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Aktuell Konzert

Klangzauber und Andacht: Barockmusik in der Metzinger Martinskirche

Mit einem barocken Kirchenkonzert begrüßte der Veranstaltungsring Metzingen das neue Jahr und sein Publikum in der Martinskirche. Es musizierten Susan Eitrich (Sopran), Angela Schmauder (Flöten), Franziska Finckh (Gambe) und Stephen Blaich (Cembalo). Unter den Werken waren auch einige Neuentdeckungen.

Die Gambistin Franziska Finckh in der Martinskirche
Die Gambistin Franziska Finckh in der Martinskirche Foto: Susanne Eckstein
Die Gambistin Franziska Finckh in der Martinskirche
Foto: Susanne Eckstein

METZINGEN. Der Titel »Mit barockem Glanz ins neue Jahr« traf nur teilweise zu beim Neujahrskonzert auf Einladung des Veranstaltungsrings am Samstagabend in der Metzinger Martinskirche: Die ausgewählten Werke trumpfen genauso wenig auf wie die Ausführenden. Bezirkskantor Stephen Blaich hat mit Susan Eitrich, Angela Schmauder und Franziska Finckh Künstlerinnen aus der Region eingeladen, die mit ihrem historisch fundierten Können stilbewusst umgehen. Als bestens harmonierendes Ensemble präsentierten sie Musik aus der Zeit des Frühbarock mit zwei geistlichen Kantaten von Georg Philipp Telemann als Rahmen.

Zunächst die Kantate »Hemmet den Eifer, verbannet die Rache« für Sopran, Blockflöte und Basso continuo aus Telemanns »Harmonischem Gottesdienst«: Sie vertont das Gebot der Nächstenliebe in lebendigem Konzertieren; der schlanke Ton und die perlenden Läufe der Blockflötistin verbinden sich stimmig mit Susan Eitrichs edler, sicher geführter Sopranstimme.

Jedem Satz seinen Charakter

Ihr folgt die Sonate in e »La Barnabea« des quasi unbekannten Giovanni Antonio Mealli, lupenrein vorgestellt durch Angela Schmauder an der Sopranblockflöte, stilsicher begleitet durch Finckh und Blaich als Continuo-Gruppe; danach Johann Jakob Frobergers Partita I aus dessen »zweitem Buch«, vorgetragen von Stephen Blaich am Cembalo. Dieser verleiht jedem Satz einen eigenen Klangcharakter: der Allemande würdige Fülle, der Courante reichen Obertonglanz und der Sarabande Transparenz für die Auszierungen.

Den Mittelpunkt des Abends bildet die Solo-Motette »Jesu nostra redemptio« des Stuttgarter Hofkapellmeisters Samuel Capricornus für Sopran, Gambe und Basso continuo. Sie erweist sich als Andacht im Wechsel zwischen instrumentalen und vokalen Abschnitten, ausgewogen in Bewegung und Ruhe, eher rezitativisch als arios. Sowohl die Sopranistin wie auch die Gambistin überzeugen durch eine sprechende Gestaltung; beide verwirklichen das Ideal der barocken Klangrede in unaufdringlicher, doch stil- und kunstvoller Weise.

Gambenspiel in Vollendung

Dies gilt auch für die drei Sätze aus der Suite a-Moll für Viola da gamba solo des wie Mealli weitgehend unbekannten Herrn Demachy oder Monsieur de Machy, der im späten 17. Jahrhundert in Paris wirkte und sich rühmte, die wahre Art des Gambenspiels zu beherrschen. Franziska Finckh, die seine Musik wiederentdeckt und eingespielt hat, praktiziert sie ebenfalls: Mit sicherer Hand führt sie das sensible siebensaitige Instrument und Demachys Musik vor, die zwar noch die Tanz-Bezeichnungen trägt, aber als absolute Musik gelten darf.

Abgerundet wurde das Konzert durch eine weitere Telemann-Kantate aus dessen »Harmonischem Gottesdienst«, wo »In gering und rauhen Schalen« der »Perlen Silberschein« als duettierende Koloratur von Sopran und Blockflöte eingefangen ist. Andacht und Klangzauber verbanden sich erneut in überzeugender Weise. Anhaltender Applaus dankte für die gelungene Darbietung, beantwortet durch eine Dreingabe. (GEA)