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Aktuell VOR DER PREMIERE

Pop auf der Bühne in Tübingen: »Sex kann in allem sein«

Der neue musikalische Abend »Sex!« am Landestheater Tübingen (LTT) feiert das Begehren mit großen Popsongs.

Vom Durchgangsverkehr an der Reutlinger Straße gut zu sehen: Der ehemalige Sägemehlturm der Stuhlfabrik mit LTT-Schriftzug. Vor
Das Landestheater Tübingen. Foto: Joachim Kreibich
Das Landestheater Tübingen.
Foto: Joachim Kreibich

TÜBINGEN. Sex ist ein Dauerthema im Pop. Popsongs prägen unsere Vorstellungen davon, wie Männer und Frauen ihre Sexualität ausleben. Madonna, Prince, Peaches oder Lady Gaga singen von intimen Wünschen und Fantasien, aber auch von Grenzen der Freiheit. Regisseur Dominik Günther, der musikalische Leiter Jörg Wockenfuß und das Ensemble haben das intime Verhältnis von Popmusik und Sex in ein inszeniertes Konzert gepackt. Am Freitag, 25. November, um 20 Uhr feiert »Sex!« Premiere am LTT.

Regisseur Dominik Günther sieht einen Graben zwischen den allgegenwärtigen Bildern von Sexualität und ihrem tatsächlichen Ausleben: »Unsere Gesellschaft ist übersexualisiert. Das sehen wir in der Werbung, in sämtlichen Medien, besonders im Internet. Man hat freien Zugang zu Bildern aller Formen und Praktiken von Sexualität. Positiv gesprochen auch zu Aufklärung. Wir haben uns gefragt: Ist diese Übersexualisierung nicht kontraproduktiv für die Praxis?«

Regisseur Dominik Günther. Foto: LTT/Magunia
Regisseur Dominik Günther.
Foto: LTT/Magunia

Die Protagonisten des Abends sind eine Gruppe aufgeklärter und etwas nerdig wirkender »Sexpert*innen«. Regisseur Günther dazu: »Wir haben uns an die Zeit erinnert, in der Aufklärung noch vom Dr.-Sommer-Team in der ›Bravo‹ erledigt wurde. Wir wollten ein Setting schaffen, in dem sich Sexpert*innen daran versuchen, unterschiedliche Facetten des Themas zur Sprache zu bringen. Auf der LTT-Bühne wird ein Show-Setting, inspiriert von Sendungen wie ›Peep‹ oder der Aufklärungssendung von Erika Berger zu sehen sein, das die Bühnen- und Kostümbildnerin Sandra Fox regelmäßig als Klischeeschleuder bezeichnet.«

Klischees und das Spiel damit sind für Günther beim Umgang mit dem Thema zentral – auch und gerade beim Blick darauf, welche Bilder von Männlichkeit oder Weiblichkeit vermittelt werden: »Es gibt so viele Bilder in Songs, die aus männlicher Perspektive geschrieben wurden. Wir haben uns auf die Suche begeben, wie sich diese Bilder über die Jahrzehnte verändern – und greifen dabei auf Songs von den 70ern bis ins Heute zurück.«

Texte verständlich gemacht

Ein Anliegen sei ihm gewesen, die Songtexte auch für ein deutschsprachiges Publikum verständlich zu machen: »Witzig wird es, wenn man Songs wie ›I’m Too Sexy For My Shirt‹ oder ›I Want Your Sex‹ so arrangiert, dass die Texte für ein deutschsprachiges Publikum verständlich werden.« Dazu covern die LTT-Schauspieler die Songs nicht eins zu eins. Jeden der knapp zwanzig Songs hat Jörg Wockenfuß gemeinsam mit dem Ensemble neu und originell instrumentiert.

Jörg Wockenfuß (links) ist zuständig für die Musik in »Sex!«, rechts Regisseur Dominik Günther.  FOTOS: LTT/MAGUNIA
Jörg Wockenfuß ist zuständig für die Musik in »Sex!«. Foto: LTT/Magunia
Jörg Wockenfuß ist zuständig für die Musik in »Sex!«.
Foto: LTT/Magunia

Die Darstellung sexueller Handlungen auf der Bühne interessiert Günther weniger. Jörg Wockenfuß: »Wir suchen das Orgiastische eher in der Sprache oder in der Sprache der Musik«. Günther ergänzt: »Ich würde sagen, Sex kann in allem sein, was einen anregt oder erregt – das kann Musik sein, das können Fantasien sein. Sex ist auch eine Offenheit oder setzt eine Öffnung voraus. Wir hoffen, dass nach Besuch des Abends Sexualität vielleicht ein Stückchen freier gelebt werden kann.«

Es singen und spielen Franziska Beyer, Dennis Junge, Jennifer Kornprobst, Gilbert Mieroph, Emma Schoepe, Stephan Weber. Weitere Vorstellungen sind am 26. November sowie am 1., 2., 3., 8., 9., 10., 17. und 31. Dezember. (eg)

 

landestheater-tuebingen.de