REUTLINGEN. Unter der Leitung von Kantor Martin Neu musizierten der St.-Peter-und-Paul-Chor und der Heilig-Geist-Chor die D-Dur Messe von Antonín Dvorák in der St. Peter und Paul Kirche in Reutlingen. Die Solisten Stephanie Hermanutz (Sopran), Helma Hinger (Alt), Roger Gehrig (Tenor) und Klaus-Dieter Kübler (Bass) unterstützten die Chöre dabei.
Den Auftakt machte das Trio Ventus, bestehend aus Michaela Elkenhans (Klavier), Evelyn Westermeier-Engelhardt (Flöte) und Guido Engelhardt (Fagott), mit dem Trio G-Dur WoO37 von Beethoven. Verspielte Melodien im Allegro wurden von einem gefühlvollen zweiten Satz abgelöst, in dem Engelhardt viele lange getragene Töne spielte, während es von der Flöte zaghafte Einwürfe gab und das Klavier dazu zu vermitteln versuchte, sodass ein Trialog zwischen den Instrumenten entstand. Im dritten Satz wurde der verspielte Charakter des Beginns noch einmal aufgegriffen und fortgeführt.
Harmonie von Orgelklang und Gesang
Anschließend sang die Chorgemeinschaft die ersten drei Teile der Messe von der Empore. Der Komponist selbst habe das Werk mit den Worten des Paulus »Glaube, Liebe und Hoffnung« beschrieben. Das Kyrie sang der Chor sehr gleichmäßig, mit mächtigem Einsatz und fließend. Das Gloria, das sehr feierlich beginnt, entwickelte sich im Mittelteil zu einem Dialog zwischen den Solisten. Schließlich entfaltete sich das Gloria zu einem strahlenden Chorwerk voller dynamischer Passagen, dessen glanzvoller Orgelklang mit dem Gesang harmonierte.
Die Tübinger Künstlerin Beatrix Giebel bereicherte das Konzert mit einer Einführung zu Alice Haarburgers Bild »Winterfenster« aus dem Jahr 1928. Die Malerin wurde in Reutlingen geboren, studierte in Stuttgart an der Kunsthochschule und wurde von den Nationalsozialisten deportiert. Haarburgers Gemälde zeigt den Blick aus ihrem Fenster auf den neu errichteten Stuttgarter Tagblatt-Turm. Zwei blühende Hyazinthen – eine gelbe und eine rote – stehen auf dem Fenstersims vor einer winterlichen Landschaft in sanften Grautönen.
Tragende und klagende Melodien
Nach dem Impuls spielte das Trio Ventus das Stück »Prayer« aus Ernst Blochs Suite »From Jewish Life«. Die tragenden und klagenden Melodien schienen das Schicksal der jüdischen Malerin widerzuspiegeln, die 1944 in einem Konzentrationslager in Riga ermordet wurde. Mit einer melancholischen Melodie, eindringlich gespielt von Guido Engelhardt auf dem Fagott, wirkte »Prayer« wie eine tiefgründige Meditation.
Das Sanctus war beim ersten Einsatz zunächst zurückhaltend, entwickelte sich jedoch schnell zu einem kraftvollen und freudigen Ausdruck, der den Gottesanruf spürbar werden ließ. Im anschließenden Benedictus, das mit einem sanften Orgelvorspiel begann, traten die Solisten in Erscheinung und demonstrierten ihr Können, wobei sich keiner von ihnen in den Vordergrund sang, sondern alle für einen harmonischen Zusammenklang sorgten. Der letzte Vers des Benedictus, »Osanna in excelsis«, wurde vom Chor mit einer exaltierenden Freude dargeboten, die dieser Musik gerecht wurde. Das Agnus Dei bildete einen ruhigen Abschluss des Konzerts und verdeutlichte, dass trotz des überwiegend feierlichen Charakters der Messe auch Ehrfurcht und Demut ihren Platz haben. Schließlich traten alle Sänger, Solisten und das Trio nach vorne, wo sie sich über verdienten Applaus freuen durften. (GEA)