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Aktuell Mundartwochen

»Komm, hau doch ab«

Werner Koczwara und Ernst Mantel mischen mit Folk, Rock und Parodien die Reutlinger auf

Werner Koczwara und Ernst Mantel (von links) sind seit 2011 als Duo unterwegs. Dabei bleibt in der Volksbank kein Auge trocken.
Werner Koczwara und Ernst Mantel (von links) sind seit 2011 als Duo unterwegs. Dabei bleibt in der Volksbank kein Auge trocken. FOTO: KRAUTH
Werner Koczwara und Ernst Mantel (von links) sind seit 2011 als Duo unterwegs. Dabei bleibt in der Volksbank kein Auge trocken. FOTO: KRAUTH

REUTLINGEN. Dass Werner Koczwara und Ernst Mantel nicht nur Folk und Liebeslieder singen, beweisen die Komiker im Foyer der Reutlinger Volksbank. Koczwara rappt gekonnt: »Mir sind zwei G’standene, zwei Deppen, (…) stehen gegen Neid und Hass«. Aber nicht nur das, die zwei schwäbischen Multitalente singen bei den Reutlinger Mundartwochen am Dienstagabend Rammsteins »Engel«. Natürlich mit ihrem eigenen Text. Das kommt auch bei den überwiegend älteren Zuschauern an. Die zwei über 60-Jährigen geben sich wie wahre Rockstars. Sie schütteln ihren Kopf im Headbanging. Dazu singen sie vom Schwaben mit Bausparvertrag, der »Tag und Nacht arbeitet«. Der Text der Komiker und die rockige Melodie wirken paradox. Und doch zieht es die Zuschauer mit – da wippt so mancher Fuß im Takt.

In einen melancholischen Strudel geraten die Zuschauer bei der Cover-Version von Totos »Africa«. Richtig gefühlvoll spielt Ernst Mantel die Saiten. Und dann singt Werner Koczwara: »Komm, hau doch ab nach Afrika.« Dabei entspinnt sich ein Dialog zwischen einem resignierten Ehepaar: »Du frischd im Ooohverstand.« Statt der leichten Melancholie in Totos Lied singt Koczwara eine Kampfansage über den Alltag des Paars, mit klaren Fronten: »Du kannsch au in d’ USA, hauptsach’, weit fort.«

Richtig absurd wird es, als Ernst Mantel vom Opa mit dem kleinen Enkelsohn erzählt, die zusammen beim Arzt sitzen. Als Zuschauer weiß man nicht, ob man lachen oder weinen soll. Der Opa nervt: »Komm, gib doch an Handabatsch, Änthoniee, ja komm. Frau Onkel Doktor, mit ’m Änthoniee stimmt was net, er gibt kein Handabatsch.« Gebetsmühlenartig zieht Mantel die »Handabatsch«-Nummer mit hoher Stimme durch. Bis es zur erlösenden Pointe kommt: Der Opa erhält, wie von ihm erwünscht, ein Rezept mit achtmal Physio und Fango. Jetzt lachen alle im ausverkauften Saal erleichtert auf.

Laute Lacher hagelt's außerdem beim Reim über Sponsoren. Koczwara erzählt von einem Gruselfilm im Kino: »Mit Kettensäge wird dem dr Bauch aufg’schlitzt.« Aber gegruselt habe es Koczwara trotz all der Blutspritzer nicht. Tja, kurz danach saß er im Auto und im Radio kam: »Seitenbacher, Seitenbacher.« – »Da isch’s mir eiskalt dr Buckel runter.« Das ist schwarzer Humor, der ankommt.

Die Romantik abgewürgt

Koczwara und Mantel sind ein großartiges Duo im Schwabenland. Ihr »Vereinigtes Lachwerk Süd«-Programm steckt voller Wortwitz mit knallenden Pointen. Werner Koczwara mit seiner Schlagfertigkeit, in der er die trockensten wissenschaftlichen Themen zum Besten gibt, und Ernst Mantel, der Szenen aus dem Alltag gekonnt parodiert.

Die zwei Komiker von der Ostalb sind aber nicht nur Draufgänger in ihren Witzen, da kommt auch Mal Roy Blacks »Ganz in Weiß«. Oder ganz romantisch singen die beiden wie Frank und Nancy Sinatra im Duett. Dabei spielt Mantel auf der Gitarre und Koczwara schlägt passend dazu auf einem kleinen Cajón. Aber auch hier wird die Romantik zum »Schmuwi-Scherzle«. Er träumt vom romantischen Stelldichein und die Dame des Herzens fragt, ob der Herd aus ist. So kann es gehen. Und auch das Duo katapultiert am Ende nach mehreren Zugaben die Gäste raus: »Jetzt langt’s.« (GEA)