Als da wären: Workshops, Straßentheater, Mitmach-Aktionen – bis hin zum Hip-Hop-Tag für Junge und Junggebliebene in der Festivalmitte; und bis hin zum großen Gemeinschaftssingen am Schluss auf dem Marktplatz. Mit so einem großen offenen Teil sei Kultur vom Rande einzigartig in der Festival-Landschaft, betont auch Pressesprecher Gerhard Schindler.
Programmheft fertig
Nun ist das gedruckte Programmheft fertig. Auf 56 Seiten ist darin die Vielfalt dessen zu erkunden, was das Festival bietet – lauter Erlebnisse und Begegnungen für Menschen mit wie ohne Handicap. Hauptzuschussgeber des Festivals, das über einen Etat von rund 250 000 Euro verfügt, sind die Aktion Mensch und die Stadt Reutlingen, die 40 000 Euro beisteuert. Schirmherrin ist Carmen Würth.Das Ganze beginnt am Samstag, 24. Juni, von 10.30 bis 14.30 Uhr mit Musik und Straßentheater der Gruppen Mixit und Hijinx in der Innenstadt. Um 17 Uhr steigt dann im Festivalzelt im Bürgerpark die eigentliche Eröffnung mit inklusiven Bands von Mixit und Walking On The Moon, Krückentanz von Stix aus Augsburg und Szenen vom Hijinx Theatre aus Großbritannien. Natürlich sind Schirmherrin Carmen Würth und Repräsentanten der Träger-Institutionen dabei: von Stadt, Bruderhausdiakonie und Fakultät für Sonderpädagogik der PH Ludwigsburg. Diese wiederum wurden im Vorfeld vom Filmteam der Aktion Kultur ohne Ausnahme besucht und in eigenwilligen Interviews porträtiert.
Am 25. Juni beginnt der Reigen der abendlichen Theateraufführungen im franz.K. Elisabeth Braun hat dazu inklusive Kompanien aus ganz Mitteleuropa zusammengesucht. Mit dabei: das Teatro La Ribalta aus Bozen mit einem Tanztheater nach Pirandello (25. Juni); die Tanzbar Bremen mit drei Stücken über menschliche Begegnungen (26. Juni); die Tonne Reutlingen mit ihrem neuen inklusiven Stück »Irre ist menschlich« (27. Juni); das Théâtre du Cristal aus Frankreich mit einem verrückten Cabaret-Abend (29. Juni); und das Theater Brût aus Passau mit ironischem Bauerntheater (30. Juni).
Ein geradezu globales Aufgebot bringt der Hip-Hop-Tag am 28. Juni im Bürgerpark. Abends zeigen Graf Fidi aus Berlin und die Formation Ill-Abilities ihre Rap- und Breakdance-Künste. Zu Letzterer gehören Akteure aus Kanada, den USA, Chile und den Niederlanden, unter anderem Lazy Legz, der mit wildem Krücken-Breakdance über sein Gelenkleiden triumphiert und schon in einer früheren Ausgabe umjubelter Stargast war. Nachmittags darf sich ohne Anmeldung jeder in Workshops ausprobieren.
Ausgebaut haben die Festivalmacher den Part für schwerwiegend gehandicapte Besucher. Für sie gibt es jetzt gleich drei Produktionen, in denen Theatererlebnis mit sinnlicher Erfahrung verschmilzt: Das Figurentheater Tübingen öffnet im Saal der Heime am Gustav-Werner-Platz sein »Labor der Elemente« (26./27. Juni); die Compagnie Non Nova aus Frankreich bringt in »L'après-midi d'un foehn« über Ventilatoren bunte Tütenfiguren zum Tanzen (28. Juni, Spitalhofsaal); die Compagnia TPO aus Italien lädt das Publikum im Spitalhofsaal auf eine interaktive Bodenfläche, deren Berührung Effekte zaubert (29./30. Juni). Es gibt jeweils tagsüber mehrere Vorstellungen.
Mit vielen Straßentheater-Acts bewegt sich das Festival in die Stadt hinein; neben Gruppen aus dem In- und Ausland mischen auch die Breakdancer von Ill-Abilities sowie einige der Gastspiel-Theatergruppen hier mit.
Endlos Mitmachmöglichkeiten
Darüber hinaus ist die Reihe der (Mitmach-)Möglichkeiten fast uferlos: Es gibt eine Erlebnis-Stadtführung; Vor-Ort-Lesungen von Krimis in einfacher Sprache; Sonderausgaben der Reihe »Bild des Monats« im Spendhaus und der »Blauen Stunde« in der Stadtbibliothek. Es gibt eine Ausstellung mit neuen Arbeiten des Ateliers 5 aus Mariaberg sowie eine extra Filmreihe zum Festival im Kamino. Es gibt Workshops in Rhythmik, Hip-Hop, Capoeira, Theater und Tanz, teils geleitet von Leuten der gastierenden Theatergruppen. Und es gibt eine Kunstaktion zum Mitmachen mit alten Stühlen, die sich beim Festivalzelt in Kunstwerke verwandeln.Natürlich gibt es auch einen Sing-Workshop, den die in New York lebende Finnin Sanna Valvanne leitet – steht doch am Ende des Festivals (2. Juli, 14 bis 17 Uhr) ein großes Singen auf dem Marktplatz von »Im schönsten Wiesengrunde« bis »Knockin' on Heaven's Door«, geleitet von ihr, Patrick Bopp, Dirk Blümlein und Till Müller-Kray. Hier darf jeder mitmachen, der eine Stimme besitzt. Auf dass sich auf dem Marktplatz machtvoll die klingende Lust an der Gemeinschaft erhebe. Ob die Beteiligten ein Handicap haben oder nicht, spielt dann gar keine Rolle – wie im ganzen Festival nicht. (GEA)