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Aktuell Konzert

Kunstvolles Sprudeln und Tirilieren in der Marienkirche

Das Blockflötenensemble der Marienkirche schlägt den Bogen von Pachelbel bis »Hava Nagila«

Mitglieder des Blockflötenensembles beim Konzert in der Marienkirche.  FOTO: VARADY
Mitglieder des Blockflötenensembles beim Konzert in der Marienkirche. FOTO: VARADY
Mitglieder des Blockflötenensembles beim Konzert in der Marienkirche. FOTO: VARADY

REUTLINGEN. Manch einer hat in der Zeit der Corona-Pause unter der sozialen Isolation gelitten, doch für viele Menschen war diese Entschleunigung auch ein Geschenk. Mehr Zeit bedeutet auch, dass man sich auf Wichtiges oder Wesentliches konzentrieren kann, dass man sich fokussieren darf, und dass man lernt, die »Verletzlichkeit des Lebens« (Pfarrerin Sabine Großhennig) zu schätzen.

Das Blockflötenensemble der Reutlinger Marienkirche hat genau diese Früchte für sich ernten können: die Freude am Leben, an der Musik und endlich auch wieder am Miteinander. Unter dem Motto »Wir feiern das Leben« durfte es erstmals wieder am Sonntagabend in der Marienkirche konzertieren. Die Leiterin des Ensembles, Katja Riedel, hat genau dies immer wieder betont, den Genuss und die Strahlkraft der Musik. Dies ließ sich durchweg erspüren in dem kurzen Stündchen.

Das Ensemble bildete den Rahmen um kleinere Grüppchen und ließ sich mit Behagen auf Samuel Scheidt, Johann Pachelbel oder auf ein Arrangement des hebräischen Volkslieds »Hava Nagila« ein. Insbesondere beim letzten Stück kam eine bemerkenswerte Atmosphäre auf. Es brodelte, brummte und summte wie in einem Bienenschwarm. Die unterschiedlichen Blockflöten-Klänge verquickten sich, umschwirrten einander, lockten und tanzten. Das Feiern, es lohnt sich allemal!

Den wesentlichen Kern des Konzerts bestritt das Quartett, bestehend aus Hannah Blind, Emma Lou Köhler, Nathalie Körner und Johanna Rist. Obwohl der Landeswettbewerb »Jugend musiziert« nicht stattfinden konnte, ließen sich die vier Mädchen keineswegs ausbremsen. Die gewonnene Zeit wurde fürs Üben genutzt. Eifrig und begierig floss nun die Energie, mit Blicken und Gesten wurde intensiv kommuniziert. Das Sich-Vertiefen gelang bei jedem Stück, bei jeder Epoche, wobei bei Agnes Dorwarths Vertonung von Christian Morgensterns »Hecht« eine besondere Schalkhaftigkeit zu spüren war, eine schelmische Darbietung mit Wort, Gesang und allerlei Blockflötenkniffen.

Mit Sorgfalt gestaltet

Weitere Gruppierungen kamen zustande. Hannah Blind und Johanna Rist (Sopranblockflöte) musizierten mit Lina Feige (Violoncello) und Eberhard Becker (Basso Continuo) Marco Uccellinis »Aria sopra la Bergamasca«. Beinahe pausenlos sprudelten und tirilierten Blind und Rist durch das Werk, virtuos und kunstvoll.

Auch Emma Lou Köhler, Linnéa Busch, Lina Feige bildeten ein Team, diesmal begleitet von Johanna Rist an der Truhenorgel. Mit zwei Sätzen aus Triosonaten von Telemann und Händel wurde ebenfalls hohe Qualität geboten. Und Hannah Blinds nicht zu hemmende Musikalität führte wiederum zu zwei Telemann-Sätzen, beide mit Präzision und Sorgfalt gestaltet.

Das Leben: Es kann wieder gefeiert werden, mit guter Musik und Enthusiasmus. (GEA)