BAD URACH. Auf einen bunten Mix setzen die Herbstlichen Musiktage Bad Urach vom 4. bis zum 12. Oktober. Der Bogen reich von Klassik zu Jazz, von Barock zu Pop. Für das Schlusskonzert hat man Singer-Songwriterin Wilhelmine eingeladen - und hofft, damit auch junges Publikum anzuziehen. »Modulationen« lautet das Festivalmotto. Was Prey zufolge signalisieren soll: Man ist bereit, sich zu wandeln, mit der Zeit zu gehen. Die erste Festivalhälfte ist von Barockmusik geprägt; in der Mitte taucht man in die Jazz-Sphäre ein. Zwischendurch gibt's auch wieder edle Kammermusik aus der Romantik.
Ruf der Natur. Für den Eröffnungsabend am Freitag, 4. Oktober, in der Festhalle hat Florian Prey die Tradition des Festvortrags wiederbelebt. Claus Biegert ist Aktivist der »Rechte für die Natur«-Bewegung. Diese setzt sich dafür ein, dass Flüsse, Wälder oder Berge eigene gesetzliche Rechte bekommen. Konkret kämpft der Bayer Biegert dafür, dass der Fluss Loisach eigene Rechte bekommt. Dazu singt der Chamber Choir of Europe Naturromantisches von Brahms bis Mendelssohn.
Herbstliche Musiktage - Programm
4. Oktober: Eröffnungsabend, Vortrag Claus Biegert, Chamber Choir of Europe, 19.30 Uhr, Festhalle
5. Oktober: Liederabend »Liebeslieder«, Florian Prey (Bariton), Florian Uhlig (Klavier) u.a., 19.30 Uhr, Schlossmühle
6. Oktober: Magnificat-Vertonungen, Bach Consort Leipzig, Sächsisches Barockorchester, Solisten, 19.30 Uhr, Amanduskirche
7. Oktober: Barockkonzert, Florian Prey, Lena Neudauer u.a., 17 Uhr, Marienkirche Upfingen
8. Oktober: Musikalisches Abendessen mit dem Anna Leman Jazz-Quartett, 19.30 Uhr, Künkele-Mühle
9. Oktober: Kinderkonzert mit dem Panama-Jazz-Ensemble, 11 und 13 Uhr, Schlossmühle
9. Oktober: Jazz-Session, Franz-David Baumann Quintett, 19.30 Uhr, Stiftskeller
10. Oktober: Ensemble Isura, 19.30 Uhr, Schlossmühle
11. Oktober: Klavierabend Sophie Pacini, 19.30 Uhr, Schlossmühle
12. Oktober: Popkonzert mit Wilhelmine, Support Katya, 19.30 Uhr, Festhalle
21. Dezember: Regensburger Domspatzen, Amanduskirche
www.herbstliche-musiktage.de
Pop-Premiere. Das typische Musiktage-Publikum gehört den reifen Jahrgängen an. Beim Schulkonzert des Odeon-Jugendorchesters im vergangenen Jahr war die Festhalle aber voller Jugendlicher. Ihre Rückmeldung an Florian Prey: »Toll, aber warum macht ihr nicht mal was für uns?« Nun bestreitet das Abschlusskonzert am 12. Oktober in der Festhalle die Deutschpop-Sängerin Wilhelmine, unterstützt von Kollegin Katya im Vorprogramm. Es ist ein Stehkonzert; für die älteren Herrschaften bietet man 150 Sitzplätze auf der Empore. Wilhelmine ist in der Berliner Hausbesetzerszene aufgewachsen, später in Niedersachsen, wo sie zeitweise im Landeskader Fußball spielte. Wikipedia zufolge lebt sie offen lesbisch; ihre erste offizielle Single »Meine Liebe« beschäftigt sich damit. Er möge Singer-Songwriter-Musik, sagt Prey: »Das ist heute das, was damals Schubert war.«
Jazzfreuden. Einzelne Ausflüge in swingende Gefilde gab es schon vorher, so viel Jazz wie diesmal jedoch nie. Das traditionelle musikalische Menü in der Künkelemühle umrahmt diesmal am 8. Oktober das Quartett von Jazzvokalistin Anne Leman. Das traditionelle Kindermusiktheater setzt am 9. Oktober auch auf Jazz: Das Panama-Jazz-Ensemble und Trompeter Franz-David Baumann erzählen einen Mäusekrimi. Abends jazzt Baumann mit seinem Quintett im Stiftskeller.
Barockperlen. Neben Jazz und Pop ist Barockmusik ein Schwerpunkt. Die steht im Zentrum am Sonntag, 6. Oktober, mit dem Consort Leipzig und dem Sächsischen Barockorchester unter Gotthold Schwarz in der Amanduskirche. Es geht um Magnificat-Vertonungen aus Anlass der deutschen Textfassung des Mariengesangs, die Martin Luther vor 500 Jahren vorlegte. Barocke Kammermusik und Lieder gibt's am darauf folgenden Montagnachmittag in der Upfinger Marienkirche. Mit Prey als Sänger, seiner Lieblingsgeigerin Lena Neudauer, Cellist Klaus Kämper und Cembalistin Veronika Braß.
Chefsache Lied. Den einen verbliebenen Liederabend bestreitet Chef Prey erneut selbst, diesmal zum Thema Liebe. Er will jedoch zwei Sängerinnen des Chamber Choir of Europe und zwei Geigerinnen hinzuziehen, um eine Eigenkomposition uraufzuführen. Weitere Ausflüge in die romantische Epoche bringt das Ensemble Isura aus Mitgliedern des Bayerischen Staatsorchesters am 10. Oktober in der Schlossmühle. Tags darauf gibt es ein Wiedersehen mit der feurigen Pianistin Sophie Pacini. Ein adventliches Nachspiel haben die Musiktage mit dem Auftritt der Regensburger Domspatzen am 21. Dezember in der Amanduskirche.
Schlosslos. Auf den Palmensaal müssen die Musiktage weiterhin verzichten; immerhin haben die Sanierungsarbeiten begonnen. Dafür steht die frisch renovierte Festhalle samt neuem Foyer zur Verfügung. Außerdem bespielt man den Willi-Dettinger-Saal in der Schlossmühle, die Marienkirche Upfingen und den Stiftskeller. Abstecher nach Metzingen oder Reutlingen gibt es diesmal keine. Stabil sind die Zuschüsse von Stadt und Land - je 80.000 Euro - sowie vom Kreis mit 13.000 Euro. Dazu kommen Sponsorenbeiträge und Ticket-Erlöse. (GEA)