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Aktuell Rockkonzert

Laut, rockig, politisch: Skunk Anansie im ausverkauften LKA Stuttgart

Die britische Sängerin Skin ist eine Ausnahmeerscheinung: Eine Amazone, groß, dünn und glatzköpfig, die ihre Gefühle laut hinausbrüllt. Fast 30 Jahre nach ihrem großen Hit »Hedonism« tourt sie mit ihrer Band Skunk Anansie wieder durch Europa. Mit einem brandneuen Album im Gepäck.

Die Sängerin Skin, bürgerlich Deborah Anne Dyer, Frontfrau der britischen Band Skunk Anansie, ist derzeit auf Europatournee.
Die Sängerin Skin, bürgerlich Deborah Anne Dyer, Frontfrau der britischen Band Skunk Anansie, ist derzeit auf Europatournee. Foto: Carsten Koall/dpa
Die Sängerin Skin, bürgerlich Deborah Anne Dyer, Frontfrau der britischen Band Skunk Anansie, ist derzeit auf Europatournee.
Foto: Carsten Koall/dpa

STUTTGART . 29 Jahre sind vergangen, seit die Band Skunk Anansie mit »Hedonism (Just because you feel good)« 1996 europaweit der Durchbruch gelang: 51 Wochen hielt sich der Song in den deutschen Charts; die Rock-Band aus der Alternative- und Grunge-Szene wurde dank ihm auch einem Mainstream-Publikum bekannt. Im Mittelpunkt stand dabei stets Sängerin Deborah Anne Dyer, bekannt unter dem Namen »Skin« – zurückgehend auf ihre magere, androgyne Figur.

Eine Frau, die Aufsehen erregt, und das nicht nur wegen ihrer unverwechselbaren Stimme, sondern auch wegen ihrer außergewöhnlichen Erscheinung, Ausstrahlung und Bühnenpräsenz. Auch 30 Jahre später hat sich daran nichts geändert: Skin singt, kreischt, brüllt und wirbelt dazu über die Bühne, als wäre sie noch 28 und nicht 58 Jahre alt. Zudem sieht sie noch genauso jugendlich und energiegeladen aus wie einst.

Album nach neun Jahren

Am 10. März war in München der Auftakt zu ihrer Europatournee, auf der Skunk Anansie auch einige Stücke von ihrem brandneuen Album »The Painful Truth« vorstellen. Pünktlich zum 30-jährigen Bühnenjubiläum erscheint es, neun Jahre mussten die Fans auf neue Lieder warten – doch das Warten hat sich gelohnt. Eine Station der Tour war am Mittwoch das komplett ausverkaufte LKA in Stuttgart-Wangen, wo das bunt gemischte Publikum Skunk Anansie vom ersten bis zum letzten Takt gefeiert hat.

»An Artist Is An Artist« oder »Animal« sind Rocksongs dieser neuen Scheibe, die mit kraftvollen Gitarrenriffs, lautem Bass und treibenden Schlagzeugklängen direkt in den Bauch und die Beine fahren. Skin stürmt zum ersten Song auf die Bühne, gekleidet in einen schwarzen Umhang, der an eine Mönchskutte erinnert – eine Predigerin, die sowohl gegen ihren persönlichen als auch den Schmerz der Welt ansingt, mal leise-eindringlich, mal qualvoll-brüllend.

Gegen Faschisten und Fundamentalisten

Denn Skunk Anansie bieten neben lauten Rocktönen stets eine Botschaft. Skin sagt von sich selbst, sie sei eine Amazone, schwarz, glatzköpfig und bisexuell, die gegen verkrustete Strukturen und die Herrschaft männlicher Unterdrücker ankämpft, die gegen Faschisten und Fundamentalisten jeglicher Art rebelliert, darunter Trump und Elon Musk, gegen die sie auch an diesem Abend wettert. Skunk Anansie setzen sich mit ihrer Musik ein für Vielfalt und Offenheit, für Demokratie und Toleranz, gegen Fremdenhass, Rassismus und Verlogenheit – und das mit lauter Rockmusik, packenden Texten und eingängigen Melodien.

Bildgewaltiger Auftakt eines mitreißenden Konzerts: Skin in einer mönchsähnlichen Kutte.
Bildgewaltiger Auftakt eines mitreißenden Konzerts: Skin in einer mönchsähnlichen Kutte. Foto: Carsten Koall/dpa
Bildgewaltiger Auftakt eines mitreißenden Konzerts: Skin in einer mönchsähnlichen Kutte.
Foto: Carsten Koall/dpa

Doch nicht nur Neues bekommen die Fans zu hören: Keiner der alten Hits fehlt im rund 90-minütigen Auftritt in Stuttgart. Bei »Weak«, »Every Day Hurts« oder »Because Of You« gehen die Hände nach oben; textsicher stimmt das Publikum mit ein, es tanzt und headbangt, so gut es in der Enge der Masse eben geht. Skin peitscht ihre Zuhörer ein, sie kreischt und röhrt, schraubt ihre Stimme höher und höher. Den Umhang tauscht sie nach einigen Liedern gegen eine modische Bomberjacke, schwarz mit rosaroten Streifen an der Seite. Sie flirtet mit dem Publikum, beugt sich zur ersten Reihe hinunter, hüpft auf und ab, stets angetrieben von den hämmernden Sounds von Gitarre, Bass und Schlagzeug.

Mit den Zugaben kocht das LKA-Longhorn endgültig: »Hedonism«, der Song auf den alle gewartet haben und der vielstimmig mitgesungen wird, wird zelebriert. Skunk Anansie: eine Band aus den 1990er-Jahren, die bis heute überzeugt – musikalisch, inhaltlich und mit der Show einer absoluten Ausnahmekünstlerin. (GEA)

Das Publikum im restlos ausverkauften LKA feiert Skunk Anansie.
Das Publikum im restlos ausverkauften LKA feiert Skunk Anansie. Foto: Anja Weiss
Das Publikum im restlos ausverkauften LKA feiert Skunk Anansie.
Foto: Anja Weiss