REUTLINGEN. »Immer neugierig und wissensdurstig – ganz besonders im Bereich der Druckgrafik«, schreibt Marlene Neumann in ihrer Biografie. Bis zum 17. Mai ist in der Galerie auf dem Podest in der Reutlinger Stadtbibliothek ihre Ausstellung »Der rote Faden« zu sehen. Gezeigt werden Radierungen, Holzschnitte und Objekte, die zur Hälfte aus den Jahren 2023 bis 2025 stammen. Am Dienstag fand unter großer Resonanz die Vernissage statt, viele Mitglieder der Reutlinger Radierwerkstatt waren gekommen. Zuletzt hatte Marlene Neumann 2019 in der Stadtbibliothek ausgestellt.
Den »roten Faden« gibt es leibhaftig. Mal verbindet er als Wollfaden mehrere der insgesamt 68 ausgestellten Werke in den Tischvitrinen, mal hängt er von der Radierung eines Zeppelins herab oder trägt in »Das Leben ist Kirmes« ein kleines Kupferherz. »Der rote Faden steht für die Vielfalt der technischen Möglichkeiten der Radierungen und Holzschnitte sowie für das breite Spektrum an Themen«, so Kunsthistoriker Thomas Becker.
Diplomierte Werbegrafikerin
Marlene Neumann stammt aus Andernach und lebt und arbeitet in Reutlingen und Löffingen. Die diplomierte Werbegrafikerin betreibt seit 1986 ein eigenes Atelier für Malerei, Grafik, Design und Text. Weltweit wurde sie bei Grafikwettbewerben ausgezeichnet und ist unter anderem Mitglied des Württembergischen Kunstvereins. Zahlreiche ihrer Arbeiten wurden von renommierten Museen angekauft.
Besucher steuern sicher zunächst auf einen Globus zu, eine Collage aus Radierungen mit dem Titel »Wo geht die Reise hin?« – Symbol für die Haltung der Künstlerin, zu schauen, wahrzunehmen und offen zu sein für Neues. »Ich experimentierte gerne und verarbeite alles, was mir gefällt«, bekennt sie. Dabei kommt auch die humorvolle Verbindung einer Krähe und eines Hydranten zustande, die die Künstlerin zufällig im Albgut entdeckte.
Hohe Anforderungen
Das Fachwerk der Oberamteistraße in Reutlingen hat es Marlene Neumann ebenfalls angetan. Zu den Holzschnitten von 2024 werden auch die Druckstöcke mit ihren energisch eingekerbten Linien gezeigt. »Anders als bei der Radierung, bei der das Ergebnis immer auch Überraschungen bereithält, steht beim Holzschnitt fest, wie er aussehen wird«, so Becker. In jedem Fall stelle beides hohe Anforderungen sowohl im künstlerischen als auch im handwerklichen Bereich.
In ihrer Experimentierfreude schuf Marlene Neumann Radierungen in Grautönen, in Farbe oder auch nachkoloriert. Radierungen und Holzschnitte werden gemischt, Farbholzschnitte entstehen in Reduktionstechnik. Dabei werden die Motive nach dem Druck mit einer Farbe jeweils aus dem Druckstock herausgeschnitten.
Ausstellungsinfo
Die Ausstellung »Marlene Neumann: Der rote Faden« ist bis zum 17. Mai 2025 in der Galerie auf dem Podest in der Reutlinger Stadtbibliothek, Spendhausstraße 2, zu sehen. Geöffnet ist Dienstag bis Freitag von 10 bis 19 Uhr, Samstag von 10 bis 14 Uhr. (GEA)
Märchen und Fabeln sind zu sehen, immer wieder Tiere und Pflanzen, auch Motive aus anderen Ländern wie Namibia, und ganz viel Heimat: der Lichtenstein, die Achalm, der Spitalhofgiebel, die Marienkirche, die Wilhelmstraße. All das ist sehr ästhetisch und mit dem sicheren Gefühl der Künstlerin für Komposition, Proportion, Form und Farbe geschaffen. »Diese Ausstellung ist ein kleiner Kosmos«, so Thomas Becker. (GEA)