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Mozart und mehr: Reutlinger Kammerorchester in der Kreuzkirche

Das Reutlinger Kammerorchester lud zum Winterkonzert in die Kreuzkirche, diesmal mit den eigenen Bläsern und Streichern als separate Ensembles.

Die beiden Fagottisten des RKO im Bläserensemble.
Die beiden Fagottisten des RKO im Bläserensemble. Foto: Susanne Eckstein
Die beiden Fagottisten des RKO im Bläserensemble.
Foto: Susanne Eckstein

REUTLINGEN. Die Reutlinger Kreuzkirche war voll besetzt durch die treue Fangemeinde des Reutlinger Kammerorchesters (RKO) bei dessen Winterkonzert, ergänzt durch zahlreiche interessierte Gäste. Das Programm rahmte der immer noch beliebteste Komponist der Klassik: Wolfgang Amadeus Mozart; die Mitte bildeten zwei rare Werke für besondere Besetzungen.

Eigentlich bräuchte es einen neuen Namen, nachdem das Kammerorchester meist als ausgewachsenes Sinfonieorchester auftritt; auch dieses Mal war das so. Im Vergleich zu Profi-Ensembles ist es für die Musik Mozarts zu üppig besetzt. Das hat zwangsläufig einen kompakteren Klang, eingeschränkte musikalische Beweglichkeit und erschwertes Zusammenspiel zur Folge. Doch das RKO macht dies mit umso mehr Spielfreude und Engagement wett. Gleich zu Beginn in Mozarts Ouvertüre zu »Figaros Hochzeit«, die mit viel Schwung und vollem Klang den imaginären Vorhang öffnet, inspiriert durch das temperamentvolle Dirigat von Thomas J. Mandl.

Unterhaltsame Spielmusik

Statt des sonst üblichen Solisten treten diesmal die Bläser und die Streicher des Orchesters jeweils separat nach vorn. Zum einen mit der Serenade für Bläser op. 20 von Henri Marteau aus dem Jahr 1916, einer unterhaltsamen Spielmusik für ein Holzbläser-Oktett plus Bassklarinette, wobei diese hier durch ein Horn ersetzt wird. Flinke Figuren und rasche Läufe wechseln mit klangvollen Akkorden, die Musizierenden meistern das technisch anspruchsvolle Stück sauber und klangschön.

Leoš Janáceks Suite für Streicher war 1877 ihrer Zeit weit voraus. Nicht nur die Streicher des RKO, auch das Publikum muss sich erst einhören in die neuartige Tonsprache. Aufhorchen lassen das durchsichtige Klangbild im ersten Adagio, der liebevolle Umgang mit dem tänzerischen Andante und der lange Atem im dunkel getönten zweiten Adagio; dramatische Steigerungen betonen den Schluss.

Lupenreine Bläser-Soli

Zum zweiten Teil des Programms, Mozarts Sinfonie Nr. 38 D-Dur (»Prager«), tritt die sinfonische Besetzung wieder gemeinsam an. Im raschen Puls des ersten Satzes machen sich akustisch bedingte Schwierigkeiten beim Zusammenspiel bemerkbar, die Details der vielstimmig verflochtenen Passagen verschwimmen. Doch umso schöner gelingt das Andante: Hier bezaubert das Reutlinger Kammerorchester das Publikum mit transparentem Klang, sensibler Gestaltung, ruhig gehaltener innerer Spannung und einer weit gespannten Phrasierung. Glanzlichter setzen lupenreine Bläser-Soli und markante Dynamik-Kontraste, bevor Mozarts Meisterwerk in dem mitreißend dargebotenen Presto-Satz zu Ende geht, gefolgt vom Applaus des Publikums.

»Neue künstlerische Leitung gesucht« heißt es auf der RKO-Homepage. War dies das letzte Konzert unter Thomas J. Mandl? Darüber wurde nichts gesagt, das Orchester zeigte nach außen hin die gewohnte Harmonie. (GEA)