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Aktuell Oratorium

Mit frischen Knabenstimmen: Matthäuspassion in der Amanduskirche Bad Urach

In Bad Urach fand eine bemerkenswerte Aufführung der Bach’schen Matthäuspassion statt: Es sangen die Stuttgarter Hymnus-Chorknaben und eine ansehnliche Solistenriege. Ein Sänger stach besonders heraus.

Die Hymnus-Chorknaben und die Handel's Company in Bad Urach.
Die Hymnus-Chorknaben und die Handel's Company in Bad Urach. Foto: Susanne Eckstein
Die Hymnus-Chorknaben und die Handel's Company in Bad Urach.
Foto: Susanne Eckstein

BAD URACH. Bachs Passionsoratorien finden regen Zuspruch. Wie das Weihnachtsoratorium haben die Johannes- und die Matthäuspassion weiter an Beliebtheit gewonnen, in der Gunst der Ausführenden wie des Publikums. Zwar ist der Aufwand enorm – man benötigt bestens geschulte Chöre, professionelle Solisten und Instrumentalensembles; doch diese Meisterwerke sind so prall voll mit herrlicher Musik, dass man noch lange von ihnen zehren wird.

Nun also Bachs zweichörige Matthäuspassion, entstanden 1727 in Leipzig, am Karfreitag in der Stiftskirche St. Amandus in Bad Urach, vor großem Publikum aufgeführt durch die Stuttgarter Hymnus-Chorknaben. Dieser Knabenchor gehört zu den ältesten im Südwesten. Seit 2010 wird er durch Rainer Johannes Homburg geleitet, der 1999 das Ensemble »Handel’s Company« mitbegründet hat, das sich am historischen Klangideal orientiert und hier den Orchesterpart übernahm.

Am Original orientiert

Die Aufführung orientiert sich am Original: Das Orchester ist zweigeteilt, ebenso der junge Chor; vorn stehen an diversen Positionen die Solisten. Wer in diesem Fall die Hauptrolle spielt, wird nach dem weich einschwingenden ersten Chor schnell klar: der Tenor Andreas Post als Evangelist. Seine helle Stimme dringt durch, er gestaltet seinen Erzählerpart beeindruckend plastisch und eloquent.

Neben seiner detailgenauen, teils fast überzeichnenden Darstellung der Leidensgeschichte geraten die Jesusworte von Christoph Schweizer ein wenig ins Hintertreffen, ebenso Alice Fuders bewegliche, feine Sopranstimme und Johannes Helds Bass-Arien. Sarah Romberger hingegen vermag mit ihrer nuancenreichen Gestaltung der Alt-Arien als gläubige Seele überzeugend dagegenzuhalten.

Hochmotivierter Chor

Zusammengehalten wird das Ganze durch das klare Dirigat von Homburg. Er hat seine Hymnus-Chorknaben bestens präpariert und motiviert; sie meistern den Chorpart durchweg sicher, rein und homogen, ob andächtigen Choral, wütende Turba-Rufe (»Kreuzige ihn«) oder vielstimmigen Satz. Der junge Klang der Knaben wirkt natürlich und frisch – so könnte das anno 1727 in Leipzig geklungen haben. Auch die Chorsolisten bewähren sich gut, als Hohepriester, Pilatus oder Petrus.

Einen farbigen, durchsichtigen Klang liefert die Handel’s Company mit dem kernigen Ton der Barockoboen und einer Continuogruppe aus Truhenorgel, Theorbe und Bassgambe; Traversflöte, Gambe und Barockvioline begleiten engagiert die Soloarien. Auch wenn nach der ersten von fast drei Stunden die Konzentration im Zusammenspiel etwas nachlässt, darf man am Ende auf eine abgerundete, klangschöne Darbietung zurückblicken. Viel Applaus und teils stehende Ovationen danken dafür. (GEA)