TÜBINGEN. Angefangen haben sie vor mehr als 28 Jahren als Trio. Sie spielten überwiegend in Bars und auf den Straßen von Amsterdam und standen dem Punk genauso nahe wie verschiedenen Stilen von Gypsy- und Klezmermusik. Die Amsterdam Klezmer Band pflegte den Widerspruch, gab sich nach allen Richtungen offen und hatte damit zunehmend Erfolg.
Seither hat sich einiges verändert, doch Impulse holen sie sich noch heute von der Amsterdamer Straßenmusik, deren Musikszene so ziemlich alle Spielarten moderner Klanggestaltung zulässt. In diesem Gewirr sucht die mittlerweile auf sieben Musiker angewachsene Band nach ihrem Platz. Dabei kombinieren sie das Chanson-Akkordeon mit der Jazztrompete, tiefes E-Bass-Gezupfe mit hohen Klarinetten-Seufzern, das Traurige mit der Unbeschwertheit. Und sie schaffen am Freitag im Sudhaus ein Wechselbad der Gefühlslagen, das von anarchischer Sehnsucht bis zu ausgelassener Tanzlust reicht.
Mit Jazz und Ska vermischt
Die Amsterdam Klezmer Band wird zwar unter Klezmer geführt, sie produziert jedoch einen Sound, der nicht mehr allzu viel mit traditioneller jüdischer Hochzeitsmusik zu tun hat - sie lässt sich allenfalls noch davon inspirieren. Die Band erweitert Klezmer zu einer Partymusik, vermischt Jazziges, Ska und sogar arabische Rhythmen. Auf einen Balkanbeat kann dann schon mal ein Part folgen, der Ähnlichkeit mit der derzeit so angesagten Gruppe Hazmat Modine aufweist. Zusammen mit dieser Band und den New Yorker Klezmatics gehören sie wohl zu den am weitesten gehenden Erneuerern des Klezmer.
Nicht selten sind traditionelle Stile nur noch zu erahnen. Stücke wie »Do it in Amsterdam« oder »Joey’s Hora« vom neuen Album »Bomba Pop« wirken ungemein griffig. Lustvoll, laut, bisweilen auch auf eine verspielte Art witzig animieren sie das Publikum zum Mitklatschen und Tanzen. Es sind nicht nur die vier Bläser, die grooven, es ist das ganze Ensemble, das Akkordeon nicht weniger als die Rhythmusgruppe. Und oben drauf gibt es noch einen jiddischen Rap und bei einigen Titeln einen Gastsänger aus Marokko, der den rund 200 Besuchern eine arabische Note nahe bringt.
Musikalische Duelle
Überhaupt hat man im Sudhaus manchmal das Gefühl, dass die Band ihren eigenen Fanblock aus Amsterdam mitgebracht hat, so überschwänglich werden die sechs Musiker um Frontsänger und Saxofonist Job Chajes gefeiert. So verstehen es die sieben Feierbiester aus Holland immer wieder, mit ihren musikalischen Duellen die Zeit vergessen zu machen. (GEA)