REUTLINGEN. Schon eine Viertelstunde vor Probenbeginn stehen sechs Bandmitglieder im Eingang der Haus der Jugend in der Museumstraße in Reutlingen bereit. Sie können es kaum abwarten, bis die andere Band den Probenraum für sie freigibt. Vom Keller aus wummern Schlagzeugbeats bis in den Eingangsbereich. Dann verstummen die Klänge und die Tür zum Probenraum öffnet sich. Benjamin Strohmaier kommt heraus. Er betreut als Diplompädagoge und Musiker die Band, die sich selbst »Brennwert« nennt. Er begrüßt die Bandmitglieder alle persönlich mit einem Handschlag oder einer Umarmung. Die Bandmitglieder setzen sich im Bandraum, der einem Gewölbekeller ähnelt, auf die Stühle.
Bevor es an die Instrumente geht, tauschen sich die Musiker erst über die Woche und sonstige Sorgen aus. Seit 16 Jahren gibt es mittlerweile die inklusive Band, die eins von vielen Musik-, Medien- und Computerprojekten des Vereins Kulturwerkstatt ist. Am Geburtstag von Chris, der E-Gitarre spielt, kam die Idee von einer Bandgründung auf. »Wir haben eine andere Band in der Zelle gehört und dachten: Was die können, können wir auch«, erzählt Chris, der seit der Gründung der Band Mitglied ist. Mittlerweile besteht die Band aus insgesamt acht Mitgliedern. An diesem Donnerstag sind sieben davon bei der Probe dabei. Am E-Bass bringen Hannes und Kai die Saiten in Schwung. Marius sorgt am Schlagzeug für die richtigen Beats. Für die klingenden Töne ist Sarah am Schellenkranz verantwortlich und Joachim singt die Texte zur Musik. Benjamin Strohmaier ist auch Teil der Band, er hilft da aus, wo er gebraucht wird, am Keyboard, an der E-Gitarre oder beim Gesang.
Im Stuhlkreis, wo sich die Musiker über ihre Woche austauschen, entstand auch die Idee für den Bandnamen. »Wir haben verschiedene Namen gesammelt und Brennwert hat dann am besten zu unserem kräftigen Rhythmus gepasst«, erzählt Chris. »Wir brennen für Rock und Musik«, fügt Benjamin Strohmaier an. Neben Rock hat die Band aber noch weitere Stücke im Repertoire. Mit Balladen, Rap und Blues ist für jeden was dabei.
Selbstgeschriebene Songs
Jeder Song ist selbst geschrieben. »Wir schreiben die Texte und überlegen dann gemeinsam, wie daraus ein Song gemacht werden kann«, erzählt Chris, der schon viele Texte verfasst hat. Die Texte berühren und gehen unter die Haut, weil sie das behandeln, was im Leben passiert. Liebe, Gefühle, Streit, Witz, aber auch politische Themen sind nur einige Beispiele für die Inhalte der Songs. »Wir haben viele verschiedene Themen und ganz unterschiedliche Leute«, erzählt Chris. Die selbstgeschriebenen Songs sind nicht nur schön anzuhören, sondern haben noch einen weiteren Effekt, verrät Benjamin Strohmaier:»Wenn man Songs schreibt, dann belastet es weniger«. Nach dem Austausch geben die Bandmitglieder dem GEA eine kleine Kostprobe von ihrer Musik.
Im schalldichten Keller zählt Schlagzeuger Marius auf drei und eröffnet den Song. Der Raum wird von Musik und viel Freude bei den Musikern erfüllt. Mit »Rock of Fire« beginnt die Band lautstark ihren ersten Song. Im Song »Nervensäge« geht es um einen Streit, der aber in gegenseitiger Vergebung endet. In weiteren Songs singen die Bandmitglieder vom Sinn des Lebens oder von Träumen, die sie selbst haben. Die Texte der Band kommen auch beim Publikum immer gut an. »Brennwert ist eine der Bands der Kulturwerkstatt, die am meisten Auftritte hat«, betont Benjamin Strohmaier. Für jeden Anlass finde die Band ein passendes Stück.
Musik machen und füreinander da sein
Ob bei Festivals, bei Jahresfesten oder Stadtfesten, die Band Brennwert hat schon einiges zusammen erlebt. Immer wieder werden die Songs auch aufgenommen, einmal ging es sogar in ein professionelles Tonstudio. Im November steht voraussichtlich ein Auftritt bei der Bundesagentur für Arbeit an.
Doch der Band geht es nicht nur um die Musik. »Man kann sich hier auch füreinander Zeit nehmen und ist füreinander da«, betont Benjamin Strohmaier. Darüber singen die Musiker auch im Lied »Lebensweg«. »Der Lebensweg kann steinig sein, da werden wir uns einig sein. Ich lass dich aber nicht allein, ich werde immer bei dir sein«, heißt es im Song. Ein Motto, worüber die Band Brennwert nicht nur singt, sondern das sie auch miteinander lebt. (GEA)

