REUTLINGEN. Elf Jahre gibt es das von Katja Riedel geleitete Blockflötenensemble der Marienkirche schon. Von der Talentschmiede profitiert die Kirchengemeinde ebenso wie die jungen Musikerinnen und Musiker. Drei junge Instrumentalistinnen des Ensembles waren jetzt in einer Stunde der Kirchenmusik zu hören. Sie spielten einen Teil des Programms, das sie für den Bundeswettbewerb Jugend musiziert vorbereitet haben, der im Mai als Videowettbewerb ausgetragen wird. Hannah Blind (15), Josephine Luik (12) und Johanna Rist (13) hatten zuvor erste Preise beim Regional- und Landeswettbewerb geholt.
Der mit »Kontraste« überschriebene Abend lebte vom Wechselspiel von barocken und zeitgenössischen Klängen. Und von der Souveränität, die die Musizierenden an den Tag legten. Bisweilen war Eberhard Becker an der Truhenorgel als harmonisches Gerüst und Tempogleichmaß beisteuernder sensibler Mitspieler gefragt. Vieles meisterten die Nachwuchsmusikerinnen solistisch.
Hannah Blind eröffnete den Reigen mit einer Sonate aus dem 17. Jahrhundert von Dario Castello, in der ihr das Anmutige mit dem Virtuosen ansprechend zu verbinden gelang. Sie war später mit »Toccata: Schlaflied für einen Kolibri« des 1965 geborenen Komponisten Markus Zahnhausen zu hören. Schillernd klang das. Gleichzeitig erinnerte das Stück an die »Hühner und Hähne« aus Camille Saint-Saëns’ »Karneval der Tiere«. In Matthias Mautes »How I Love You, Sweet Follia!« für Tenorblockflöte solo schaffte es Hannah Blind, neben jazzig peitschend perkussiven Klängen auch eine Melodie unterzubringen.
Moderne Spieltechniken
Josephine Luik schlug den Bogen von Jacob van Eycks apartem »Fluitenlusthof« über François Couperins »Verliebte Nachtigall« (in glockenhellem Legato) zu Pete Roses »I’d Rather Be In Philadelphia«. Letzteres spielte sie mit insistierendem Rhythmus und unter Verwendung bravourös von ihr eingesetzter moderner Spieltechniken. Von Erschrockenheit keine Spur.
Johanna Rist schließlich imitierte in dem von Pfarrerin Sabine Großhennig liturgisch umrahmten musikalischen Gottesdienst auf ihrer Flöte hochexpressiv und wandelbar die Laute eines Pavians. Paul Leenhouts »Big Baboon« lieferte die Vorlage dafür. Eine Fantasie von Georg Philipp Telemann führte dann wieder in gediegenere Gefilde. Hier bot Johanna Rist ausnehmend lebendig präsentierte barocke Ausdruckskunst. Mit einer von ihr gestalteten Sonate von Diogenio Bigaglia klang der Abend in wunderbarer Anmut und Frische aus. (GEA)