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Aktuell Ausstellung

»Kunst Reutlingen 2020« in den Wandel-Hallen

»Kunst Reutlingen 2020« gibt von Sonntag an in den Wandel-Hallen Einblick in das aktuelle Kunstgeschehen

Die Jurymitglieder Dr. Ralf Gottschlich und Imke Kannegießer in der Ausstellung »Kunst Reutlingen 2020«, die am 1. März um 11 Uh
Die Jurymitglieder Dr. Ralf Gottschlich und Imke Kannegießer in der Ausstellung »Kunst Reutlingen 2020«, die am 1. März um 11 Uhr in den Wandel-Hallen eröffnet wird. Sandra Dullenkopfs Gemälde »Die Rauchwolke« ist im Hintergrund zu sehen. FOTO: STRÖHLE
Die Jurymitglieder Dr. Ralf Gottschlich und Imke Kannegießer in der Ausstellung »Kunst Reutlingen 2020«, die am 1. März um 11 Uhr in den Wandel-Hallen eröffnet wird. Sandra Dullenkopfs Gemälde »Die Rauchwolke« ist im Hintergrund zu sehen. FOTO: STRÖHLE

REUTLINGEN. »Nicht berühren«, heißt es normalerweise in Kunstausstellungen. Das gilt auch für die Schau »Kunst Reutlingen 2020«, die am 1. März in den Wandel-Hallen eröffnet wird – in den Räumen des Kunstvereins und des Kunstmuseums Reutlingen / Galerie.

Susanne Immers Objekte »Neue Wege, neue Sichten« und »Richtungswechsel« bilden da allerdings eine Ausnahme, wie Dr. Ralf Gottschlich vom Kunstmuseum erklärt. Diese seien »explizit so gedacht, dass sie vorsichtig in Schwingung gesetzt werden dürfen«. Eine leichte Berührung reicht aus, damit ein zunächst statisch-stabil wirkendes Element – beide Arbeiten bestehen aus einem verwinkelten, in sattem Blau beziehungsweise Gelb gehaltenen Aluminiumband, das in den Raum greift – über eine Minute lang nachschwingt.

170 Einreichungen für die Ausstellung gab es. Rund 80 Positionen von 50 Künstlerinnen und Künstlern hat eine fünfköpfige Jury ausgewählt, der neben Ralf Gottschlich unter anderem auch die Geschäftsführerin des Kunstvereins Reutlingen, Imke Kannegießer, angehörte. Die Schau, die früher »Reutlinger Künstler« hieß, kann inzwischen auf eine siebzigjährige Tradition verweisen. Der Reutlinger Kunstverein und das Kunstmuseum richten sie jeweils gemeinsam aus.

Tanzende Heimatlieder

»Wir haben versucht, aus dieser Vielzahl von Exponaten Sichtachsen herzustellen, mit den räumlichen Gegebenheiten zu spielen«, sagt Imke Kannegießer. So hätten manche Künstler viel Platz bekommen, »bei anderen erschien uns die Kombination spannend«.

Außer Konkurrenz gezeigt werden in einem eigenen Kabinett im Kunstverein Werke des Künstlerpaars Anna (geboren 1929) und Erich Mansen (1929–2012). Anlass ist der 90. Geburtstag beider im vergangenen Jahr. Von Erich Mansen sind Teile seines Hölderlin-Zyklus (2004) zu sehen, von Anna Mansen Bleistiftzeichnungen und Aquarelle, in denen die in Lichtenstein lebende Künstlerin Pflanzen skizziert und Böhmisches Glas auf seine Farb- und Lichtwirkungen hin untersucht. Auch eine jüngst entstandene Arbeit ist dabei.

Zu den ungewöhnlichen Positionen in »Kunst Reutlingen« zählt die direkt vor Ort produzierte Wandzeichnung »Es ist angerichtet« von Gabriele Hasler. Skizziert ist eine lange, gedeckte Tafel, auf der Spiegelei-Nester aus angeschwemmtem Plastikmüll aufgetischt sind. Die Arbeit mutet wie ein Graffiti an. Ein munteres Spiel von Farben, Kreisen und Quadraten ist die Hinterglasmalerei von Martin Dolmetsch.

Sandra Dullenkopfs großformatiges Gemälde »Die Rauchwolke« empfängt die Besucher in diesem Stockwerk. Es zeigt zwei Frauen in einer Shisha-Bar. Die Terrortat im hessischen Hanau lässt einen noch einmal mit ganz anderen Augen auf dieses Sujet blicken. In der Galerie des Kunstmuseums, zwei Etagen darunter, fällt neben Susanne Immers Plastiken etwa auch Eckart Hahns Stahlguss-Arbeit »Rattlesnake« ins Auge, kombiniert mit dem fotorealistischen Porträt eines Affen, der hoch konzentriert mit einem mehrfach verknoteten Seil und einer roten Kugel hantiert. Die Arbeit heißt »Skills«.

Lisa Voss bringt mit Tusche und Farbstift die Heimat- und Liebeslieder auf alten Notenblättern zum Fließen und Tanzen. Mit kleinen grafischen Veränderungen hängt sie Gierlanden im Notentext auf oder spannt Federn. Organische Strukturen begegnen einem mehrfach im Raum – mal gefilzt, mal aus Marmor oder Porzellan sind die Skulpturen und Plastiken. Übrigens, so erklären Kannegießer und Gottschlich, stammen drei Viertel der gezeigten Arbeiten von Künstlerinnen. Auch bei den Einreichungen seien die Frauen klar in der Mehrheit gewesen. (GEA)

 

AUSSTELLUNGSINFO

Die Ausstellungen »Kunst Reutlingen 2020« und »Anna und Erich Mansen« in den Wandel-Hallen, Eberhardstraße 14 in Reutlingen, werden am Sonntag, 1. März, um 11 Uhr eröffnet und sind bis zum 3. Mai zu sehen. Geöffnet ist Dienstag bis Samstag von 11 bis 17 Uhr, Donnerstag bis 19 Uhr, an Sonn- und Feiertagen (nicht an Karfreitag) von 11 bis 18 Uhr. (GEA)