METZINGEN. In gewisser Weise traten sie gegen Altstar Giora Feidman an, der zeitgleich in der Metzinger Stadthalle auftrat. Dennoch war der Liederabend, den die Sopranistin Lara Rieken und der Bariton Hannes Nedele nicht weit entfernt davon im Kreissparkassenforum gaben, gut besucht. Doriana Tchakarova gestaltete als Liedbegleiterin das unter den Titel »Frühlingsliebe« gestellte Konzert mit.
So hinreißend talentiert sich die Sängerin und der Sänger präsentierten, so wunderbar prägnant und fein war Tchakarovas Spiel. Lieder von Felix Mendelssohn Bartholdy und Edvard Grieg bildeten das Scharnier vor und nach der Pause. Mendelssohns »Ich wollt', meine Lieb' ergösse sich« sangen die aus dem Münsterland stammende Rieken und der in Wannweil aufgewachsene Nedele mit den Worten Heinrich Heines, ganz vom Melos und der Sehnsucht getragen, gemeinsam.
Blitze jagen durch die Luft
Sehnsucht, die im Herzen brennt, machte Nedele in Mendelssohns »Venezianischem Gondellied« - auf einen Text von Thomas Moore - erlebbar. Sein Vortrag dunkel eingefärbt, sich zu Passion entwickelnd, auch im Klavier. »Gib mir ein Zeichen!«, bat Rieken in Goethes »Die Liebende schreibt«, ebenfalls von Mendelssohn, wobei sie die Zeilen empfindungsmäßig überzeugend ausleuchtete. Heines »Abendlied«, vom selben Komponisten, atmete in der stimmigen Interpretation der jungen Sängerin und des jungen Sängers milde Anmut. Wohingegen Nedele und Tchakarova in Mendelssohns »Andres Maienlied« (Text: Ludwig Hölty) Wind und Blitze durch die Luft jagten. Toll, wie energiegeladen beide die groteske Darstellung der Hexen, die sich in der Mainacht auf den Besen schwingen, um zum Hexensabbat zu fliegen, angingen!
Die sechs Lieder von Grieg (Opus 48), Ergebnis der Auseinandersetzung des Norwegers mit deutscher Lyrik, ähneln mit ihren chromatischen Linien teilweise dem Schumann-Stil. Sehr einnehmend durch ihren strömenden Melodienreichtum gerieten den Interpreten etwa »Lauf der Welt« (Text: Ludwig Uhland) und »Die verschwiegene Nachtigall« (von Walther von der Vogelweide). Düster dagegen Emanuel Geibels »Dereinst, Gedanke mein« mit der Zeile »In kühler Erden / Da schläfst du gut«.
Mozart-Arien und -Duette
Zum rundum ansprechend gestalteten Programm gehörten auch einige Mozart-Arien und -Duette, darunter »La ci darem la mano«, bei dem Rieken eine beseelte Zerlina, Nedele einen undurchsichtig bleibenden Don Giovanni abgab. Schauspielerisch angereichert war nicht zuletzt die Arie der Despina »In uomini, in soldati« aus »Così fan tutte«, die die Sängerin über ihre eigenen Worte losprusten? ließ. Leonard Bernsteins »Glitter And Be Gay« gaben Rieken Gelegenheit, mit akrobatischen Koloraturen bis hin zur Parodie zu glänzen. Großartig auch, wie Nedele »Aus ist's mit der Liebe« aus Emmerich Kálmáns »Csárdásfürstin« tönte, um alsbald die Erkenntnis nachzuschieben: »Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht!« (GEA)