REUTLINGEN. Eine akustische Gitarre, ein Waschbrett, mehrstimmiger Gesang und im Fall der argentinischen Swing-Band Jivers noch eine Tuba reichen aus, um die Musik der 1920er- und 1930er-Jahre ins 21. Jahrhundert zu holen. Den Gästen bescherten die Argentinier um Daniel Schneck an der Tuba, Checha Naab (Gesang und Snare Drum), Juan Martín Yansen (Gesang, Gitarre und Banjo) und Juan Cristóbal Barcesat (Gesang, Waschbrett) am Montagabend zu bandeigenen Hits wie »Crazy People« oder Cover-Versionen bekannter Swing- und Jazz-Klassiker jede Menge gute Laune.
Akustische Rhythmus-Sektion
Fast wie eine ganze Rhythmusgruppe klingt es, wenn Juan Martín Yansen beginnt, auf seiner akustischen Gitarre die Nylon-Saiten anzuschlagen. Der Gitarrist hat seine Technik für das Spiel im Swing-Quartett perfektioniert, besticht durch auf den Punkt gebrachte Akzentuierung auf dem Griffbrett. Eine leicht perkussive Spielweise schafft dazu Rhythmus, der schon allein für einen Auftritt auf der Bühne reichen würde.
Doch dann setzt Juan Cristóbal Barcesat mit dem Waschbrett ein - ein Instrument, das von seinen Ursprüngen als einfacher Ersatz für eine Waschmaschine seit dem frühen 20. Jahrhundert von vielen Jazz- und Swing-Bands zum Rhythmusgerät umfunktioniert wird. Am Montagabend sorgt es für diesen unverwechselbaren, kratzig-blechernen Akustik-Sound, der die Jivers wie eine Dampflokomotive antreibt. Sängerin Checha Naab, deren gesangliche Leistungen wichtiger Bestandteil für den Sound sind, spielt dazu Fills auf der Snare-Drum und verstärkt noch einmal den perkussiven Part.
Höhen und Tiefen mit der Tuba
Für mehr Atmosphäre und den klassisch frühen Jazz-Band-Sound der 20er- bis 40er-Jahre ergänzt Daniel Schneck die Band an der Tuba. Mit ihm wird der Auftritt zu einem Swing-Fest der Extraklasse. Tuba-Bässe hallen durch den Raum, gefolgt von hohen Tonfolgen. So inetwa muss es auch zu den Hochzeiten des Swing gewesen sein, als die meisten Bands nur auf ihre Stimmen sowie akustische und klassische Instrumente vertrauen konnten, um die Menge zu begeistern.
So zeigen die Jivers im Pappelgarten, dass sie ganz puristisch - ohne viel Show oder digitale Instrumente - genauso gut wie die meisten modernen Pop-Bands klingen können. Das Repertoire der Argentinier liegt trotzdem Welten von modernem Pop und Rock entfernt. Die Mills Brothers, ein US-Swing-Quartett der 20er- und 30er-Jahre, zählen zu ihren Einflüssen. Nur naheliegend, dass das Quartett im Pappelgarten auch mit Covern von den Mills (»Sweet Sue«) Swing von Argentinien nach Reutlingen bringt. (GEA)