Am Sonntagabend bot sich nun die letzte Möglichkeit, in diese ganz besondere Klangwelt mit ihren historischen Instrumenten und vielseitigen Kompositionen einzutauchen, denn in der Tübinger Stiftskirche war das Abschlusskonzert des Festivals zu hören. Was für ein schmeichelhafter Klang für das Ohr, als rund 25 Musiker auf ihren historischen Instrumenten mit Georg Philipp Telemanns (1681-1767) »Ouverture des nationes anciens et modernes« in das Konzert führten.
Der wesentlich weichere, obertonreichere Klang, den die Schüler der Meisterklassen und ihre Dozenten auf den alten Instrumenten hervorbrachten, war bereits rein instrumental ein Genuss. Er harmonierte darüber hinaus allerdings ebenso perfekt als Bereicherung für die Vokalwerke im Programm. Messen, Motetten, Choräle: Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Meisterklassen »Gesang« sowie der Vielklang-Chor, der auch singbegeisterten Laien offen steht, verstanden es unter anderem bei Werken von Claudio Monteverdi (1567-1643), Heinrich Schütz (1585-1672) und Johann Eccard (1553-1611), sich mit dem Orchester klanglich zu vereinen.
Höhepunkt Händel
Für die solistischen Stücke galt dies sogar noch mehr. Als sich die Stimme der Sopranistin Maria Palaska aus der sanften Streicherbegleitung von Franz Tunders (1614-1667) Choralbearbeitung »An Wasserflüssen Babylon« hervorzuheben begann, konnte man unmöglich von einem Sopransolo mit Orchesterbegleitung sprechen. Die Klänge waren so eng mit einander verwoben und so präzise auf einander abgestimmt, dass jede Exponierung der Lautstärke - gleich ob von Solistin oder Orchester - dem Stück abträglich gewesen wäre.Auch bei den spielerischen und virtuoseren Sopranarien aus Telemanns Kantate »Ino«, gesungen von Janina Staub und Viktoria Wilson, setzte sich das fort. Ein Hörerlebnis, von dem man kaum genug bekommen kann. Insofern verständlich, dass die Aufführenden zu Recht in Erwartung eines begeisterten Publikums eine Zugabe vorbereitet hatten.
Mit »Tu del ciel ministro eletto« aus Georg Friedrich Händels Oratorium »Il trionfo del tempo e del disinganno« schaffte die Sopranistin Janina Staub über der friedvollen Orchesterbegleitung einen letzten und wahrlich eindrucksvollen Höhepunkt des Vielklangfestivals 2017.
Als mittlerweile feste Institution in der Region hat das Festival mit all seinen Angeboten wieder einmal gezeigt, wie viel Freude es macht, sich mit alter Musik zu beschäftigen, praktizierend wie hörend. (GEA)
