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Olaf Schubert zündet in der Reutlinger Stadthalle seine Flachsraketen

Meister des Hippes und des Hoppes: Comedian Olaf Schubert in der Reutlinger Stadthalle.

Olaf Schubert sorgte beim Publikum für Synapsenfasching.
Olaf Schubert sorgte beim Publikum für Synapsenfasching. Foto: Christoph B. Ströhle
Olaf Schubert sorgte beim Publikum für Synapsenfasching.
Foto: Christoph B. Ströhle

REUTLINGEN. Als von sich selbst überzeugter Besserwisser hat es die Kunstfigur Olaf Schubert zum Publikumsmagneten gebracht. Der gebürtige Plauener Michael Haubold, der sie auf der Bühne und im Fernsehen (»heute-show«, »Olafs Klub«, »Das Gipfeltreffen«) als sein Alter Ego verkörpert, wirkt so unbedarft wie durchtrieben, wenn er seine Gedanken mit der ihm eigenen Wortakrobatik vorträgt. Oder besser: auf der Bühne gerade in diesem Moment zu entwickeln scheint. Was allerdings im Widerspruch dazu steht, dass er im Lauf seines Auftritts immer wieder seine Mappe mit Noten, Liedtexten und einem Ablaufplan konsultiert, um ja der äußeren Form zu genügen.

Mit seinem gestrickten Argyle-Pullunder und der überkämmten Glatze als weiteren Markenzeichen war Schubert am Samstagabend in der Reutlinger Stadthalle ganz das, was man von ihm erwartet. Auf Einladung des franz.K in der Stadt weilend, konstatierte er eingangs, im Vergleich zu den abgerockten Drecksbuden, in denen sie sonst aufträten, biete die Stadthalle ein adäquates Niveau für sie. Da das Ganze als »Olaf Schubert und seine Freunde« angekündigt war, hatte er die Musiker Herr Stephan (Mundharmonika, Bass, Trompete und Gesang) und Jochen Barkas (Gitarre und Gesang) mitgebracht. Letzterer musste als Schuberts Sidekick immer wieder Demütigungen wegstecken.

Lied mit Fremdschäm-Faktor

Gesungen und musiziert wurde tatsächlich: ein Lied zur Sexualaufklärung mit Fremdschäm-Faktor etwa, ein Rap, der die Kultur des »Hippes und des Hoppes« vom Gangsta-Umfeld in eines der Wohlbehüteten und Besserverdienenden überführte, und ein Schlager, mit dem Schubert das Land der Dichter und Denker zu würdigen beabsichtigte.

»Zeit für Rebellen« hat der Comedian sein Programm genannt. Er thematisiert darin auch Bewegungen wie Fridays for Future. Schulische Auszeiten, wie diese sie pflege, ließen sich seiner Ansicht nach noch erweitern, etwa durch »Wednesdays for Präteritum«. Er bringt seine »befreundete Gattin« Carola ins Spiel, berichtet davon, dass er die Reizwäsche (ein »Untenrum-Pullunder«), die sie im Internet bestellt hat und die ihr nicht passt, im Garten verbrannt hat, statt sich um die Retoure zu kümmern, »aus Solidarität mit dem Postboten«, wie er sagt. Ganz schön rebellisch also.

Überschätze Liebe

Schubert legt schlüssig dar, warum Hexenverbrennungen heute verboten sind (des Feinstaubs wegen) und warum Donald Trump sich als Jesus sieht (dieser sei damals auch nicht gewählt worden). Wie er dem Publikum widerspricht, als auf seine Frage hin, wie sich in Zukunft - »nicht durch Waffen« - kriegerische Auseinandersetzungen verhindern lassen, der Ruf »Liebe« durch den Saal tönt, ist bitter und pointiert, dialektisch und durchdacht. Das klappe ja nicht einmal zu Hause, wendet er ein. Nein, sicherer werde die Welt nur durch »ganz, ganz viele Waffen«.

Bevor es aber zu ernst wird, wendet er sich unverfänglicheren Themen zu, philosophiert beispielsweise über das perfekte Date oder macht sich Gedanken, wie man den Ruf »Bullenschwein« bei einer Demo höflicher formuliert - indem man auch die weibliche Form »Bachensau« hinzufügt.

Ein Lächeln schmiegt sich um die Lefze

Wenn das Publikum in der ausverkauften Halle seine Comedy goutiert, und das tut es, »schmiegt sich selbst mir ein Lächeln um die Lefze«, bekennt Olaf Schubert im Lauf des Abends. Aus dem Publikum gefragt, ob er sich denn auch mit dem anderen Olaf, Olaf Scholz, zusammentun würde, fällt seine Antwort eindeutig aus. Da gelte bei ihm die »Un-Scholz-Vermutung«. Und auch wenn er seinem Publikum beteuert, dass »gute Laune nur ein Mangel an Information ist«, feiern am Ende alle im Saal »Synapsenfasching«. (GEA)