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Aktuell Organisation

Jazzclub Mitte Reutlingen: Neues Team will Kontinuität und Erneuerung

Nach langer Zeit als Programmmacher und Vorsitzender beim Reutlinger Jazzclub in der Mitte hat Clemens Wittel die Zügel abgegeben. Der neue Programmplaner Benjamin Himpel und der neue Vorsitzende Herbert Glöckle haben einiges vor. Alles umwerfen wollen sie nicht.

Sie möchten die Mitte in die Zukunft führen: (von links) Programmplaner Benjamin Himpel, Vorsitzender Herbert Glöckle und Schrif
Sie möchten die Mitte in die Zukunft führen: (von links) Programmplaner Benjamin Himpel, Vorsitzender Herbert Glöckle und Schriftführerin Sabine Siegel. Foto: Armin Knauer
Sie möchten die Mitte in die Zukunft führen: (von links) Programmplaner Benjamin Himpel, Vorsitzender Herbert Glöckle und Schriftführerin Sabine Siegel.
Foto: Armin Knauer

REUTLINGEN. Mit einer Mischung aus Aufbruchsstimmung und Kontinuität strebt der Reutlinger Jazzclub in der Mitte in die Zukunft. Ende März ging im Kellerclub in der Gartenstraße eine Ära zu Ende. Nach 40 Jahren als Programmmacher und 18 Jahren als Vorsitzender gab Clemens Wittel die Zügel ab. Neuer Programmchef ist nun Benjamin Himpel, Informatikprofessor an der Hochschule Reutlingen und Jazzsaxofonist von Rang, gleichzeitig auch Leiter der Hochschul-Bigband. Neuer Vorsitzender ist Herbert Glöckle, bis zu seiner Emeritierung 2019 ebenfalls Informatikprofessor an der Reutlinger Hochschule. Dazu kommt als Schriftführerin Sabine Siegel.

Jazzclub-Termine

Clemens Wittel gibt sein Abschiedskonzert am Samstag, 25. Mai, um 20 Uhr im Jazzclub in der Mitte. Im Sommer ist der Jazzclub viermal zu Gast im Biergarten des Echaz-Hafens: am 24. Juli mit Benjamin Himpels Hochschul-Bigband, am 14. August mit Tante Friedas Jazzkränzchen, am 28. August mit dem Jan Hauf Quartett und am 11. September mit dem David Giesel Quartett. Am Sonntag, 20. Oktober, ist um 11 Uhr ein Familienkonzert im Haus der VHS in Kooperation mit der Reutlinger Musikschule. Am 2. November spielt im Jazzclub die Dutch Swing College Band. Weitere Termine unter https://jazzindermitte.de/

Sie haben sich einiges vorgenommen. Die Mitgliederschaft soll verjüngt werden, auch an jüngeres Publikum will man ran. Alles umwerfen wollen Glöckle & Co. nicht. »Wir hatten schon bisher eine gute Organisation im Club«, sagt der neue Vorsitzende. »Gott sei Dank engagieren sich viele. Das muss man erhalten.« Anders als viele anderen Veranstalter stemmen beim Jazzclub komplett Ehrenamtliche den Betrieb. 60 Mitglieder engagieren sich aktiv.

Erneuerung der Vereins-IT

Modernisiert werden soll die Vereins-IT. Es gehe darum, die Mitgliederverwaltung vollends zu digitalisieren, erklärt Sabine Siegel. Die Vereinsverwaltung soll auf eine cloudbasierte Software umgestellt werden. Bisher sei viel auf Papier und mit Leitzordnern gearbeitet worden. Mit der neuen, internetbasierten Software könne jeder Zugriffsberechtigte von überall auf Dateien zugreifen. »Für die älteren Mitglieder werden die Infos aber weiterhin auf Papier verschickt«, beruhigt Rainer Löffler, beim Club für die Pressearbeit zuständig.

