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Leiter Christian Bonath verlässt den Reutlinger Knabenchor Capella Vocalis

Christian Bonath will nach zehn Jahren beim Reutlinger Knabenchor nochmal etwas Neues wagen. Er geht nach Dresden.

Christian Bonath, Leiter der Capella Vocalis
Christian Bonath, Leiter der Capella Vocalis, auf einem Archivbild. Foto: STORZ
Christian Bonath, Leiter der Capella Vocalis, auf einem Archivbild.
Foto: STORZ

REUTLINGEN/DRESDEN. Einen neuen Chorleiter muss sich der Reutlinger Knabenchor Capella Vocalis suchen: Christian J. Bonath, der den Chor zehn Jahre lang geleitet hat, zieht es weg nach Dresden. Dort wird er Domkapellmeister an der katholischen Hofkirche sowie Chorleiter der Dresdner Kapellknaben. Es sei eine Tür, die sich nur einmal im Leben auftue, sagte Bonath dem GEA. Nach zehn Jahren bei der Capella Vocalis wolle er noch einmal etwas Neues wagen.

Dass ihm der Schritt nicht leicht fällt, verhehlt Bonath nicht. »Seine« Jungs (und seit einiger Zeit auch einige Mädchen) von der Capella seien ihm ans Herz gewachsen. Aber die Stelle in Dresden biete eine tolle Chance. Auch dort hat er einen Knabenchor zu leiten; ein Teil der Sänger ist in einem eigenen Internat untergebracht, dazu gibt es eigene Räume. Zudem gehört ein Erwachsenenchor mit 60 Sängern zu seinen Aufgaben. Und die Stellvertretung des Domorganisten – auf einer Original-Silbermannorgel!

Konkurrenz des Kreuzchors

Noch berühmter als die Domkapelle ist der Dresdner Kreuzchor, sozusagen die evangelische Konkurrenz. Dessen Leitung ebenfalls neu besetzt wird: Für Roderich Kreile kommt Martin Lehmann. Aber auch die Ensembles der Hofkirche haben stattliche Tradition, sie bestehen seit über 300 Jahren. Ein Jan Dismas Zelenka hat zu Bachs Zeiten hier den Chor geleitet, später Carl Maria von Weber, der extra Messen dafür komponierte, noch später Richard Wagner, ehe er als Aktivist der 1848er-Revolution fliehen musste. Für ihn mit seinem Faible für Alte Musik sei das ein idealer Ort, schwärmt Bonath.

Er tritt die Nachfolge von Matthias Liebich an, der nach 25 Jahren an der Hofkirche in den Ruhestand geht. Es sei die richtige Zeit für eine Zäsur, so Bonath. Die Pandemiezeit sei durchgestanden, die Capella Vocalis stehe gut da, er übergebe »ein bestelltes Feld«. »Vor einem Jahr hätte ich das noch nicht gemacht. Jetzt habe ich damit ein ruhigeres Gewissen.«

Schnitt auch für die Familie

Es ist auch ein Schnitt für seine Familie. Bonaths Frau, Gymnasiallehrerin in Tübingen, braucht eine neue Stelle – kompliziert wegen des Bundesland-Wechsels. Auch der fünfjährige Sohn, der jetzt in die Schule kommt, und die siebenjährige Tochter müssen sich umstellen. Und anstelle des Häuschens im ländlichen Mähringen wartet die Großstadt Dresden – wo man wohl eher etwas am Rand suchen werde, wie Bonath sagt.

Nun muss für die Capella-Leitung eine Nachfolge her. Bonath bietet seinen Rat an, wenn gewünscht, »ich werde aber nicht meinen Nachfolger aussuchen«. Da sei der Vorstand gefragt, bestehend aus dem Vorsitzenden Steffen Tröster und seinem Vize Simon Reibenspies. Es soll Probedirigate geben – Bonath wünscht sich maximale Transparenz.

Er werde seinen Chor vermissen, auch die Familien, ist sich Bonath sicher. Da seien Bindungen gewachsen: »Das ist eine wirklich tolle Gemeinschaft, darauf bin ich sehr stolz.« Auch seine Dozentenstelle an der Musikhochschule Mainz werde er nicht weitermachen können. »Aber wo sich Türen schließen, tun sich auch wieder andere auf.« (GEA)