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Ina Müller in Stuttgart: Weiblich. Lustig. 51.

STUTTGART. »Weiblich. Ledig. 40.« So hieß das Album, mit dem es vor knapp zehn Jahren anfing. Seit damals schreibt Ina Müller drollige bis tiefschürfende Lieder entlang ihrer Lebensphasen. Mittlerweile ist die TV-Moderatorin und Kabarettistin 51 Jahre alt, also geht's allmählich um körperlichen Verfall. Das wollen viele hören, auch hier im Süden.

Nordlicht Ina Müller kam bei den Schwaben gut an.
Nordlicht Ina Müller kam bei den Schwaben gut an. Foto: dpa
Nordlicht Ina Müller kam bei den Schwaben gut an.
Foto: dpa
Fischkopp Ina Müller ist bekannt wie ein bunter Seehund, spätestens seit ihre trinkfreudige, indiskrete Talkshow »Inas Nacht« ins Erste Programm umzog. Am Freitag gastierte sie mit ihrer Band und der »Juhu-Tour« in der nahezu ausverkauften Porsche-Arena.

Altern mit Ralf

Rund 7 000 Fans waren mit Freuden bis Lachtränen dabei, als »die Müllerin« ihre aktuelle Nabelschau ausbreitete. Zwischen den Liedern zelebrierte sie Monologe, die das Potenzial hatten, der Musik die Schau zu stehlen. »Ich kann keinen Sport machen. Ich hab keine Lust.« Bauch-weg-Wäsche alias Shapewear sei für sie keine Lösung. Denn obgleich das Zeug grässlich eng sei, müsse man das Anziehen allein schaffen. »Ralf, hilf mir mal! – Aber dann weiß Ralf den ganzen Abend, wie du unter dem Kleid aussiehst.«

All die Geschichten und Dönnekens kommen locker daher, obwohl das Internet schnell verrät, dass sie landauf, landab dieselben Anekdoten bringt. Mittags im Stuttgarter Hotel habe ein Mann sie angestarrt. »Ich kenn Sie doch!« Tolle Reaktion: »Ach, gucken Sie manchmal Pornos?« Sie findet auch jeden Abend rein zufällig einen Sex-Knebel und eine Peitsche zwischen den Saiten jenes weißen Flügels, den angeblich zuvor David Garrett nutzte.

Wie gut sie wirklich drauf ist, bewies sich in Stuttgart. Die PA fiel aus, die Beschallungstechnik, und musste neu gestartet werden. Ina Müller ging derweil plaudernd im Publikum spazieren. Die Nummer sollten sie ins Skript glatt mit aufnehmen.

Tiefe und Nuancen

»Ich bin die« heißt das aktuelle Album, das sie am Freitag fast lückenlos sang. An ihren Liedern schreibt sie selbst mit, ebenso ihr Freund, Songwriter Johannes Oerding. Es sind Alltags-Miniaturen rund um Hotelnächte, Bahnfahren und Zipperlein. Andere Texte gehen tiefer. Mal geht es um Trennungsschmerz, mal um erkaltete Liebe. In einem Song beschäftigt sich Müller mit dem Kind, das sie nie bekam. Die exzellente Band legte den Teppich aus, und Ina Müller zeigte am Freitag einmal mehr, dass sie ihr Herz nicht nur auf der Zunge, sondern auch in den Stimmbändern trägt. Ihr Spektrum reicht von zerbrechlich zart über glasklar und rauchig bis rotzig. Immer genau richtig.

Das war ein Lob. Was denn sonst! Schließlich sang Ina Müller ganz unsubtil: »Die ganzen Kritiker haben mich gelobt – einer nicht. Wenn ich den Sausack krieg!« (GEA)