Überarbeitet werden soll die Homepage - samt neuer Technologie im Hintergrund. Auch Livestreamings von Konzerten sollen irgendwann möglich sein. Und zwar weitgehend automatisiert durch den Einsatz künstlicher Intelligenz, sodass man für die Aufnahmen kein ganzes Team braucht. Um das zu stemmen, hat sich der Club mit der Informatik-Abteilung der Reutlinger Hochschule zusammengetan - naheliegend, da Himpel wie Glöckle von dort herkommen. Vom Landesbildungsministerium hat man dafür eine erkleckliche Projektförderung ergattert.

Projekt mit KI-gestütztem Livestreaming

Der eine Projektteil ist an der Hochschule angesiedelt: Hier soll die KI-gestützte Software für das Streaming entwickelt werden. Im Jazzclub wiederum soll das System in der Praxis getestet werden. Irgendwann soll die Technik auch in vergleichbaren Musikclubs einsetzbar sein. Hintergedanke: Man will die jüngere Generation dort abholen, wo sie sich oft aufhält - im Internet.

Clemens Wittel gibt am 25. Mai sein Abschiedskonzert - dem Programmplanungsteam der Mitte bleibt er erhalten.
Clemens Wittel gibt am 25. Mai sein Abschiedskonzert - dem Programmplanungsteam der Mitte bleibt er erhalten. Foto: Armin Knauer
Clemens Wittel gibt am 25. Mai sein Abschiedskonzert - dem Programmplanungsteam der Mitte bleibt er erhalten.
Foto: Armin Knauer

Mehr auf Teams statt auf Einzelpersonen setzen Himpel, Glöckle & Co. künftig in der Club-Organisation. Auch die Programmplanung soll keine Ein-Mann-Show sein. Stattdessen hat Himpel eine Art Programmrat um sich geschart. Er selber gehört dazu, Steven Roberts, Rainer Löffler - und Mitte-Urgestein Clemens Wittel. »Mit seinem riesigen Netzwerk in die Jazz-Szene ist er sehr wertvoll für uns«, betont Glöckle.

Team für Programmplanung

Jeder in diesem Programmteam setzt eigene Akzente. Rainer Löffler ist wichtig, dass der Oldtime-Jazz nicht verschwindet. Himpel steht als Saxofonist für den modernen Instrumentaljazz. Er will neben Standardformationen wie Klavier, Saxofon, Bass und Schlagzeug auch seltenere Jazz-Instrumente wie Posaune oder Vibrafon im Club haben. Oder Duo-Auftritte ohne Schlagzeug. Steven Roberts ist als Sänger erster Ansprechpartner in Sachen Vokaljazz. Von Clemens Wittels riesigem Erfahrungsschatz will man weiter profitieren.

Plattform für junge Künstler

»Ich werde jetzt nicht alles auf Avantgarde-Jazz umstellen«, versichert Himpel. Hier und da will er experimentelleren Ansätzen aber eine Bühne bieten. Zudem ist der Nachwuchs ein Thema. Geplant ist ein Familienkonzert in Kooperation mit der Reutlinger Musikschule im Haus der VHS, als Matinee am 20. Oktober.

Die Dutch Swing College Band kommt am 2. November in den Reutlinger Jazzkeller
Die Dutch Swing College Band kommt am 2. November in den Reutlinger Jazzkeller Foto: PR
Die Dutch Swing College Band kommt am 2. November in den Reutlinger Jazzkeller
Foto: PR

Weitergehen soll die Reihe »Highschool Jazz« mit Studierenden von Musikhochschulen - auch wenn der Name irreführend ist, weil »Highschool« in den USA keine Hochschule, sondern den letzten Schulabschnitt meint. Die Hochschul-Bigband wird im Mitte-Programm auftreten - im Rahmen der sommerlichen Biergartenkonzerte im Echaz-Hafen. Die Kölner Sängerin Julia Ehninger wird im Frühjahr nächsten Jahres einen zeitgenössischen Akzent setzen. Highlight im Herbst wird der Auftritt der Dutch Swing College Band im Jazzkeller - die Niederländer gelten als das Nonplusultra des Oldtime Jazz.

»Wir wollen aber auch weiterhin Spielstätte für regionale Künstler sein«, betonen Glöckle und Himpel. Das Spektrum wird also breit bleiben. Himpel: »Ich mag alle Spielarten von Jazz. Ich bin für alles offen.« (GEA)