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Jamaika mitten in Stuttgart

Gentleman in der Porsche-Arena

Reggae-Spezialist Gentleman.  FOTO: KAPPEL
Reggae-Spezialist Gentleman. FOTO: KAPPEL
Reggae-Spezialist Gentleman. FOTO: KAPPEL

STUTTGART. Schon wieder ein »MTV Unplugged« in Stuttgart: Nachdem Rapper Cro 2016 zwei Mal seine Show aus der berühmten Konzert serie des Musiksenders im Kessel spielte, gab sich jetzt Gentleman die Ehre. Der Reggae-Musiker ist einer der Renommiertesten seines Fachs. Und das obwohl er nicht auf Jamaika, dem Mutterland des Genres, sondern in Osnabrück geboren ist. Gentleman reiste mit 17 Jahren zum ersten Mal auf die Karibikinsel und war verzaubert vom Lebensgefühl der Jamaikaner und deren Musik.

Sieben Studioalben später, im Jahr 2014, klopfte MTV an und nahm mit ihm die Show auf, die er am Sonntag in Stuttgart spielte. Obwohl sie damit schon drei Jahre alt ist, war die Porsche-Arena restlos ausverkauft. Gentleman machte gleich zu Beginn deutlich, dass Stuttgart etwas Besonderes für ihn sei: »Max Herre hat mich damals zum Freundeskreis geholt, ohne ihn würde ich nicht hier stehen!«

Der Song »Tabula Rasa« mit Freundeskreis war für Gentleman der Start ins kommerzielle Musikbusiness. Wer auf eine Wiederauflage des alten Freundeskreises hoffte, wurde an diesem Abend allerdings enttäuscht: Kein Max Herre, keine Joy Denalane auf der Bühne. Aber ganz ehrlich, die hätte es auch gar nicht gebraucht.

Gentlemans »Evolution«-Band feuerte in einem langen Intro die Hits der Reggae-Musik, wie »Is This Love« von Bob Marley oder »Black Woman« von Alborosie, raus. Dann kam Gentleman und spielte sich einmal komplett durch seine Discografie. Ältere Songs wie »Dem Gone« fanden genau so ihren Weg auf die Setlist, wie das neue »Mama«, das er mit Ky-Mani Marley im vergangenen Jahr rausbrachte.

Unterstützung durch Alborosie

Bei den Songs, die eher in Richtung des schnelleren Roots-Reggae gingen, war der Eine oder Andere in Stuttgart vielleicht etwas überfordert von der Energie, die von der Bühne sprühte. Vor allem, als Gentleman seinen Freund Alborosie auf die Bühne holte, der mit seinen bodenlangen Dreadlocks auf der König straße sicher für verwirrte Blicke sorgen würde. Umso mehr feierten die Jüngeren im Publikum dessen große Songs wie »Herbalist« oder »Kingston Town«.

Gentleman und Alborosie gehören zum Kreis der meistrespektierten Reggae-Künstler der Welt – und das trotz ihrer weißen Hautfarbe und europäischen Herkunft. Alborosie, früher in seiner Heimat Italien ein Boy-Band-Star, entschied sich irgendwann, für drei Monate nach Jamaika zu gehen, um die Herkunft der Reggae-Musik näher kennenzulernen. Er lebt nun schon seit 15 Jahren in Kingston.

Auch Gentleman zog es seit seinem ersten Besuch immer wieder auf die Karibik-Insel zurück. Er perfektionierte die Sprache der Rastas und wurde ein Teil ihrer Kultur. Ganz am Ende holte er in Stuttgart seine komplette Crew auf die Bühne und sang mit ihnen zusammen den »Redemption Song« von Bob Marley. Als Mahnung an die, wie er sagt, »zurzeit total verkorkste Welt«. Dazu der Appell, dass bald alles viel besser wird – Reggae eben.

Für Gentleman selbst könnte es viel besser gar nicht laufen. Die aktuelle Tour findet so viel Zuspruch, dass schon jetzt feststeht: Er wird mit seiner Evolution-Band wieder nach Stuttgart kommen. Im November 2018, dann, wenn aus der Porsche-Arena wieder für zweieinhalb Stunden ein kleines Jamaika wird. (GEA)