STUTTGART. Die Musik von Queen ist unsterblich, regelmäßig führt die »Bohemian Rhapsody« die ewigen Bestenlisten des Pop an – vermutlich kehrt deshalb wieder mal ein bekanntes Musical nach Stuttgart-Möhringen zurück, als ob es keinen spannenden Nachschub aus New York oder London gäbe. Nein, nicht schon wieder die Vampire, dieses Mal ist es »We Will Rock You«. Die futuristische Komödie mit all den bekannten Hits der legendären Rockgruppe wurde bereits von 2008 bis 2010 im SI-Centrum gezeigt, jetzt kommt sie modernisiert und überarbeitet als Nachfolger von »Tarzan« auf die Bühne des Palladium-Theaters und wird dortselbst von Ben Elton, dem Buchautor persönlich, einstudiert.
Der lobt beim Pressetermin nicht nur »die riesigen Ravioli«, die man in Schwaben so gerne esse (er spricht von Maultaschen), sondern schwärmt in höchsten Tönen von seiner neuen Besetzung, angeführt von Aisata Blackman aus dem Tina-Turner-Musical, die hier als Killerqueen eine richtig fiese Starrolle spielt. Deren Firma Global-Soft nämlich beherrscht in naher Zukunft den sogenannten iPlaneten und beschallt die jungen Leute mit dröger Computermusik. Der junge Außenseiter Galileo Figaro fordert die übermächtigen Konzerne heraus und wagt gemeinsam mit der Punkerin Scaramouche den Rocker-Aufstand gegen die digitale, gleichgeschaltete Musik. Uraufgeführt wurde »We Will Rock You« im Jahr 2002 – seitdem haben 20 Millionen Zuschauer das Musical gesehen.
»ZuckerMusk« spielt auch mit
Ben Elton war in den 1990ern ein beliebter Bühnenautor. Abgesehen von seinem eigenen Roman »Popcorn«, den er fürs Theater bearbeitete, schrieb er auch das Fußball-Musical »The Beautiful Game« mit Andrew Lloyd Webber und bringt nun die Queen-Show in Schuss für eine neue Generation, wie er bei den Proben sagt. Nachdem er bereits vor zwei Jahren die Londoner Wiederaufnahme der Queen-Show inszeniert hat und dabei selbst als Altrocker auf der Bühne stand, gibt es für Stuttgart erneut einige Änderungen. Der Chef der Geheimpolizei etwa heißt nicht mehr Kashoggi, sondern ZuckerMusk – ganz recht, auf Mark Zuckerberg, Elon Musk und all die weltbeherrschenden Milliardäre spielt die Handlung an.
Völlig neu ist die Choreografie von Fabian Aloise, einem der derzeit angesagten Schrittefinder des Londoner West End, der dort gerade Filmstar Rachel Zegler in einer hochgelobten »Evita«-Produktion in Szene gesetzt hat. Er zitiert die Moves aus Tiktok- oder K-Pop-Videos, will aber mit den Rock-Rebellen genauso an den klassischen Rock’n’Roll der 1950er Jahre erinnern. Aloise war schon in der Originalproduktion dabei und erinnert sich an so ein rechteckiges Computerding, das sämtliche Figuren damals am Ärmel trugen. Und was kam fünf Jahre später auf den Markt? Das erste iPhone. Sehr viel visionärer wird’s nicht werden, der Humor reicht von Gesellschaftssatire bis zu Zoten, das Musical bettet die Queen-Songs aber originell in seine Handlung ein.
Tolle Rockstimmen
»Radio Gaga« etwa, so ist bei den Proben zu sehen, marschiert mechanisch-elegant auf die Bühne, das Wort »Internet« ist jetzt prominent im Text vertreten. Als junges Rebellenpaar streiten sich Kasper Nilsson und Isabel Waltsgott mit heftigen Rockstimmen, während Aisata Blackman ihren Polizeichef alias Christian Schöne mit »Another One Bites the Dust« zu mehr Biss antreibt. Brian May und Roger Taylor, die letzten verbliebenen Queen-Mitglieder, seien bei allen Auditions für Stuttgart dabeigewesen, berichtet Elton. Und lässt ganz nebenbei die Pointe fallen, dass »Roger Taylor Musicals hasst«. Aber natürlich »hören wir niemals auf, diese Show zu lieben.« (GEA)
Informationen
Premiere von »We Will Rock You« ist am 17. Oktober im Stage Palladium Theater in Stuttgart-Möhringen. Gespielt wird jeweils Dienstag bis Sonntag, Karten gibt es unter www.stage-entertainment.de oder 01805-4444. (GEA)


