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»Lass mich dein Auto sein!«

Christiane M. eröffnet in der Volksbank die Mundartwochen mit einem schwäbischen Blick auf die Erotik

Um einen Schwaben zu betören, braucht es Geggele und Schurz: Die Kabarettistin Christiane M. bei ihrem Auftritt zur Eröffnung
Um einen Schwaben zu betören, braucht es Geggele und Schurz: Die Kabarettistin Christiane M. bei ihrem Auftritt zur Eröffnung der Reutlinger Mundartwochen. FOTO: KIPP
Um einen Schwaben zu betören, braucht es Geggele und Schurz: Die Kabarettistin Christiane M. bei ihrem Auftritt zur Eröffnung der Reutlinger Mundartwochen. FOTO: KIPP

REUTLINGEN. Massieren mit Vanille-Öl? Pah! »Wer will schon riechen wie ein Käsekuchen?«, fragt Erotik-Expertin Christiane M. in die Runde. Lieber mit Motorenöl einschmieren, Mercedes-Stern auf die Stirn, die »vier Airbags« richten, das »Active Body Control« einschalten und schnurren wie ein Sex-Zylinder: »Lass mich dein Auto sein!« Und schon fängt der Schwabe von ganz alleine an zu schrauben. Man muss den Mann eben da abholen, wo er steht.

Die Fachfrau für Heimat- und Erotikkunde Christiane Maschajechi eröffnete im ausverkauften Volksbank-Foyer die diesjährigen Mundart-Wochen mit Weisheiten zur »schwäbischen Äroddik«, auch wenn es die gar nicht gibt. Aber bevor’s in die heißen Zonen geht, versetzt sie ihr Publikum erst mal noch in Schockstarre, indem sie als muffig-kreischiges Hausfrauen-Wunder durchs Publikum rennt, mit dicker Brille, blond-verstaubter Perücke und mottigem Kostüm. Wo sie unter den Klängen von »Tastenhengst« Alexander Wernick eine Ode auf »schwäbische Drogen« singt: Heffezopf und Zibeeben – »des isch a Stick / schwäbisches Glick«.

Das lässt Schlimmes befürchten: Bitte nicht noch ein Kehrwochen-Programm mit Schurz-Appeal! Aber zum Glück klettert die Heffezopf-Anbeterin bald auf ihren hässlichen Bühnen-Sessel und legt zu Joe Cockers »You Can Leave Your Hat On« einen mehr oder weniger geschmeidigen Strip hin: »In der Volxbank wird was botte, gell!«. Schuhe und Strümpfe fliegen ins Publikum, die Leistungsträger in den ersten Reihen geraten in Wallung.

Der Push-up als Volldowner

So zeigt Christiane M. in ihrem Glitzerfummel zwischen Sessel und Flügel waghalsige Stellungsspiele und rappelt als Beziehungsberaterin, Fantasietrainerin und Motivationscoach mit rasant wechselndem Niveau sämtliche Schwabenklischees durch. Sie selbst ist auf der Suche nach einem gut ausgestatteten Millionär und rangiert deshalb permanent ihre Brüste. Aber leider, leider: »Der Push-up ist ein Volldowner.«

Wie viel einfacher haben es da die Männer mit ihrem natürlichen Selbstvertrauen vor dem Spiegel. Liebevoll streicheln sie ihr »Fässle statt Sixpack«. So habe »der Zwerg unten wenigschtens a Dach überm Kopf«.

Mit Liebesgeflüster hat es der Schwabe wiederum schon rein sprachlich schwer. »I mog di!« sei super, da könne man notfalls auch einen Rückzieher machen: »Äh, da hasch du mi jetzt glaub falsch verstanden.« Damit niemand mehr was falsch versteht, gibt’s fürs Publikum eine Einheit Sprecherziehung mit Korken im Mund: Christiane M. ist in ihrem »seriösen« Leben Nachrichten-Sprecherin beim SWR, kann aber auch wunderherzig singen. Mit ihrem Kompagnon am Flügel betextet sie bekannte Chansons mit neuen Inhalten. Aber bevor sich allzu viel Wohlbefinden im Publikum breitmacht, schnell wieder was Ekliges. Auf dem Sessel »sieht man ja jede Schneckenspur«. Christiane M. kennt halt keinen Schmerz. Und kein Tabu.

Beim Essen muss es zünden

Auf der Suche nach einem echten Mann bevorzugt sie die »Bausparverträger«: »So bleib mer, so semmer, des isch Schwobeglämmer, mir sind Entaklemmer«, singt sie fröhlich. Und wenn grad kein Bausparvertrag greifbar ist, tut’s immer noch die gute alte Schoko-Erotik. Beachtlich wie viele Duplos in diese Frau reinpassen! »Also, send net so kompliziert. Spätestens beim Essen muss es zünden!« Dazu ein sexy Schurz und ein heißes Geggele auf den Kopf: »Kocht han i nix, aber guck, wie i do lieg!« (GEA)