STUTTGART. Ein Mann, ein Mikrofon - mehr braucht es bei einem guten Comedian nicht. Nach mehr als 20 Jahren auf der Bühne gehört Kaya Yanar immer noch zur A-Liga der deutschen Comedians. Mit 2.000 Fans war am Samstagabend die Stuttgarter Liederhalle bis auf den letzten Platz belegt. Seinen Durchbruch schaffte der gebürtige Frankfurter mit türkischen Wurzeln 2001 mit der Sat.1-Comedyshow »Was guckst Du?!«. In seinem aktuellen Programm »Fluch der Familie« widmet er sich seinen Lieben.
Wie schwierig es doch ist, sich gegenseitig zu verstehen ... Ausführlich seziert Yanar die Eigenarten seiner Eltern. Das Publikum feiert vor allem sein Talent, Akzente und Sprachen zu imitieren. Da ist er Fachmann. Schließlich hat er mehrere Semester Phonetik (die Lehre sprachlicher Laute) studiert. Auch das Switchen zwischen Charakteren hat Yanar sehr gut drauf. So artet die besorgte, überaus emotionale Mutter schon bei der geringsten Kritik in Klageweib-Tonlagen aus. Orientierung ist nicht so ihr Ding. Das ist auch der Grund, warum die Familie zu spät bei Kayas Hochzeit auftaucht. Sie sind ein paar Kilometer weiter bei einer anderen Hochzeit gelandet. »Das ist eine wahre Geschichte«, versichert Yanar grinsend. Der Vater ist als Charakter eher grummelig-nüchtern. Zu Hause sei nur Deutsch gesprochen worden. »Meine Eltern dachten, zwei Sprachen würde unsere Festplatte überfordern.«
Furzwitze und Verführungskünste
Seit mehreren Jahren lebt der Comedian mit seiner Familie in der Schweiz. Noch mehr Material, um mit Klischees zu spielen. »Die Bordsteinkanten werden morgens mit der Zahnbürste gereinigt«, lästert er. Auch befürchtet der 51-Jährige, dass seine Kinder vielleicht mal Alphornbläser werden wollen. »Wie soll das denn am Lagerfeuer werden? Sie blasen ins Rohr und die Mädchen bekommen die Asche ab?« Seine eigenen Verführungskünste gibt Yanar in der Liederhalle auch zum Besten. Den Körpereinsatz belohnen die Zuschauer mit begeistertem Applaus.
Yanar beweist sich während seiner zweistündigen Show als gekonnter Geschichtenerzähler. So berichtet er anschaulich vom Aufwachen nach einer Operation und wie er versucht, mit noch betäubtem Mund zu sprechen. »Ich bin jetzt 51 und gehe auf die 80 Jahre zu«, sagt er und schlüpft in die Rolle des Greises. Amüsant wird es auch, wenn er von seinen Kindern erzählt. Natürlich spricht Yanar auch fließend die Babysprache, Kreischen inklusive. Als er zum Thema Romantik kommt, packt er Furzwitze aus. Auch die Übelkeitsattacken während der Schwangerschaft seiner Frau sorgen beim Publikum für Gelächter. Albernheiten dürfen bei so einer konstanten Gute-Laune-Stimmung durchaus erlaubt sein. (GEA)