REUTLINGEN. Alle Jahre wieder schaffen es die Jahresendfiguren binnen kurzer Zeit, den größten Weihnachtslieder-Chor Reutlingens zu mobilisieren. Und alle Jahre wieder ist es am Vorweihnachtsabend im franz.K so voll, dass man es fast nicht bis zur Bühne schafft. Wo die fünf vor der Pause als Lebkuchenmann, Engel, Rentier, illuminierter Weihnachtsbaum und Knecht Ruprecht verkleideten Musiker stehen und ihre Gäste mit verrockten Weihnachtsliedern stimmungsvoll auf das christliche Fest vorbereiten.
Die gute Laune der Zuhörer hat Gründe: Denn Frontmann Jörg Launer (Gesang und Gitarre), Uli Krack (Gitarre und Trompete), Christian Mladenovic (Keyboard), Wieland Braunschweiger (Bass) und Joachim Baumann (Drums) haben schon bald engen Kontakt zum Publikum. Den Besuchern, selbst den männlichen, bereitet es von Beginn an keinerlei Überwindung, der Aufforderung zum Mitsingen nachzukommen. Auch gehen die auf rockig getrimmten Weihnachtslieder wie "Fröhliche Weihnacht überall", "Lasst uns froh und munter sein", Morgen kommt der Weihnachtsmann" oder "Es ist ein Ros entsprungen" geradezu zwingend in Hände, Herz und Beine. Da lassen die Fünf den Schnee auch mal im Reggae-Rhythmus rieseln und "Alle Jahre wieder" mutiert zum Santana-inspirierten Latin-Knaller.
Rockiger Blick auf Besinnliches
Es ist alle Jahre wieder ein Genuss, wie engagiert die ausschließlich zur Weihnachtszeit auftretende Band aus dem Großraum Reutlingen aufspielt. Vor allem Gitarrist Uli Krack ist bestens aufgelegt, aber auch die anderen vier Musiker spielen nicht nur am Coverband-Durchschnitt gemessen äußerst professionell für eine Teilzeitcombo. Vieles passt da zusammen, auch ohne atemberaubende Instrumentaltechniker und sich wiederholende Soli. Selbst oft gehörte Weihnachts-Gassenhauer wie »Oh du Fröhliche« oder »Stille Nacht« wirken nicht aufgesetzt, sondern eröffnen einen ganz neuen Blick auf die besinnliche Weihnachtszeit und ihre Lieder. Ernst und feierlich wirkt das keineswegs, es ist vielmehr mutig, bekannte Weihnachtslieder so ungeniert zum rockigen Leuchten zu bringen.
Das sorgt gute zwei Stunden lang für gnadenlos gute Stimmung unter den Besuchern und führt zu wahren Mitsing-Happenings. Nicht nur während der drei Zugaben gibt es kaum noch einen Mundwinkel im Publikum, der sich bei den kultig aufbereiteten Weihnachtsliedern nicht automatisch nach oben zieht. Die überwiegend älteren Zuhörerinnen und Zuhörer haben bei dem Auftritt der Jahresendfiguren jedenfalls ihren Spaß. (GEA)