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Magische Momente: Das Akademische Orchester der Universität Tübingen und Julia Galic

Mit einem monumentalen Programm präsentierte sich das Akademische Orchester der Universität Tübingen und harmonierte dabei eindrucksvoll mit der Tübinger Solistin Julia Galic.

Solistin Julia Galic und das Akademische Orchester der Universität Tübingen unter der Leitung von Philipp Amelung.
Solistin Julia Galic und das Akademische Orchester der Universität Tübingen unter der Leitung von Philipp Amelung. Foto: Lorenz Adamer
Solistin Julia Galic und das Akademische Orchester der Universität Tübingen unter der Leitung von Philipp Amelung.
Foto: Lorenz Adamer

TÜBINGEN. Benjamin Brittens Violinkonzert in d-Moll (op. 15) gehört nicht unbedingt zu den oft vorgetragenen Violinkonzerten, aber umso begrüßenswerter ist es, dass sich das Akademische Orchester der Universität Tübingen unter der Leitung von Universitätsmusikdirektor Philipp Amelung diesem so facettenreichen Werk widmete und sich dabei wunderbar entfaltete. Das dreisätzige Violinkonzert, das eine unglaubliche Bandbreite an musikalischen Gefühlen, melancholischen und expressiven Momenten erfordert, stellt eine nicht leicht zu bewältigende Aufgabe dar, wenn man dieses Werk in all diesen Facetten adäquat treffen möchte. Die Probenarbeit und der akademische Elan des Orchesters trugen am Konzertabend im Festsaal in der Tübinger Neuen Aula außerordentliche Früchte im Zusammenspiel mit Solistin Julia Galic.

Der junge Klangkörper musizierte auf einer Wellenlänge mit vielschichtigen, spannungsgeladenen Passagen. Keine Instrumentengruppe erwies sich dabei als Außenseiter, sondern alle fügten sich klanglich ausgeglichen in die oft hochdramatische Musik Brittens ein. Die kurzen, lyrisch-verspielten Schwebelinien und der abrupte Wechsel im musikalischen Ausdruck resultierten in wundervoll magischen Momenten, die hervorragend von der Konzertmeisterin Cosima Hermann in das ganze Orchester getragen wurden. Die Tübinger Solistin Julia Galic freute sich dementsprechend hör- und spürbar über diese ansteckende Musizierfreude der jungen Akademiker und demonstrierte, wie intensiv sie mit diesem Werk verschmolzen war und was es interpretatorisch herauszuholen gab. Die sphärischen Tonhöhen, Bogenstriche im sanften Gestus, Pizzicati mit darauffolgenden harten Bogenschlägen gestaltete sie energisch überzeugend.

Fein ausklingender Schluss

Als ebenso mitreißend und klanggewaltig wie der erste Teil des Konzertabends erwies sich die sechste Sinfonie (»Pathétique«, op. 74) von Pjotr I. Tschaikowsky, die in den vier Sätzen ihren Stand als bekannter Klang-Gigant bestätigte. Der einprägsame Beginn im Fagott in Kombination mit den tiefen Streichern ergriff nicht nur das Publikum, sondern vor allem das Akademische Orchester. Ein wunderbares Klarinettensolo, das auch von den anderen Blasinstrumenten einfühlsam geformt und weitergestaltet wurde, ergänzte stimmig die groß besetzten Streichinstrumente. Nur vereinzelt lockte in der Abstimmung von den Bläsern zu den Streichern eine zu starke juvenile Energie, aber die genaue Klangarbeit, Intonation und die hervorragende Gestaltung der musikalischen Höhepunkte ließen die vier Sätze kurzweilig vorübergehen und einen musikalischen Höhepunkt auf den nächsten folgen.

Universitätsmusikdirektor Philipp Amelung präsentierte somit ein bemerkenswertes Programm, das durch hohen Anspruch und beeindruckende Interpretation mehrere positive Überraschungen mit sich brachte. Vorbildlich blieb so etwa der fein ausklingende Schluss in den tiefen Streichern, der den Zuhörer gar nicht mehr sicher erkennen ließ, ob es sich um die immer tiefer gehenden Streicherklänge handelte oder bereits um den Nachhall in der Neuen Aula. So oder so: jedenfalls ein ausgezeichneter Konzertabend! (GEA)