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Aktuell Doppelausstellung

Künstlerische Begegnung: Eva Doelker-Heim und Felix Votteler in der Kulturhalle

In einer Ausstellung in der Tübinger Kulturhalle zeigen Eva Doelker-Heim und Felix Votteler Werke »aus demselben Holz«.

Eva Doelker-Heim und Felix Votteler in der Tübinger Kulturhalle.
Eva Doelker-Heim und Felix Votteler in der Tübinger Kulturhalle. Foto: Christoph B. Ströhle
Eva Doelker-Heim und Felix Votteler in der Tübinger Kulturhalle.
Foto: Christoph B. Ströhle

TÜBINGEN. Mit »Tübinger Erde in Leinöl und Kasein mit Feuer auf Eichenholz« ist eines von Eva Doelker-Heims Werken bezeichnet. Der Titel: »Was bleibt« macht deutlich, dass es der Künstlerin um ebenso konkrete wie große Fragen geht. In einer Doppelausstellung mit dem Titel »Aus demselben Holz« stehen ihre Arbeiten denen ihres Künstlerkollegen Felix Votteler gegenüber. Beide haben in konzeptioneller Zusammenarbeit aus Baumstämmen aus ihrer Heimat eigenständige Werke - Malerei und Skulptur - geschaffen, die in der Tübinger Kulturhalle bis zum 24. Mai miteinander interagieren.

Felix Votteler hat an seiner Drechselbank filigrane, dünnwandige Gefäße und Objekte aus Holz gefertigt - und dabei Material verwendet, das von Bäumen stammt, die aus gesundheitlichen oder baulichen Gründen gefällt wurden, bevorzugt aus dem Tübinger Stadtgebiet. Ausgesuchte Teilstücke dieser Hölzer hat Eva Doelker-Heim als Malgrund verwendet - sodass die Arbeiten beider tatsächlich »aus demselben Holz« sind.

Objekte aus Holz von Felix Votteler.
Objekte aus Holz von Felix Votteler. Foto: Christoph B. Ströhle
Objekte aus Holz von Felix Votteler.
Foto: Christoph B. Ströhle

Felix Votteler setzt Fehlstellen, Astlöcher und andere Spuren im Holz bewusst in Szene und lenkt damit die Aufmerksamkeit auf die Verbindung zwischen den Bäumen und den Ereignissen, die sich an ihren Standorten abgespielt haben. Das trifft beispielsweise auf die Gedenkstätte Grafeneck zu, wo Objekte von Votteler dauerhaft zu sehen sind. In der ehemaligen Tötungsanstalt wurden von den Nationalsozialisten im Jahr 1940 mehr als 10.000 Menschen mit körperlicher und geistiger Behinderung ermordet. Für den Tübinger Künstler bilden die Bäume von dort ein Archiv Grafenecks, ein »Wooden Archive«. Die von ihm gestalteten Objekte in Form von Gefäßen - eines aus dieser Serie aus dem Holz einer alten Esche ist in der Kulturhalle zu sehen - sollen es den Betrachtern ermöglichen, durch Formen, Texturen und Farben einen ganz eigenen, sinnlich erfahrbaren Zugang zu Grafeneck zu bekommen. Die von Votteler offengelegten Jahresringe symbolisieren, wie Einführungsredner Dirk Allgaier, Verleger bei Arnoldsche Art Publishers, sagte, das kollektive Gedächtnis und die individuellen Schicksale der Menschen.

Aus einer kranken Esche auf dem Jüdischen Friedhof in Wankheim, ebenfalls ein wichtiger erinnerungskultureller Ort, hat Votteler eine Trilogie geschaffen, deren Teile für den vollständigen Lebenszyklus - die Geburt, das Leben und den Tod - stehen.

Malerei von Eva Doelker-Heim.
Malerei von Eva Doelker-Heim. Foto: Christoph B. Ströhle
Malerei von Eva Doelker-Heim.
Foto: Christoph B. Ströhle

Eva Doelker-Heim bannt die unmittelbare Erfahrung der Natur auf Holz und Leinwand, persönliche Eindrücke. Bilder und Objekte entstehen, die wir laut Dirk Allgaier als gestisch-abstrakte Kompositionen, aber auch als reale Landschaftsdarstellungen verstehen können. Die Künstlerin mischt die Farben mittels historischer Rezepturen selbst an. Eine Besonderheit ist die Verwendung von Pigmenten gesammelter regionaler Erden, die sie – neben Indigo und Lapislazuli – mit natürlichen Bindemitteln mischt und gestisch auf den Malgrund aufträgt. Woraufhin sie die Arbeiten teilweise den Elementen aussetzt, sodass Einflüsse von Schnee, Salzwasser oder Feuer natürliche Muster bilden.

Ausstellungsinfo

Die Doppelausstellung »Eva Doelker-Heim und Felix Votteler: Aus demselben Holz« ist bis zum 24. Mai in der Kulturhalle Tübingen, Nonnengasse 19, zu sehen. Geöffnet ist Donnerstag und Freitag von 16 bis 19 Uhr, Samstag von 11 bis 15 Uhr. (GEA)

In Eva Doelker-Heims Serie »Jurameer« begegnet uns der Schlamm eines seit Millionen Jahren verschwundenen Meeres, »auf dessen Grund wir aber teilweise heute noch leben« (Allgaier). Erde aus Engstingen hat Eva Doelker-Heim dafür verwendet. Sie bringt uns zum Nachdenken über unsere unmittelbare Lebensumgebung. Allgaier: »Es entstehen intuitive Reflexionen über die Unendlichkeit der Welt, über die Kraft und Macht der Natur. Aber auch über die Positionierung von uns Menschen in dieser Welt.« (GEA)