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Liebe ohne Schwimmflügel: »What is Love« am Theater Lindenhof Melchingen

Sophie Eglin und Rino Hosennen befragen die Liebe und spielen mit »What is Love?« im Theater Lindenhof ein mutiges Doppel.

Höhen und Tiefen des Verliebtseins: Sophie Eglin und Rino Hosennen in »What is Love« am Theater Lindenhof.
Höhen und Tiefen des Verliebtseins: Sophie Eglin und Rino Hosennen in »What is Love« am Theater Lindenhof. Foto: Simone Haug
Höhen und Tiefen des Verliebtseins: Sophie Eglin und Rino Hosennen in »What is Love« am Theater Lindenhof.
Foto: Simone Haug

BURLADINGEN-MELCHINGEN. Zwei, die sich lieben, stehen auf der Bühne, schauen sich an und stellen Fragen. Die Bühne ist das Leben oder das Studio im Theater Lindenhof. Sie fragen: nach sich selbst, dem anderen, der Gesellschaft, den Vorstellungen, die sie bestimmen, der Freiheit, die sie haben. »What is Love?« heißt das Stück, das auf Popsongs verzichtet, in dem die beiden Darsteller nur ein Weilchen gemeinsam am Klavier sitzen. Premiere war am Donnerstagabend unter großem Beifall: Es ist ein Stück von exemplarischer Offenheit, sehr persönlich, umgesetzt mit großem Engagement. Sophie Eglin und Rino Hosennen lernten sich an einer Züricher Schauspielschule kennen, gingen gemeinsam durchs Studium, entwickelten ein Stück über die Liebe als gemeinsame Abschlussarbeit. Sie stehen alleine auf der Bühne, zu zweit, sie sprechen über ihre Hoffnungen und Zweifel.

Und sie tragen Schwimmflügel, von Anfang an, Schwimmhilfen also, wie kleine Kinder, die sich fürchten unterzugehen. In einer Szene will Hosennen sich nach hinten fallen lassen. Sophie Eglin versteht die Übung erst beim zweiten Anlauf: Er will von ihr aufgefangen werden. Um blindes Vertrauen geht es. Und um die Gesellschaft, die zwischen die Liebenden tritt.

Glück und Zweifel

Sie berichten, wie sie sich kennenlernten. »Obwohl ich ihn noch nie gesehen hatte«, sagt sie, »habe ich ihn einfach erkannt.« – »Ich habe sie von Weitem gesehen. Sie hatte einen weißen Adidas-Anzug an«, ruft er. »Sie hat so gestrahlt. Von dem Moment an sah ich nur noch sie!« – »Bleibst du da?« – »Kommst du zurück?« Sie beginnen zu singen. Dann tauchen die ersten Probleme auf.

Denn wie das gehen soll, die Liebe, ist keine leichte Frage. Wo liegen die Grenzen des Einvernehmens, welche Regeln geben sich die Liebenden, mit welchen Erwartungen, Prägungen, kommen sie zueinander? Immer wieder bricht die schiere Begeisterung sich Bahn, inmitten der Fragen. Sie vergleichen sich mit Häusern, Wohnungen. Er ruft: »Darf ich in dir einziehen?« Sie ruft: »Ich will, dass du in mir einziehst!« – »Ist da noch Platz für mich, in deinem Herzen?« – »Ja!« Im nächsten Augenblick kracht’s schon wieder. Denn schließlich sind sie nicht die ersten Liebenden. Es gab Unzählige zuvor. Und plötzlich sind sie nicht mehr die Besonderen, sie folgen nur einem Muster. Genau das wollen sie nicht.

Drama und Komik

Sophie Eglin und Rino Hosennen bringen alles auf die Bühne: die Hoffnung, die Schwärmerei, die Krisen, die Wut, die Selbstaufgabe, die Erschöpfung, die Unsicherheit, die Sprachlosigkeit, die schiere Überwältigung durch das Gefühl. Dazu braucht es Mut. »What is Love?« ist keine Paartherapie auf der Bühne, sondern die Erkundung eines großen Feldes. Die Zuschauer müssen sich mitunter betroffen fühlen, denn was die Schauspieler, die sich selbst spielen, aussprechen, gilt für alle. Und deshalb ist es immer auch komisch, nachvollziehbar, anrührend.

Zuletzt tragen Eglin und Hosennen einen ein aufblasbares Planschbecken auf die Bühne. Für Kinder. Sie schütten Wasser aus Eimer und Kanne hinein, sie stehen da, sie ziehen sich aus und springen ins Wasser, das vielleicht kalt ist, sicher aber nicht sehr tief. Sie rutschen aus, gekonnt, sie landen auf dem Hintern, sie bespritzen sich mit Wasser, sie lachen. Und das heißt: Die Liebe siegt. (GEA)