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Kölschrock im franz.K: Kasalla rufen, Reutlingen eskaliert

Rockmusik aus Köln zündet in Reutlingen: Kasalla spielten im franz K. vor einheimischen Fans und solchen, die weit für sie reisten. Die Stimmung: einzigartig.

Kasallas nimmermüder Sänger Bastian Campmann.
Kasallas nimmermüder Sänger Bastian Campmann. Foto: Thomas Morawitzky
Kasallas nimmermüder Sänger Bastian Campmann.
Foto: Thomas Morawitzky

REUTLINGEN. Am Rhein, da müssen die Herzen wohl in einem lebhafteren, lauteren, lustigeren Ton schlagen. Kasalla, eine Band aus Köln, sind am Sonntagabend im franz.K und bringen große Stimmung in den Saal, mit Partyrock und einer Prise Karneval. Wie viele von denen, die den Saal stehend, tanzend, feiernd ausfüllen, denn aus der Stadt kämen, wie viele aus ihrem Umfeld, und wie viele stundenlang gefahren seien, um Kasalla zu sehen – das fragt Bastian Campmann, Sänger der Band, und es wird klar: Kasalla sind ein Magnet von bemerkenswerter Anziehungskraft.

Kasalla ist ein Wort aus dem Rheinland, das so viel bedeutet, wie Krawall machen, auf den Putz hauen, abgehen, Gas geben, sehr schwungvoll, salopp und gut gestimmt gemeint. Kasalla gründeten sich 2011, waren seither unermüdlich aktiv, lieferten acht Alben ab, live und im Studio. Das 10. Jubiläum ihrer Gründung feierten sie 2022 mit einem Stadionkonzert (es musste pandemiebedingt verschoben werden) und lockten damit 41.000 Menschen in das Kölner Rheinenergiestadion. Auch das franz.K ist rappelvoll – und Kasalla finden im Laufe des Abends sogar heraus, was den meisten ihrer Fans ein Rätsel ist: Woher das soziokulturelle Zentrum seinen Namen hat.

Auf den Putz hauen

Bastian Campmann steht als Frontmann von Kasalla keinen Augenblick still. Er ist das Energiebündel, das von hier nach dort wirbelt, über die Bühne springt, grinst und tanzt und mit kehliger Stimme singt. Kasalla würfeln in ihrer Musik alles zusammen, was Laune macht. Sie wirken wie eine Fusion der Toten Hosen mit Santiano, dem Deutsch-Rap und einer Ska-Band. Flo Peil, Songwriter und Gitarrist, gemeinsam mit Bastian Campmann Gründer der Band, agiert gelassen. Sebastian Wagner spielt den Bass, Schlagzeuger Nils Plum tobt hinter einem Instrument, auf dem der Großbuchstabe K prangt, und Rene »Ena« Schwiers gibt der Musik im Hintergrund Würze: Sein Keyboard trägt die seligeren, emotionaleren Momente der Show; er spielt Melodien auf der Melodika, er schnallt sich das Akkordeon um und lässt die Gemüter noch höher fliegen.

Denn natürlich schlagen bei Kasalla die Wogen hoch – zum Beispiel bei »Kompass«, einem seemannshaft beschwingten Lied, das allerdings wundern lässt, wie diese fünf es nach Reutlingen geschafft haben. Singt Bastian Campmann hier doch: »Minge Kompass zeich immer noh Ko¨lle«. Die Musik dazu rollt wie eine herzliche Welle durch den Saal. Gleich zieht das Tempo an, gleich singt der Saal im Chor, fast so, als ob schon Karneval wäre, beim großen Kasalla-Hit »Piraten«: Da geht es leutselig-raubeinig zu, da brummt der Bass, während alle zusammen »Ahoi!« rufen. Im Foyer, beim Kasalla-Merchandise, gibt es den passenden Pulli dazu: Schwarz mit Totenkopf und roter Pappnase.

Jeder ist dabei

Der Mann am Keyboard holt eine Flöte hervor, elektrische Gitarrenakkorde legen sich unter ihre Melodie. Bald singt die Band a-cappella, bald klatschen alle in die Hände. »Alles ist heute sehr, sehr kompliziert«, das weiß Bastian Campmann. »Und vor allem«, sagt er, »hören wir uns nicht mehr zu, wir schreien uns nur noch an. Jeder hat seine Meinung, und das ist dann auch die Richtige.« Da kann der Zeitgenosse schon einmal die Orientierung verlieren. Aber, merke: »Nazis wählen ist scheiße«, auch wenn es einfach scheint.

Sehr einfach ist aber auch die Musik von Kasalla. Jeder kann sie mitsingen, wenn er ein paar Brocken Kölsch aufschnappt. Jeder ist mit dabei, und wenn die Band das will, dann eskaliert das franz.K – auf die feuchtfröhliche Weise. (GEA)