Weitere Preise folgten, zuletzt gab es an diesem Wochenende beim Wettbewerb des Deutschen Chorfests in Stuttgart den ersten Preis in der Kategorie Vokalensembles. Am Samstag waren die jungen Sänger, die sich im gemeinsamen Studium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt sowie in verschiedenen Chorprojekten unter der Leitung von Professor Wolfgang Schäfer kennengelernt haben, in der Stunde der Kirchenmusik in Bad Urach zu hören. Dabei verwiesen sie zu Recht auf die nicht nur optisch ansprechende Amanduskirche mit ihrer wunderbaren Akustik.
William Billings’ Stück »When Jesus wept« auf den Lippen durchmaßen sie – den Raum durchschreitend – das Kirchenschiff. Schon hier zeigte sich, dass Sabina Vogel, Stefanie Muhl (Sopran), Eva Stüer (Alt), Steffen Schwendner, Gabriel Heun (Tenor) und Jakob Zschischler (Bass) kunstvoll mit Kompositionen, der Ausgewogenheit von Klängen und der Raumakustik umzugehen verstehen.
Dass ihr Repertoire nicht nur geistliche, sondern auch weltliche Stücke aller Epochen umfasst, machte den Abend umso reizvoller. Auf Orlando Gibbons’ »Drop, drop, slow tears« aus dem frühen 17. Jahrhundert folgten Stücke wie »Un soir de neige« von Francis Poulenc, das im Zweiten Weltkrieg entstand und bei aller Klangschönheit auch die menschlichen Abgründe hörbar macht. Oder Johannes Brahms’ »Vineta«, in dem der Untergang einer ganzen Stadt zum Gegenstand der Betrachtung wird. Und »Darthulas Grabgesang«, in dem ein Trauernder die Frage stellt: »Wann erstehst du wieder in deiner Schöne?«
Anmutig-schwerelose Gesänge trafen auf charaktervoll gezeichnete Klangminiaturen, Angejazztes wie Hakan Parkans »Take oh take those lips away« auf Abendlieder, die die letzten Gedanken eines Tages und das sanfte Gleiten in den Schlaf beschrieben. Ungewöhnlich lebhaft erschien dabei der Mittelteil des Liedes »Der Mond ist aufgegangen« in der Fassung von Helmut Barbe. Klanglich war das alles vom Feinsten, ohne dass einzelne Stimmen zu sehr aus dem homogenen Gestalten heraustraten.
Bei Heinrich Schütz’ Motette »Selig sind die Toten« prägten sich die Schlussklänge zu den Worten »und ihre Werke folgen ihnen nach« besonders ein. Vic Nees’ »De profundis clamavi« kam in zeitgenössischer Gestalt dissonant und flehend daher, teils massiv in den Männerstimmen, dann aber auch ganz innig und zurückgenommen. Schön war, dass auch skandinavische Klänge Freude und Andacht vermischten und dass mit Vaughan Williams’ »Greensleeves« und Jonathan Quicks »Loch Lomond« auch kunstvoll veredelt traditionelles angelsächsisches Liedgut aufblitzte. (GEA)