Dafür haben sich am Dienstagabend erstaunlich wenige Leute interessiert. Nur rund 150 Tickets wurden verkauft für das Holofernes-Konzert im Reutlinger franz.K. Damit es im Club nicht gar so luftig wirkte, blieb die Tribüne geschlossen und der hintere Teil des Saals abgetrennt.
Das 2013 erschienene Soloalbum »Ein leichtes Schwert« mit zwölf Liedern ist nicht abendfüllend, die Berlinerin schickte erst einmal eine Vorband und kam selbst um 21 Uhr auf die Bühne.
Dann aber war sie präsent wie eh und je. In dunklem Pünktchenkleid und Wildlederstiefeln, die Gitarre umgehängt. Sie klang mal wieder etwas zu nölig und rotzig, um als schöne Stimme durchzugehen, aber die Görenröhre ist ihre Marke.
Tanzbar ging es los mit dem ersten Stück des Albums: »Nichtsnutz« heißt es. »Ich mach heut nichts, was etwas nutzt, was unterstützt oder was putzt.«
Als das Album herauskam, stürzten sich die Medien darauf, überall war zu lesen, ah, die Holofernes jetzt solo, och, sie thematisiert ja ihren Alltag als Mutter. Gut erkannt. Tut sie auf ihre ganz spezielle Art, wie man in »Liebe Teil 2 – Jetzt erst recht« hört: »Du fragst: Wie hast du geschlafen. Ich sag: Weniger als du. Du sagst: Weniger als gar nicht. Aber ich hab schon die Augen zu. Und du sagst, du bist so müde. Ich sag: Das ist schlecht. Das ist Liebe. Das ist Liebe, jetzt erst recht.«
Sie überreizt das Thema nicht, schließlich gibt es genügend Wortspielereien und Kulturbesserwissereien zu machen, gut gelaunt, augenzwinkernd, durchaus poetisch.
Musik fürs Hirn und die Beine
Allmählich fragte man sich, wo bloß die ganzen anderen Leute sind. Jene, die quengeln, es gebe in der Gegend ja so wenig gute Konzerte und überhaupt. Hier war eins! Komplett tanzbar. Mit einer entspannten Sängerin, die was fürs Hirn zu bieten hat und haufenweise Instrumente beherrscht. Plus fünf Musikern, die einen zügig vom Helden-Vergleich ablenken, allen voran die Xylofon-Virtuosin Jarita Freydank und Keyboarder-Trompeter-Mundharmoniker Martin Wenk.Knappe eineinhalb Stunden dauerte der Auftritt von Judith Holofernes und ihren neuen Helden. Sie spielte das Album fast komplett, manches davon ordentlich angerockt, und sie mischte neue Stücke darunter – plus ein uraltes ihrer ersten Solo-Ära, vom Album »Kamikazefliege« aus den 1990er-Jahren. Zwischendurch gab es Gecovertes. Fortsetzung folgt hoffentlich. (GEA)