REUTLINGEN. Es blieben kaum freie Plätze am Dienstagabend bei »Poesie & Pommes«, dem Poetry-Slam im Reutlinger Kulturzentrum franz.K. Im Publikum saß auch eine Schulklasse, die eine Mitschülerin unterstützte. Seit wann es die Veranstaltung gibt, das wussten die Veranstalter selbst nicht mehr. Nur, dass es schon über 15 Jahre sind. Da Stamm-Moderator Jochen Weeber verhindert war, moderierte Hank M. Flemming, ein promovierter Psychologe und immerhin 2019 sächsischer Meister im Poetry-Slam.
Flemmings besondere Leidenschaft ist ansonsten der Science-Slam, der ebenfalls im franz.K stattfindet. Zur Einstimmung las Flemming einen Text über seine Erlebnisse bei der weihnachtlichen Heimreise von seinem Wohnort Tübingen zu seiner Familie ins Erzgebirge mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Sein Fazit: Wer nicht selbst fährt, erlebt mehr.
Mit Rabea Schreg, Jana Groß, Noel André Zimmermann, Yasmin Hettich, Lana Schmidt und Daniel Meisinger stellten sich sechs zumeist junge Dichterinnen und Dichter dem »Applausometer« Flemmings. Die Texte boten eine Bandbreite an unterschiedlichen Themen an. Da wurde etwa von Mom-Influencerinnen berichtet, die die Badefotos ihrer Kinder in sozialen Netzwerken posten, und von Sektenmitgliedern, die chillende Jugendliche missionieren wollen. »Jesus ist ja ganz nett, aber kennen sie schon den Thermomix?«, solle man diesen »Jesus-Kiffern« entgegenschleudern, riet Noel André Zimmermann, womit er das Publikum offensichtlich überzeugte, denn es reichte für ihn im Finale zum Sieg. Abgestimmt wurde im Finale der vier Besten nicht mehr mit dem Applausometer, sondern mit Pommes-Attrappen aus Plastik.
Folgerung des Moderators
Nach dem Sieg entschuldigte sich Zimmermann bei den gläubigen Christen, die er in seinem Text durch den Kakao gezogen habe. Für den Sieger gab es einen Sack Kartoffeln, die zweite Siegerin bekam eine Flasche Wein. »Ich hätte es aufgrund der Preisgestaltung vorgezogen, zweiter Sieger zu werden«, folgerte Moderator Hank Flemming. (GEA)