubilden. Dafür wuchsen der schicksalhafte Sog, die hypnotische Wirkung dieser Musik ins schier Unermessliche. John Williams' Hauptthema aus »Star Wars« kam markig und expressiv daher, mit teils hellen und hohen Tönen, die gleichsam gläsern klangen. In James Horners »My Heart Will Go On« aus dem Film »Titanic« war der anfängliche Flöten-Sound gut getroffen. Hier konnte die Orgel zu großen Gefühlen so richtig aufdrehen. Während beim pathosfreien »Chim Chim Cher-ee« aus dem Film »Mary Poppins«, geschrieben von Robert B. Sherman und Richard M. Sherman, das Unbeschwert-Leichte und Tänzerische gefiel.

Warm, feierlich und erhaben

Nach einem Rate-Stück aus bekannten Kinderfilm- und -fernsehmelodien - hier sang das Publikum teilweise mit - erklang »You Raise Me Up« aus der Feder von Brendan Graham und Rolf Løvland so mitreißend, warm, feierlich und erhaben, dass die Zuhörerinnen und Zuhörer Michael Schütz mit Standing Ovations feierten. (GEA)