BURLADINGEN-MELCHINGEN. Rino Hosennen ist seit 2023 im Ensemble des Theater Lindenhof. Sophie Eglin ist seine ehemalige Studienkollegin an der Züricher Hochschule der Künste. Dort im Studiengang Schauspiel fing ihre gemeinsame Arbeit zum Thema Liebe an. Eglin schrieb darüber ihre Bachelorarbeit. Nach drei Jahren Pause nehmen sie die dort entwickelte Performance wieder auf und bringen sie als Bühnenstück an das Theater Lindenhof. Das Stück über Liebe mit dem Titel »What is Love?« feiert am Donnerstag, 24. Oktober, um 20 Uhr in Melchingen Premiere. Lindenhof-Pressefrau Simone Haug hat sie befragt.Ihr habt Eure Studienperformance wieder aufgenommen. Habt ihr noch viel daran verändert?
Rino Hosennen: Wir sind von den Fragen ausgegangen, die wir an die Liebe haben. Natürlich sind die Antworten heute andere als vor drei Jahren. Das heißt, die Standpunkte, die wir einnehmen, haben sich etwas verschoben. Und wir konnten Dinge vertiefen. Eigentlich ist der Titel gar nicht so passend. Wir wollen eigentlich nicht über Liebe sprechen, sondern wir stellen unsere Auseinandersetzung dem Publikum zur Verfügung. Wir haben uns einen Rucksack mit Material gepackt und dann sehr viel mit Improvisation gearbeitet. Daraus ist der Text entstanden und der ist daher natürlich sehr persönlich. Dann haben wir versucht, eine Offenheit herzustellen, damit die Leute eigene Bezüge herstellen können.
Was sind die größten Themen des Liebesrucksacks, die ihr anpackt?
Sophie Eglin: Das Thema Liebe im Theater habe ich schon in meiner Bachelorarbeit angepackt und das war damals schon ein Struggle. Liebe ist so groß, so ein riesiger Begriff. Ich habe in Themenkapiteln gearbeitet und das machen wir auch, auch wenn wir es nicht wirklich benennen. Das Universelle der Liebe, das ist mir wichtig, geht weit über die romantische Liebe hinaus: Mutterliebe, Elternliebe, Geschwisterliebe. Ich habe mich viel mit Bell Hooks beschäftigt. Ich finde, ihre Stimme ist auch immer noch zu hören, wenn wir auch keinen Fremdtext benutzen, sondern alle Texte im Stück von uns sind. Sie spricht es an, dass wir mit dem romantischen Begriff der Liebe sehr in gesellschaftlichen Strukturen verhaftet sind. Ich finde, dass wir mit dem Abend versuchen, die Leute etwas zum Umdenken zu bewegen.
Hosennen: In unserem Themenrucksack spielen Angst, Unsicherheit, Scham, Vertrauen und das Thema Vorstellungen eine große Rolle. Also Themen, die in allen zwischenmenschlichen Beziehungen eine Rolle spielen können. Wir tun immer alle so, als wüssten wir, was es heißt, aber woher weißt du, was ich meine, wenn ich sage »Ich liebe Dich«. Was habe ich für eine Vorstellung von Liebe, was hast du für eine Vorstellung von Liebe und was hat die Gesellschaft für eine Vorstellung von Liebe? Und wie finden wir eine gemeinsame Vorstellung von etwas? Damit verbunden ist Kommunikation ein großes Thema. Das machen wir auf der Bühne: Aushandeln, sich verständigen und sich verstehen wollen. Egal was wir an dem Abend sagen, es wäre schön, wenn das Publikum rausgeht und sich darüber unterhält, was jede einzelne Person unter Liebe versteht.
Wisst ihr nun mehr über die Liebe?
Eglin: Wir haben uns in den drei Jahren ja auch verändert. Aber es ist so schön, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Das gibt mir viel, da kann ich viel für mein Leben mitnehmen.
Hosennen: »Ich weiß auch noch nicht, wie Liebe geht«, das ist ein Zitat aus dem Stück. Wir lernen immer noch. Ich würde es als wachsen bezeichnen. Ich habe in der Probenzeit auch etwas herausgefunden für mich, aber herauszufinden, was ich von der Liebe will, ist ein Prozess, der nie aufhört. (eg)
»What Is Love?«: Ab 24. Oktober am Theater Lindenhof Melchingen