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Malaka Hostel in Reutlingen: Schwofen zu Koyotenruf und Umpa-Rhythmus

Die Freiburger Weltmusik-Band Malaka Hostel mischt die Tanzfläche im franz.K in ungewohnter Besetzung auf: Statt des erkrankten Harmonikaspielers ist kurzfristig eine Geigerin aus frühen Straßenmusikzeiten mit angereist.

Geigerin Elena Jacoby ist kurzfristig eingesprungen, damit der Auftritt von Malaka Hostel im Reutlinger franz.K stattfinden kann
Geigerin Elena Jacoby ist kurzfristig eingesprungen, damit der Auftritt von Malaka Hostel im Reutlinger franz.K stattfinden kann. Foto: Claudia Reicherter
Geigerin Elena Jacoby ist kurzfristig eingesprungen, damit der Auftritt von Malaka Hostel im Reutlinger franz.K stattfinden kann.
Foto: Claudia Reicherter

REUTLINGEN. Der Name verweist auf eine WG der Bandgründer im Freiburger Vauban: Die Bleibe von Sänger und Gitarrist Viktor Myron Wagner und Mundharmonikaspieler Holger Guirisberger hieß »Malaka Hostel«, da sich die Bewohner gegenseitig ruppig-kumpelhaft mit dem griechischen Schimpfwort riefen und dort zahlreiche Gäste eine Couch fanden. Vor zehn Jahren erschien das erste crowdfunding-finanzierte Album – seitdem geht's beständig bergauf. Nach und nach haben sich die sechs Musiker von Malaka Hostel einen Ruf als hervorragende Live- und vor allem Festival-Band erspielt.

Von den sechs Bandmitgliedern stehen am Freitagabend aber nur vier auf der Bühne des franz.K: Hinter Viktor sitzt Grischa Kursawe am Schlagzeug, zu seiner Linken groovt Bassist Werner Wilz und am andern Bühnenrand bläst Tatán »Dan« Luis González abwechselnd in Trompete, Posaune oder Sousaphon. Dazwischen glänzt bei diesem Konzert Geigerin Elena Jacoby.

Viktor Myron Wagner, Stimmungsmacher, Sänger und Gitarrist der Freiburger Band Malaka Hostel, im Hintergrund links Trompeter Dan
Viktor Myron Wagner, Stimmungsmacher, Sänger und Gitarrist der Freiburger Band Malaka Hostel, im Hintergrund links Trompeter Dan Gonzalez, rechts Basser Werner Wilz. Foto: Claudia Reicherter
Viktor Myron Wagner, Stimmungsmacher, Sänger und Gitarrist der Freiburger Band Malaka Hostel, im Hintergrund links Trompeter Dan Gonzalez, rechts Basser Werner Wilz.
Foto: Claudia Reicherter

Die war ganz am Anfang Teil des einstigen Straßenmusik-Trios und schrieb Viktor zufolge an vielen Songs mit. Da der Co-Frontmann des 38-Jährigen, Harmonikamann Holger, aber erkrankt ist und deshalb einige Gigs schon ausfallen mussten, hatte die Truppe wenige Tage zuvor Elena gefragt, ob sie einspringen mag. »Wenn Ihr mir genügend Vorlaufzeit gebt«, habe sie gesagt, wie die Lehramtsstudentin nach dem Konzert erzählt. Letztlich hat sie sich 15 Stücke in zwei Tagen draufgeschafft und noch im Bandbus auf der Anreise geübt.

Von der Fast-Katastrophe zum schönen Abend

Wie knapp vor der Absage das Konzert stand, erfuhr das Publikum eher am Rande. »Es ist immer eine Katastrophe, wenn wir hier sind«, sagte Viktor Myron Wagner. Er habe »kaum erwartet, was für'n schöner Abend uns erwischt«.

Mit Geigerin Elena Jacoby zelebrieren Malaka Hostel ihren tanzbaren, fröhlichen Weltmusik-Umpa-Ska-Sound.
Mit Geigerin Elena Jacoby zelebrieren Malaka Hostel ihren tanzbaren, fröhlichen Weltmusik-Umpa-Ska-Sound. Foto: Claudia Reicherter
Mit Geigerin Elena Jacoby zelebrieren Malaka Hostel ihren tanzbaren, fröhlichen Weltmusik-Umpa-Ska-Sound.
Foto: Claudia Reicherter

Genüsslich erwischt und bestens mitgenommen wurden durch den gut zweistündigen Auftritt auch die 110 Besucher, denen das franz.K genügend Raum bot zum Schwofen, Wippen, Zucken, Hüpfen. Selbst die finale Schunkeltherapie im Zugabenblock wurde beherzt ausgelebt.

Mit vollem Körpereinsatz

Die fiebrig-treibende Devise dieser selbsternannten Dubbeler-Kommune lautet: schneller, lauter, wilder. Was die Band »Black Forest Neo Brass« – neue Schwarzwald-Blasmusik – nennt und ihr Label Rummelplatzmusik in die Schublade »Global Umpa« steckt, erscheint so dufte und bunt wie eine Blumenwiese am Dreisam-Ufer: Ska-, Swing- und Polka-Blüten gedeihen auf einer Balkan-Beats- und Dub-Reggae-Unterlage, wo sich Rebetiko-Gitarren ebenso im sanften Wind mehrsprachiger Gesellschaftskritik wiegen wie satte Rock-Riffs, eingängige Chanson-Melodien und ein Indian-Masala-Mix-Intro. Der World-Music-Crossover wird instrumental virtuos und mit vollem Körpereinsatz interpretiert.

Bassist Werner, Drummer Grischa und Frontman Viktor von Malaka Hostel fordern im franz.K mit Körpereinsatz und Virtuosität zur "
Bassist Werner, Drummer Grischa und Frontman Viktor von Malaka Hostel fordern im franz.K mit Körpereinsatz und Virtuosität zur »Eskalation auf dem Dancefloor«. Foto: Claudia Reicherter
Bassist Werner, Drummer Grischa und Frontman Viktor von Malaka Hostel fordern im franz.K mit Körpereinsatz und Virtuosität zur »Eskalation auf dem Dancefloor«.
Foto: Claudia Reicherter

Textlich erinnern Malaka Hostel an Filme der »L'Auberge Espagnole«-Reihe. Vom deutschen »Erdbeermund« geht die Vagabundenreise übers spanische »Coyotes Del Amor« und endet beim französischen »Bon Voyage« noch lange nicht. Ihre wilde Weltmusik ist die universelle Sprache, inhaltlich ein intensiver »Prayer for Peace«. Bis zur »Eskalation auf dem Dancefloor«, die Sänger Viktor proklamiert, ist es noch ein Stück hin. Doch Malaka Hostel reißen mit, der Stilmix-Funke springt über und bringt die franz.K-Besucher vom Kojotenliebesruf bis zum aufrüttelnden »Dizko Fatale« in Bewegung. (GEA)