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Aktuell Literatur

Neue Literatur aus Frankreich: Drei Finalisten des Prix Premiere stehen fest

Drei Finalisten haben die Juroren des Prix Premiere ermittelt, hinter dem unter anderem das Deutsch-französische Kulturinstitut Tübingen steckt. Prämiert werden Autoren, die zum ersten Mal aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt werden. Das letzte Wort haben die Leser.

Die Gewinner der letzten Runde: Übersetzerin Nicola Denis (links) und Autorin Adèle Rosenfeld. Denis ist in der aktuellen Runde
Die Gewinner der letzten Runde: Übersetzerin Nicola Denis (links) und Autorin Adèle Rosenfeld. Denis ist in der aktuellen Runde Mitglied der Jury. Foto: Armin Knauer
Die Gewinner der letzten Runde: Übersetzerin Nicola Denis (links) und Autorin Adèle Rosenfeld. Denis ist in der aktuellen Runde Mitglied der Jury.
Foto: Armin Knauer

TÜBINGEN. Eine Lanze für die französischsprachige Literatur brechen möchte der Prix Premiere, der vom Institut Culturel Franco-Allemand Tübingen (ICFA) und dem Institut Français Berlin ausgeschrieben wird. Prämiert werden Bücher von Autoren, die zum ersten Mal vom Französischen ins Deutsche übersetzt werden. So verschafft der Preis Einblick in die aktuelle Literatur des Nachbarlandes. Geehrt werden sowohl die Autoren wie die Übersetzer. Eine Jury hat nun die drei Finalisten bestimmt. Teil des Gremiums waren auch Übersetzerin Nicola Denis als Vorjahressiegerin und Manon Boutté vom ICFA Tübingen. Das letzte Wort haben die Leser: Bis 15. Februar können sie per Online-Vote für ihren Favoriten abstimmen.

Drei Romane sind diesmal im Rennen: das Familiendrama »Die Schlafenden« von Anthony Passeron, übersetzt von Claudia Marquardt (Piper Verlag), die Globalisierungs-Roadstory »Adikou« von Raphaëlle Red, übersetzt von Patricia Klobusiczky (Rowohlt Verlag), und die Geflügelindustriesatire »Die Ballade vom vakuumverpackten Hähnchen« von Lucie Rico, übersetzt von Milena Adam (Verlag Matthes & Seitz). Auf das Gewinner-Duo aus Autor oder Autorin und Übersetzerin wartet ein Preisgeld von 2.000 Euro.

Anthony Passeron: »Die Schlafenden«

»Die Schlafenden« von Anthony Passeron, im Finale des Prix  Premiere 2025.
»Die Schlafenden« von Anthony Passeron, im Finale des Prix Premiere 2025. Foto: Piper Verlag
»Die Schlafenden« von Anthony Passeron, im Finale des Prix Premiere 2025.
Foto: Piper Verlag

In seinem Romandebüt »Die Schlafenden« kehrt Anthony Passeron in die 1980er-Jahre zurück. Eine konservative Metzgerfamilie in einem südfranzösischen Dorf wird plötzlich mit Dingen wie Heroinsucht und Aids konfrontiert. Onkel Désiré ist aus der Enge der Provinz nach Amsterdam geflüchtet und dort dem Rauschgift verfallen. Die zurückgebliebene Restfamilie auf dem Dorf droht, an ihrer Sprachlosigkeit vor Scham und Trauer zu ersticken.

Raphaëlle Red: »Adikou«

»Adikou« von Raphaëlle Red, im Finale des Prix Premiere 2025.
»Adikou« von Raphaëlle Red, im Finale des Prix Premiere 2025. Foto: Rowohlt Verlag
»Adikou« von Raphaëlle Red, im Finale des Prix Premiere 2025.
Foto: Rowohlt Verlag

In »Adikou«, ebenfalls ein Romandebüt, spürt Raphaëlle Red den identitätsmäßigen Verwicklungen in einer von Migration geprägten Welt nach. Titelheldin Adikou weiß nicht, ob sie weiß oder schwarz ist, weiß nicht einmal, was genau ihre Muttersprache ist. Auf der Suche nach ihren Wurzeln landet sie Togo, der Heimat ihres Vaters, den sie kaum kennt. Entlang der Küste Westafrikas und bis in die USA führt Adikous Reise zu sich selbst und ihren Urgründen.

Lucie Rico: »Die Ballade vom vakuumverpackten Hähnchen«

»Die Ballade vom vakuumverpackten Hähnchen« von Lucie Rico, im Finale des Prix Premiere 2025.
»Die Ballade vom vakuumverpackten Hähnchen« von Lucie Rico, im Finale des Prix Premiere 2025. Foto: Matthes & Seitz Verlag
»Die Ballade vom vakuumverpackten Hähnchen« von Lucie Rico, im Finale des Prix Premiere 2025.
Foto: Matthes & Seitz Verlag

Auf ganz andere Weise kehrt die junge Hannah zu ihren Wurzeln zurück. Nach dem Tod ihrer Mutter findet sich die überzeugte Vegetarierin im Dorf ihrer Jugend wieder - und vor der Aufgabe, den elterlichen Hühnerhof weiterzuführen. Eine Herausforderung, die sie auf ihre Weise annimmt: Jedem geschlachteten und einvakuumierten Hähnchen legt sie eine Biografie des Tieres bei. Die Geste der Wertschätzung macht »Hannahs Hähnchen« zum Kassenknüller - und katapultiert die Protagonistin ins Haifischbecken der Fleischindustrie.

Dorfentwurzelung oder globale Identitätssuche? Nachdenkliches Familiendrama, Roadstory oder satirische Durchleuchtung der Fleischindustrie? Die Leser haben die Wahl. Abstimmen können sie auf der entsprechenden Webseite des Institut Français. Verliehen wird der Preis im März 2025 auf der Leipziger Buchmesse. (GEA)